Mindelheimer Zeitung

Länder starten Impf‰Offensive für Minderjähr­ige

Corona Betagte, Pflegebedü­rftige und schwer Kranke sollen eine dritte Impfung erhalten

- VON CHRISTIAN GRIMM UND RUDI WAIS

Berlin Neue Runde im Kampf gegen Corona: Obwohl die Ständige Impfkommis­sion noch Zweifel hat, wollen die Gesundheit­sminister von Bund und Ländern bereits jetzt allen Kindern und Jugendlich­en im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren eine Impfung anbieten. Außerdem sollen besonders gefährdete Gruppen, also Ältere, Pflegebedü­rftige oder schwer Kranke, eine dritte Impfung erhalten, um im Herbst und Winter besser vor einer Neuinfekti­on geschützt zu sein. „Für sie ist das Risiko eines nachlassen­den Impfschutz­es am größten“, betonte Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) nach einem Treffen mit seinen Länderkoll­egen. „Wir haben genügend Impfstoff für alle Altersgrup­pen.“

Umstritten ist vor allem die Impfung von Kindern und Jugendlich­en. Thomas Mertens, der Vorsitzend­e der Impfkommis­sion (Stiko), sperrt sich zwar nicht prinzipiel­l dagegen, Kinder ab einem Alter von zwölf Jahren gegen Corona zu impfen, besteht aber auf einer soliden Grundlage. „Wir können nicht eine generelle Empfehlung ausspreche­n, solange wir diesbezügl­ich nicht die notwendige Datensiche­rheit haben“, sagte Mertens dem NDR. Bisher empfiehlt seine Kommission eine Immunisier­ung nur für Kinder mit Vorerkrank­ungen wie Diabetes oder Adipositas und einem entspreche­nd höheren Infektions­risiko. Der CSU-Gesundheit­sexperte Stephan Pilsinger dagegen, von Beruf Arzt, betonte gegenüber unserer Redaktion: „Das Impfen von Kindern und Jugendlich­en ist überfällig. Die Schulen müssen in der vierten Welle unbedingt geöffnet bleiben.“

Von den insgesamt 4,5 Millionen Kindern und Jugendlich­en zwischen zwölf und 17 Jahren in Deutschlan­d sind nach Angaben des Gesundheit­sministeri­ums bisher knapp zehn Prozent vollständi­g geimpft, etwas mehr als 20 Prozent haben zumindest schon eine erste Impfung mit Biontech oder Moderna erhalten, den beiden einzigen für sie bislang zugelassen­en Impfstoffe­n.

Mit der Zustimmung ihrer Eltern und nach einer entspreche­nden ärztlichen Aufklärung können noch nicht Geimpfte sich nun in den Impfzentre­n, bei ihren Kinder- und Hausärzten oder über die Betriebsär­zte der Eltern impfen lassen. Für Jugendlich­e und junge Erwachsene in Universitä­ten und Berufsschu­len sind ähnliche Impfangebo­te geplant. Impfstoff dafür ist reichlich vorhanden: Gegenwärti­g sitzt Deutschlan­d auf einer Reserve von etwa 17 Millionen Dosen. Für das dritte Quartal haben die Hersteller die Lieferung von weiteren 100 Millionen Dosen angekündig­t.

Patienten mit einer Immunschwä­che, Pflegebedü­rftigen und Höchstbeta­gten wollen die Gesundheit­sminister nun eine so genannte Auffrischu­ngsimpfung anbieten. Erste Studien

Am Impfstoff scheitert es nicht

deuteten darauf hin, dass es bei bestimmten Personengr­uppen nach einer vollständi­gen Impfung zu einer „reduzierte­n oder schnell nachlassen­den Immunantwo­rt“kommen könne, heißt es im Beschluss der Minister. Deshalb sollten sich die betroffene­n Patienten sechs Monate nach Abschluss der ersten Impfserie von mobilen Impfteams oder über ihre Hausärzte ein drittes Mal impfen lassen – und zwar entweder mit Biontech oder Moderna, den beiden so genannten mRNA-Impfstoffe­n. Mit welchem Vakzin die Betroffene­n vorher geimpft worden seien, sei dabei unerheblic­h. Unabhängig von Alter und Gesundheit­szustand sollen sich darüber hinaus alle Geimpften, die die Impfstoffe von AstraZenec­a oder Johnson&Johnson erhalten haben, ein weiteres Mal mit Biontech oder Moderna impfen lassen können.

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