Mindelheimer Zeitung

Was Autofahrer über AdBlue wissen müssen

Ratgeber Tanken – bei modernen Diesel-Pkw ist damit nicht nur Treibstoff gemeint. Auch die Harnstoffl­ösung muss regelmäßig nachgefüll­t werden. Hier die wichtigste­n Fragen und Antworten dazu

- Stefan Weißenborn, dpa

Dank neuer technische­r Verfahren, sollen Diesel die Abgasnorme­n nicht nur auf dem Prüftstand, sondern auch auf der Straße erfüllen. Gängiges Verfahren, um den Stickoxida­usstoß von Dieselfahr­zeugen in den Griff zu bekommen, ist der Einsatz sogenannte­r SCR-Systeme – die mit AdBlue funktionie­ren. Was ist das?

Was ist AdBlue?

AdBlue ist der Handelsnam­e für eine wässrige Harnstoffl­ösung, die Fahrer von Diesel-Pkw mit SCRKatalys­ator zusätzlich zum Treibstoff regelmäßig tanken müssen. Entspreche­nd ausgerüste­te Fahrzeuge sind dazu mit einem Zusatztank ausgestatt­et. Die Lösung besteht aus 32,5 Prozent Harnstoff und 67,5 Prozent deminerali­siertem Wasser. Inhaber der eingetrage­nen Marke AdBlue ist der Verband der Automobili­ndustrie (VDA). Weltweit gibt es Lizenznehm­er, die AdBlue herstellen.

Wozu dient AdBlue?

Die Harnstoffl­ösung wird eingesetzt, um den Ausstoß von Stickstoff­oxiden zu reduzieren. Dabei wird die Lösung per Einspritzv­erfahren in den Abgasstrom eingeleite­t. Unter Hitze entsteht Ammoniak, das in einem nachgescha­lteten SCR-Katalysato­r bis zu 90 Prozent der Stickstoff­oxide (NOx) zu unschädlic­hem Stickstoff (N2) und Wasser (H2O) verwandelt. Die zugrunde liegende Reaktion nennt sich selektive katalytisc­he Reduktion (kurz: SCR). Erst durch die NOx– teils setzen Hersteller auf Doppellösu­ngen mit einem NOx-Speicherka­t – erfüllen Diesel-Pkw die Werte nach den Abgasnorme­n Euro 6. Aktuell liegt der NOx-Grenzwert bei 80 mg/km. Nach VDA-Angaben unterschre­iten moderne Diesel-Pkw diesen um 80 Prozent und mehr.

Wie hoch ist der Verbrauch?

Es verhält sich wie mit dem Treibstoff – wer viel Gas gibt, der muss auch öfter AdBlue nachfüllen. Auch vom Fahrzeugge­wicht und anderen Faktoren hängt der Verbrauch ab. Der ADAC nennt einen Richtwert: Mit rund drei bis fünf Prozent des Kraftstoff­verbrauchs müssen Autofahrer demnach rechnen. Bei einem Verbrauch von 6 Litern Diesel auf 100 Kilometer sind dies 1,8 bis 3,0 Liter AdBlue – auf 1000 Kilometer.

Wie tanke ich AdBlue nach?

Bei neueren Diesel-Modellen liegt die Tanköffnun­g neben dem Kraftstoff­einfüllstu­tzen. Doch sind AdNachbeha­ndlung Blue-Zapfsäulen selten. Laut Zentralver­band des Tankstelle­ngewerbes (ZTG) gibt es in Deutschlan­d knapp 1000 Tankstelle­n, an denen Pkw-Fahrer AdBlue tanken können (932; Stand: 31. Dezember 2020). Oft wird auch im Rahmen der Serviceint­ervalle nachgegoss­en, oder man kauft AdBlue in Gebinden und füllt es selbst nach. Tankstelle­n und Verkaufsst­ellen lassen sich zum Beispiel über die Smartphone-Apps wie „FindAdBlue“aufspüren. Wichtig: Auf dem Produkt sollte neben dem Markenname­n vermerkt sein, dass es die Norm ISO 22241 erfüllt.

Wann muss ich spätestens tanken?

Muss nachgefüll­t werden, meldet sich der Bordcomput­er. Die Mindestmen­ge liegt mal bei einem Zehntel des AdBlue-Tanks, mal bei 2400 Kilometern Restreichw­eite. Wird ein gewisser Füllstand unterschri­tten, kann der Motor in der Regel nicht mehr gestartet werden.

Was kostet AdBlue?

Die Harnstoffl­ösung gibt es in Werkstätte­n, Discounter­n, im Zubehörhan­del und an der Tankstelle in verschiede­nen Größen. Die Preise schwanken dabei beträchtli­ch. Teils bekommt man den Liter schon unter einem Euro, manchmal werden knapp fünf Euro verlangt. Wer an der Tankstelle AdBlue zapft, tankt ebenfalls recht günstig und vermeidet dabei Abfall in Form der AdBlue-Einwegflas­chen.

Ist AdBlue giftig oder drohen sonstige Schäden?

Die geruchlose und farblose Flüssigkei­t ist nicht giftig. Doch Vorsicht beim Umgang ist angesagt: Nach Angaben das ADAC kann sie auf Augen, Haut und Atemwege reizend wirken. Also schnell mit Wasser abwaschen. Gleiches gilt, wenn beim Nachtanken etwas daneben geht und auf’s Blech tröpfelt. Der Harnstoff kann bei längerer Einwirkung zu Schäden auf Lacken und Kunststoff­en führen.

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Foto: dpa Doppelt hält besser: Diesel‰Fahrer müssen neben dem Kraftstoff in bestimmten Abständen auch AdBlue nachfüllen. Wer das auch gleich an der Zapfsäule erledigt, spart sich zumindest den Verpackung­smüll.

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