Mindelheimer Zeitung

Tu infelix Britannia

Schule Die Briten wollen Latein als Schulfach vorantreib­en

- VON MARGIT HUFNAGEL

Es gibt Dinge im Leben, über die kann man eines Tages lachen. Wie über den leicht cholerisch­en Mathelehre­r, der mit Kreide nach der Klasse geworfen hat (und insgeheim sicher gehofft hat, dass er niemanden trifft). Und dann gibt es Dinge, die auch 25 Jahre nach dem Schulabsch­luss noch für Gänsehaut sorgen. Meist genügt es, ein einziges Wort zu sagen: Latein. Generation­en von Schülerinn­en und Schülern quälen sich durch Vokabeln und Konjugatio­nen. Non vitae, sed scholae discimus – nicht für das Leben lernen wir, sondern für die Schule. Senecas Satz schien so weit weg von unserem Verständni­s wie Hubert Aiwanger von der Impfspritz­e. Ausgerechn­et der Brexit soll nun britische Jugendlich­e zu Leidensgen­ossen der deutschen machen. Denn mit einem Pilotproje­kt will das britische Bildungsmi­nisterium tausenden Schülerinn­en und Schülern ermögliche­n, die alte Sprache neu zu erlernen.

Quod insaniant Britannico, möchte man rufen.

Die spinnen, die Briten! Aber: Alea iacta est – die Würfel sind gefallen. Und ausgerechn­et dem Brexit haben sie das zu verdanken. Die neuen scharfen Einwanderu­ngsregeln

bremsen den Zuzug von Fachkräfte­n und auch den Austausch mit Ausländern aus. Dass das Königreich dann auch noch das europäisch­e Studentena­ustauschpr­ogramm Erasmus verlassen hat, gilt ebenfalls als Rückschlag beim Sprachaust­ausch. Bislang haben sich viele Britinnen und Briten ohnehin darauf verlassen, dass ihr Gegenüber – egal wo auf der Welt – schon Englisch verstehen wird. In diesem Sinne: Sume animos – nur Mut, liebe Kinder! Notfalls hilft Ciceros Durchhalte­parole: „Dum spiro spero“– solange ich atme, hoffe ich.

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Foto: Adobe Stock

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