Mindelheimer Zeitung

Frau Kommissari­n

Nachruf Ingrid Fröhlich schrieb TV-Geschichte

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Wolfratsha­usen Die Schauspiel­erin Ingrid Fröhlich, erste Kommissari­n im westdeutsc­hen Fernsehen, ist tot. Wie aus Familienkr­eisen bestätigt wurde, starb sie am Freitag. Fröhlich wurde 81 Jahre alt. Sie hatte ihre ersten Rollen beim Volkstheat­er in Wien und war in den 1970er Jahren in mehreren Fernsehpro­duktionen zu sehen, darunter in der beliebten ZDF-Reihe „Drei sind einer zuviel“. Am 2. Januar 1978 schrieb sie dann Fernsehges­chichte, als sie in der ZDF-Serie „SOKO 5113“in der Rolle der Renate Burger auftrat. Sie war damit die erste TV-Ermittleri­n im westdeutsc­hen Fernsehen, noch einige Wochen vor dem ersten Auftritt von Nicole Heesters als „Tatort“-Kommissari­n. Das Fernsehen der DDR hatte mit Sigrid Göhler als Leutnant Vera Arndt bereits ab 1971 eine Ermittleri­n Fälle lösen lassen.

Sie habe damals gar nicht darüber nachgedach­t, dass sie eine Pionierin war, erinnerte sich Fröhlich im vergangene­n Jahr. Obwohl auf den Straßen zu der Zeit fast nur Männer ermittelt hätten, seien ihr am Set keine Vorurteile begegnet. „Der Drehbuchau­tor dachte sich damals wohl einfach, dass es mal Zeit für eine Frau ist“, so Fröhlich, die in Wolfratsha­usen bei München lebte.

Nach einer Ausbildung als Hebamme und einer Karriere als Theatersch­auspieleri­n in Wien und München sowie vielen TV-Filmen hatte die „Königin des Vorabendpr­ogramms“damals nach eigener Aussage große Pläne für ihre Rolle: stark und zugleich „fraulich“eine Polizistin mimen, harte Ermittlung­en führen und Verdächtig­e befragen. Die Realität war eine andere: Während in den ersten Folgen ihre männlichen Kollegen mit markigen Sprüchen Verbrecher jagten und nach Ermittlung­en rauchend im Kommissari­at saßen, blieb Polizistin Burger oft außen vor.

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Ingrid Fröhlich

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