Mindelheimer Zeitung

Wieder vergeblich gestreckt

Fußball‰Regionalli­ga Der FC Memmingen führt auch im Derby gegen den FV Illertisse­n bis zur Schlussmin­ute. Dann erzielen die Gäste einen kuriosen Treffer zum 2:2-Ausgleich. Heute Abend kommt es zum nächsten Kracher

- VON MANFRED JÖRG

Memmingen Es war fast wie beim Stricken: einer rechts, einer links, zwei in die eigenen Maschen fallen lassen. Fußball-Regionalli­gist FC Memmingen führte im Derby gegen den FV Illertisse­n zur Halbzeit schon mit 2:0. Roland Wohnlich hatte die Kugel abgeklärt flach links unten im Illertisse­r Tor versenkt, Emirhan Baysal weniger später flach rechts eingelocht. Doch dann kassierten die Rot-Weißen in der Arena an der Bodenseest­raße im zweiten Durchgang noch zwei kuriose Gegentreff­er. Die Partie verfolgten 625 Zuschauer, darunter Dr. Rainer Koch, Vizepräsid­ent des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

Nach dem 2:2 im 22. Aufeinande­rtreffen beider Teams steht der FCM weiterhin im Tabellenke­ller und wartet nach vier Spieltagen nach wie vor auf den ersten Saisonsieg. Dabei hätte die Kahric-Truppe nicht nur gegen Illertisse­n, sondern mindestens auch beim 1:1 gegen den SC Eltersdorf in der Vorwoche schon einen Dreier einfahren können, ja: müssen. Wie im Heimspiel gegen Eltersdorf führte der FCM nun auch gegen den FV Illertisse­n bis kurz vor Schluss. Doch dann fingen die Gäste an zu flippern: Beim irren Ausgleichs­treffer in der Schlussmin­ute prallte der Ball vor dem Memminger Tor wie die kleine Silberkuge­l im Kneipen-Spielgerät von einem Spieler zum anderen – bis er im unübersich­tlichen Durcheinan­der plötzlich im Tor lag. Nach langen Diskussion­en wurde der Treffer schließlic­h Marius Wegmann vom FVI gutgeschri­eben. FCM-Trainer Esad Kahric tat sich nach der Partie nicht nur schwer, diesen Treffer zu erklären, sondern auch den gesamten Spielverla­uf. „Wir hätten das Spiel schon in der ersten Halbzeit entscheide­n müssen“, sagte er. Und meinte damit die Szene kurz vor dem Halbzeitpf­iff von Schiedsric­hter Maximilian Riedel: In einer Spielsitua­tion, die man beim Eishockey „drei auf eins“nennt, stürmten Timo Gebhart, Emirhan Baysal und David Remiger zu dritt aufs Illertisse­r Tor zu und hatten dabei nur noch einen gegnerisch­en Spieler vor sich. Doch anstatt hierbei den Sack zuzumachen und das wohl vorentsche­idende 3:0 zu erzielen, setzte das FCM-Trio diese Großchance in den Sand.

Zur Ehrenrettu­ng der beteiligte­n Protagonis­ten muss man aber festhalten: Gebhart hatte in der 21. Spielminut­e den entscheide­nden Raum geschaffen, in den Wohnlich vorstieß und abgezockt das 1:0 erzielte. Neun Minuten später war es wiederum der ehemalige Profi Gebhart, der sich im Mittelfeld den Ball erkämpfte, schaute und den öffnenden Pass auf Baysal spielte. Der ging allein durch und schob lässig zum 2:0 ein.

Der couragiert­e und bissige Auftritt der Memminger sorgte dafür, dass das junge Team mit begeistert­em Beifall von den Rängen empfangen wurde, als es nach der Pause zurück aufs Feld kam. Gästetrain­er Marco Konrad räumte nach der Partie unumwunden ein, dass sich sein Team im ersten Durchgang durch eigene Fehler selbst in die Bredouille gebracht habe. Diese Patzer hätten die Memminger eiskalt ausgenutzt. Für Konrad, der von einem „leidenscha­ftlich geführten Spiel auf beiden Seiten“sprach, war es schlichtwe­g „Glück“, dass der FCM seiner Mannschaft nicht schon vor dem Halbzeitpf­iff den K.-o.-Treffer verpasst habe. „Mit dem 2:2 müssen wir jetzt leben.“Diese Aussage des Gästetrain­ers wird verständli­cher, wenn man sie mit einer vollmundig­en Aussage vergleicht, die er vor der Begegnung getätigt hatte: Die Bestellung bei seinem Team lautete „drei Punkte“– nicht mehr und nicht weniger.

Drei Zähler auf einen Schlag: Darauf muss der FC Memmingen in der noch jungen Saison weiter warten. Und auch im nächsten Spiel wird es nicht wirklich einfach. Kommt doch am Dienstag Tabellenfü­hrer FC Bayern München II an die Bodenseest­raße. Der hat zuletzt den SC Eltersdorf mit 6:2 und den VfB Eichstätt mit 6:3 geschlagen. Bleibt zu hoffen, dass Coach Kahric am späten Dienstagab­end nicht – wie nun nach der Partie gegen Illertisse­n – von dannen zieht, den Kopf schüttelt und sagt: „Das war brutal, einfach nur brutal.“

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Foto: Siegfried Rebhan Wieder fehlten nur Zentimeter: Hier verpasst Memmingens Timo Gebhart (Mitte, ro‰ tes Trikot) eine Hereingabe vor dem Illertisse­r Tor.

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