Vettel verliert Platz zwei
Formel 1 Weil er zu wenig Sprit im Tank hat, wird der viermalige Weltmeister nach dem Rennen in Ungarn disqualifiziert. Zuvor hatte Valtteri Bottas mit einem Unfall für viel Chaos gesorgt
Budapest/Augsburg Schreck für Sebastian Vettel auf dem Heimweg. Der viermalige Weltmeister war beim Großen Preis von Ungarn Zweiter geworden, ein Überraschungserfolg. Ähnlich wie der Sieg von Esteban Ocon im Alpine. Als Vettel aber schon auf dem Weg zurück von Budapest in seine Heimat auf der Schweizer Seite am Bodensee war, trafen die Rennkommissare eine folgenschwere Entscheidung. Wegen zu wenig Sprits im Tank wurde Vettel disqualifiziert. Vorgeschrieben ist mindestens ein Liter, nachdem die Autos nach dem Rennende abgestellt werden. Vettel war aber gar nicht bis in den sogenannten Parc fermé gekommen. Wie sich bei der nachfolgenden Kontrolle herausstellte, befanden sich nur noch 0,3 Liter im Tank. Das wurde ihm zu Verhängnis.
Vettel selbst hatte nach Rennende noch von Problemen mit einem Sensor gesprochen, die der Grund für das vorzeitige Abstellen seines Boliden seien. Nun stellte sich heraus, dass sein Team Aston Martin beim Benzin zu knapp kalkuliert hatte. So verlor der Heppenheimer seine Top-Platzierung. Lewis Hamilton
somit auf Rang zwei nach vorne, Carlos Sainz im Ferrari ist neuer Dritter. Ein Ende, das zum ohnehin schon chaotischen Sonntag in Ungarn passte.
Vettel disqualifiziert, zudem verschlechterte sich die Beziehung von Mercedes und Red Bull weiter. Das Verhältnis ist ohnehin schon stark belastet, da hilft die Fehleinschätzung von Valtteri Bottas kurz nach dem Start des Rennens in Budapest überhaupt nicht. Der Finne im Silberpfeil kam so langsam von seiner Startposition auf der wegen Regens rutschigen Strecke weg, als müsste er mit Muskelkraft seinen Wagen antreiben, statt auf den starken Mercedes-Motor bauen zu können. Als er endlich Tempo aufnahm, war er schon von etlichen Kollegen überholt worden. Im Trubel des Rennens schätzte der Finne danach seine Geschwindigkeit falsch ein. Ungebremst raste er in den McLaren von Lando Norris, den er auf Max Verstappen schob. Der RedBull-Rennwagen des WM-Führenden wurde stark beschädigt, während sein Rivale Lewis Hamilton ungeschoren davonkam. Wieder also ein Unfall, bei dem Verstappen der Leidtragende war. Vor zwei Wochen in Silverstone hatte es zwischen dem Niederländer und Hamilton gekracht. Der Brite konnte weiterfahren und gewinnen, Verstappen schied aus.
Ganz so schlimm war es in Budapest für Verstappen nicht, mit dem Sieg aber hatte er nichts zu tun. Den holte Esteban Ocon im Alpine. Es war sein erster Erfolg in der Formel 1. Vettel hatte sich da noch in einem Gefühl aus Freude über Rang zwei, aber auch aus Enttäuschung über den verpassten Sieg befunden. Einige Stunden nach Rennende wurde daraus Frust pur. Hamilton dagegen wurde noch auf Rang zwei nach vorne gespült, er liegt nun in der Gesamtwertung vorne.
Das Rennen wurde nach dem Unfall in Kurve eins unterbrochen, die vielen Fahrzeugteile mussten erst einmal weggeräumt werden. Als es wieder losging, war Verstappen bereit. Hamilton patzte beim Neustart mit seiner Entscheidung, das Rennen regulär aus der Startaufstellung zu beginnen, während der Rest des Feldes in die Boxengasse fuhr, um sich Trockenreifen abzuholen, nachdem die Strecke abgetrocknet war. Das hatte das Kuriosum zur Folge, dass Hamilton ganz alleine in der Startaufstellung stand. Immerhin ging er somit gefährlichen Marückt növern aus dem Weg. Den Reifenwechsel holte der Mercedes-Pilot nach seiner ersten Runde nach, was ihn ans Ende des Feldes der noch teilnehmenden 14 Autos rutschen ließ. Die Aufholjagd also begann, Hamilton wurde am Ende Zweiter, eine starke Leistung des Rekordweltmeisters.
Max Verstappen beendete das Rennen auf Rang neun, auch er profitierte von Vettels Disqualifikation. Dennoch war es wieder einmal ein Wochenende zum Vergessen für das Red-Bull-Team. Und wieder ausgelöst durch einen Mercedes-Fahrer. Gut, dass die Formel 1 nun in die Sommerpause geht und sich die Gemüter abkühlen können. „Das war wieder ein brutales Erlebnis für uns“, sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Und Verstappen meinte: „Die letzten beiden Rennen waren total scheiße“. Bei dem Unfall in Kurve eins war die rechte Seite seines Wagen völlig zerstört worden, die Red-Bull-Mechaniker hatten mit Klebebändern versucht, die wichtigsten Teile zusammenzuhalten. „Da hatte ich keinen Grip mehr“, erklärte Verstappen.
Für Vettel folge das Ungemach nach dem Rennen. Aus der Freude wurde Ernüchterung.