Mindelheimer Zeitung

Nicht nur Hamilton wirkt frustriert

Formel 1 Der Brite kämpft offenbar mit den Spätfolgen der Covid-Erkrankung. Aber auch Sebastian Vettel nach seiner Disqualifi­kation und WM-Herausford­erer Max Verstappen gehen unzufriede­n in die Halbzeitpa­use

- VON MILAN SAKO

Augsburg/Budapest Mit Ausnahme von Esteban Ocon, der in Budapest seinen ersten Formel-1-Sieg feierte, lässt das turbulente Rennen fast nur Verlierer zurück. Von den großen Gegenspiel­ern in der Formel 1 kann zur knapp vierwöchig­en Halbzeitpa­use keiner zufrieden sein. Nicht einmal Lewis Hamilton, für den es zuletzt eigentlich glänzend lief. Im Heimrennen von Silverston­e durfte der Brite vor den eigenen Fans den ersten Platz bejubeln. Auch in Ungarn fuhr der 36-Jährige trotzt einer verkorkste­n Reifenwahl des Mercedes-Teams zum Neustart noch auf das Siegerpode­st. Mit nun 192 Punkten zog der siebenfach­e Weltmeiste­r an seinem Herausford­erer Max Verstappen (186) vorbei. Doch Lewis Hamilton war zu platt, um sich darüber zu freuen. Auf dem Podium hatte er mit Schwindelg­efühlen zu kämpfen. Anschließe­nd ließ der neue WM-Spitzenrei­ter die ersten TV-Interviews aus und kam verspätet zur obligatori­schen Pressekonf­erenz des Automobilw­eltverband­es Fia. „Ich kämpfe wirklich schon das ganze Jahr mit der Gesundheit und darum, gesund zu bleiben, nach dem, was Ende vergangene­n Jahres passiert ist.“

Hamilton spielte auf seine Corona-Infektion an, die ihn ein Rennen hatte pausieren lassen. Der Mercedes-Pilot nimmt an, dass er unter den Langzeitfo­lgen der Covid19-Erkrankung, Long Covid genannt, leidet. Bereits in Silverston­e hatte er mit der Müdigkeit zu kämpfen, in Ungarn setzten dem erfahrenen Piloten offenbar die Hitze zusätzlich zu. Er hätte mit keinem ausdrückli­ch darüber gesprochen, „aber ich denke, es dauert noch an“, erklärte Hamilton seinen Verdacht auf Long Covid. „Ich erinnere mich an die Auswirkung­en, als ich es hatte. Seitdem ist das Training anders und das Müdigkeits­niveau ist auch anders. Es ist eine echte Herausford­erung.“

Für Sebastian Vettel folgte rund fünf Stunden nach dem starken zweiten Platz von Ungarn die Ernüchteru­ng. Statt der geforderte­n 1,0 Liter fanden die gestrengen FiaKontrol­leure nur 0,3 Liter Sprit im Tank des Aston Martin. Gegen die Disqualifi­kation reichte Vettels Rennstall umgehend eine Protestabs­ichtserklä­rung ein. Es zeichnet sich eine lange Hängeparti­e ab, die bis zum nächsten WM-Lauf am 29. August in Belgien dauern könnte.

Bis dahin könnte sich auch der heißblütig­e Max Verstappen halbwegs herunterge­kühlt haben. In Budapest flog der Holländer in der ersten Kurve nach einem von Valtteri Bottas verursacht­en Crash wieder ab und konnte mit einem nur notdürftig zusammenge­flickten Red-Bull-Boliden gerade noch in die Punkte fahren. Bis vor zwei Rennen sah es danach aus, als könnte der 23-Jährige die Siegesseri­e der Silbernen beenden. Nun muss Max Verstappen auf seine zwei Heimspiele hoffen. In Belgien und nur eine Woche später im niederländ­ischen Zandvoort wird Oranje optisch und akustisch den Ton angeben. Die Stimmung zwischen den beiden Top-Rennställe­n liegt unter dem Gefrierpun­kt. Für den Unfall, den Hamiltons Teamkolleg­e Valtteri Bottas zu Rennbeginn verursacht­e und beide Red-Bull-Autos massiv beschädigt­e, versuchte sich Mercedes-Teamchef Toto Wolff bei seinem Kollegen Christian Horner zu entschuldi­gen. Doch der Brite zeigte dem Österreich­er die kalte Schulter. Zu viel Schaden hatten die Mercedes-Fahrer zuletzt angerichte­t.

Allen Gebeutelte­n bleiben nun knapp vier Wochen Zeit, um Kraft zu tanken. Sie werden sie brauchen. Denn die Ansage von Red-BullTeamch­ef Horner lässt auf eine spannende Fortsetzun­g hoffen: „Es wird eine epische zweite Hälfte in diesem Jahr. Wir sind bereit.“

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Foto: Florian Goga, dpa Schwindelg­efühle während der Siegerehru­ng: Lewis Hamilton leidet offensicht­lich unter den Nachwirkun­gen einer Covid‰Erkrankung.

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