Männerteam schlägt Argentinien 3:1
Die deutschen Hockey-Männer haben das Halbfinale erreicht. Das Team von Bundestrainer Kais al Saadi setzte sich zum Auftakt der K.-o.-Runde bei mehr als 30 Grad im Oi Hockey Stadium mit 3:1 (1:0) gegen Olympiasieger Argentinien durch. Die deutschen Tore erzielten Lukas Windfeder (19. Minute/48.) und Timm Herzbruch (40.) jeweils per Strafecke. Auch der Gegentreffer durch Maico Casella Schuth (52.) konnte den verdienten Sieg nicht verhindern. In der Runde der besten Vier geht es am Dienstag gegen Australien, das den Europameister Niederlande besiegt hat.
Gold. Aber ein Turniersieg würde für das Gastgeberland viel mehr bedeuten als eine Goldmedaille. Es geht auch um eine Art Kulturkampf im Sport generell.
Wer einmal japanische Athletinnen, Athleten oder Mannschaften beobachtet hat, egal in welcher Sportart, wird immer wieder deren faires Spiel bemerken. In den japanischen Sportarten Sumo, Judo und Karate verbeugen sich die Sportler vor und nach dem Kampf. Im Tennis reklamieren japanische Spieler fast nie Schiedsrichterentscheidungen. Im nationalen Fußballmuseum im Zentrum Tokios ist eine ganze Abteilung den Fair-Play-Awards gewidmet, die japanische Nationalmannschaften beider Geschlechter gewonnen haben. „Wir sind stolz darauf, fair zu spielen“, heißt es im Museum.
Im Baseball ist dies besonders wichtig. Schließlich misst sich Japan hier vor allem mit den USA, die den Sport vor ungefähr einem Jahrhundert im ostasiatischen Land populär machten. Als Japan im Zweiten Weltkrieg durch zwei Atombomben
Hiroshima und Nagasaki sowie diverse Luftangriffe auf andere Großstädte zerstört worden war, oktroyierten die siegreichen USA eine neue Verfassung, die dem Land ein Militär verbot. Bis heute sind die USA verteidigungspolitisch der große Bruder Japans. Nicht wenige im Land empfinden dies als Demütigung.
Auch deshalb schielt man im waffenlosen Kampf, dem Sport, immer wieder quer über den Pazifik. Dabei offenbart das in beiden Ländern als Volkssport betriebene Spiel immer wieder die Unterschiede der zwei Länder. In der japanischen Profiliga, die als zweitstärkste der Welt gilt, gibt zum Beispiel ein Ehrenkodex den Spielern vor, dass sie sich anständig zu verhalten haben. Und was in den USA höchstens eine Phrase sei, werde hier für bare Münze genommen: „Wenn es doch mal ein Foul gibt“, so Robert Whiting, „dann hebt man die Mütze, bittet um Verzeihung.“Schließlich müssen japanische Spieler ein Vorbild für die ganze Gesellschaft sein – was von den US-Spielern kaum im selben Ausmaß erwartet wird.
Mehrere Sportjournalisten und Soziologen haben über die letzten Jahrzehnte gerätselt, warum in Jaüber pan ausgerechnet Baseball derart beliebt wurde, dass sich ganze Zeitungen darauf spezialisierten und das größte Medienunternehmen des Landes, Yomiuri, in den Rekordmeister, die Yomiuri Giants, investiert hat. Und immer wieder wird eine Begründung genannt: Kein anderer Sport betone auf die gleiche Weise ein Zusammenspiel zwischen Individualismus und Kollektivismus, also der Leistung des Einzelnen und dem Abschneiden als Team.
Im Baseball kommt es in jeder Spielsituation zu einem Duell. Der Pitcher will den Ball so werfen, dass
Medien analysiert. Wer es umgekehrt aus Japan in den USA zu etwas bringt, den vermisst man, mit viel Stolz, als verlorenen Sohn. Anfang Juli schrieb Shohei Ohtani, seit 2018 unter Vertrag bei den Los Angeles Angels, Baseballgeschichte, als er sowohl als Hitter als auch als Pitcher ins All-Star-Game gewählt wurde. Neben Ohtani standen gleichzeitig die Japaner Yu Darvish und Yusei Kikuchi im Kader der Allerbesten. Die mediale Begeisterung hierüber war so groß, dass für einige Tage von diversen Kontroversen rund um die Olympischen Spiele von Tokio abgelenkt wurde.
Allerdings sind diese drei japanischen Top-Spieler bei Olympia nicht dabei – auch sie stellt die USLiga MLB nicht ab. Damit ist Baseball im Rahmen von „Tokyo 2020“ein bisschen weniger spektakulär. Aber sollte Japan sich weiterhin so komfortabel durchs Turnier bewegen wie bisher und am kommenden Samstag tatsächlich die Goldmedaille gewinnen, kann man immerhin für sich beanspruchen, alles sei fair abgelaufen.