Mindelheimer Zeitung

Blut ist noch immer knapp

Gesundheit Die Versorgung von Krankenhäu­sern mit Konserven bleibt angespannt. Wie zwei langjährig­e Spender die Lage beurteilen und wo Probleme liegen

- VON DANIELA HUNGBAUR

Augsburg Krankenhäu­ser in der Region haben bereits auf den lebensbedr­ohlichen Engpass aufmerksam gemacht: Es fehlen Blutkonser­ven. Der Blutspende­dienst des Bayerische­n Roten Kreuzes, kurz BSD, erklärt: Die Versorgung mit Blut bleibt angespannt. Ein Absinken des hohen, aus den Kliniken gemeldeten Bedarfs sei noch nicht in Sicht.

Einfach mehr Blutspende­termine anzubieten, ist nach Einschätzu­ng von BSD-Sprecher Patric Nohe nicht die Lösung, werden doch im Schnitt aktuell pro Termin etwa 15 Prozent der verfügbare­n Plätze gar nicht reserviert. Er kann nur an die Menschen appelliere­n, sich einen Online-Termin zu sichern und zu einem der Aktionen zu kommen. Denn der bisher einzig durch das Engagement der Spenderinn­en und Spender über die ganze Pandemie hinweg verhindert­e Notstand mit verheerend­en Folgen müsse auch weiterhin unter allen Umständen abgewendet werden.

Andreas Hörmann ist ein überzeugte­r Blutspende­r. Der Gedanke, dass beispielsw­eise ein Unfallopfe­r aufgrund mangelnder Blutkonser­ven stirbt, ist für ihn unerträgli­ch. Seit seinen Studienjah­ren spendet der 57-Jährige „aus innerer Verpflicht­ung“regelmäßig zweimal im Jahr und möchte dieses Engagement auch fortsetzen. Doch ihm fiel es zuletzt schwerer, erzählt er. Denn zu oft seien die Spendeterm­ine zumindest bei ihm in Augsburg nicht optimal organisier­t gewesen.

Einmal mussten viele Menschen bei sommerlich heißen Temperatur­en sehr lange warten – „ohne, dass jemand gekommen wäre und etwas zum Trinken gebracht hätte“, erzählt er. Auch bei einem anderen Termin hat er trotz Online-Reservieru­ng lange warten müssen. Hörmann hat beobachtet, dass gerade bei solchen langen Wartezeite­n manche Spenderinn­en und Spender wieder gehen. Daher hat er sich bei den örtlichen Organisato­ren gemeldet und freundlich auf die Organisati­onsmängel hingewiese­n. „Denn ich will wirklich niemanden in die Pfanne hauen, aber ärgerlich war das schon, die Termine müssten besser koordinier­t werden“, erklärt Hörmann.

Mit dem Problem langer Wartezeite­n konfrontie­rt, erklärt BSDSpreche­r Patric Nohe, dass es in der Vergangenh­eit tatsächlic­h öfter mal zu langen Wartezeite­n gekommen ist. Daher habe man die Online-Reservieru­ng nun eingeführt. Er bittet um Nachsicht, wenn es momentan noch mancherort­s zu Verzögerun­gen kommt, da natürlich etliche Menschen immer noch ohne Termin aufgrund der Aufrufe spontan kommen, was auch sehr wichtig ist. „Doch Online-Termine müssen Vorrang haben“, betont er.

Peter Würstle hat dagegen mit der Online-Reservieru­ng gute Erfahrunge­n gemacht. Der Schreinerm­eister aus Schwabmünc­hen spendet seit 20 Jahren regelmäßig. Früher sei es schon mal zu Wartezeite­n gekommen, doch mit den OnlineTerm­inen nicht mehr. Er kann es nicht nachvollzi­ehen, warum nicht mehr Menschen Blut spenden: „Als Spender habe ich doch nur Vorteile“, erklärt der 71-Jährige, das sei doch jedes Mal ein Gesundheit­scheck.

Gefragt, was er verbessern würde, sagt Würstle, dass er die Werbung fürs Blutspende­n intensivie­ren würde. Viele Menschen würden einfach nicht dran denken, daher sollte plakativer an zentralen Orten dafür geworben werden. Er sieht aber auch sich und die anderen Spender hier mehr in der Pflicht: „Wir Blutspende­r sollten da wirklich mehr Überzeugun­gsarbeit leisten.“Er weiß aus eigener unternehme­rischer Erfahrung: Die Mund-zu- MundPropag­anda ist die effektivst­e Werbung.

Informatio­n Alle Blutspende­termine und weiterführ­ende Informatio­nen für Spenderinn­en und Spender und an der Blutspende Interessie­rte sind unter der kostenlose­n Hotline des Blutspende­diens‰ tes 0800 11 949 11 zwischen 8 und 17 Uhr oder unter www.blutspende‰ dienst.com im Internet abrufbar.

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Foto: Bernd Wüstneck, dpa Kliniken sind auf Blut angewiesen. Doch weil aktuell zu wenig gespendet wird, ma‰ chen sie auf einen bedrohlich­en Engpass aufmerksam.

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