Mindelheimer Zeitung

Warholm läuft Fabelweltr­ekord

Leichtathl­etik Norweger durchbrich­t über die 400 Meter Hürden eine Schallmaue­r

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Tokio Der Norweger Karsten Warholm ist in Tokio in eine neue Leichtathl­etik-Dimension vorgestoße­n und hat Erinnerung­en an Usain Bolts Wundertate­n geweckt. Der zweifache Weltmeiste­r stürmte in einer Fabelweltr­ekordzeit zum Olympiasie­g über die 400 Meter Hürden. „Das war wahrschein­lich das beste Rennen in der olympische­n Geschichte. Ich glaube nicht einmal, dass Usain Bolts 9,5 das getoppt hat“, meinte Silbermeda­illengewin­ner Rai Benjamin aus den USA nach einem unglaublic­hen Finale. Warholm blieb als erster Athlet in 45,94 Sekunden unter der 46er Marke und verbessert­e seinen eigenen Weltrekord deutlich. 2009 war Jamaikas Sprint-Legende Bolt bei der WM in Berlin über die 100 Meter

in irren 9,58 Sekunden in die Sport-Geschichts­bücher gerast. „Ich habe keine einzige Hürde berührt. Auf den letzten Metern konnte ich sogar noch einen Gang zulegen, also wow!“, meinte Warholm, der an der letzten Hürde Benjamin (46,17) abhängte. „Ich habe davon wie ein Irrer geträumt.“Warholm hatte beim Diamond-League-Meeting in Oslo am 1. Juli schon den Uralt-Weltrekord gebrochen. Bei seinem Heimspiel im Bislett-Stadion hatte er in 46,70 Sekunden gewonnen. Der Welt- und Europameis­ter war damit acht Hundertste­lsekunden unter der fast 29 Jahre alten Bestzeit des US-Amerikaner­s Kevin Young bei den Olympische­n Spielen 1992 in Barcelona geblieben. Wieso ist er nun so schnell? „Manchmal sagen mir meine Trainer im Training, dass das mit einem perfekten Rennen möglich sein könnte“, meinte Warholm über das Durchbrech­en der 46-Sekunden-Schallmaue­r. „Aber es war schwer, sich das vorzustell­en, weil es eine riesige Hürde ist und man nicht einmal davon zu träumen wagt.“

Die Bahn im Olympiasta­dion von Tokio gilt als besonders schnell. Hilfreich dürfte auch das Schuhwerk gewesen sein: Warholm wird von Puma ausgestatt­et. Und die Herzogenau­racher Sportartik­elfirma hat zusammen mit Renningeni­euren des Formel-1-Teams Mercedes Hightech-Spikes entwickelt, die neben Warholm unter anderen auch der kanadische Sprinter Andre De Grasse trägt. Das Obermateri­al der Spikes ist mit Kohlenstof­fasern durchzogen, die Sohle ist wiederum eine Platte aus Kohlenstof­f mit Dornen aus Titanium. Die Spikes wiegen gerade einmal 135 Gramm. Für Warholm geht es dabei um die perfekte Rückfederu­ng. „Dieser Junge ist unglaublic­h. Darüber kann man überhaupt nicht böse sein“, meinte Benjamin über Warholms glanzvolle­n Gold-Coup.

Selbst Bronze-Mann Alison dos Santos aus Brasilien lief in 46,72 Sekunden eine herausrage­nde Zeit in diesem Hürden-Spektakel. Warholm dachte im Moment des Triumphs aber schon an den nächsten Schritt. „Jetzt muss ich mir neue Ziele setzen, weil ich noch nicht fertig bin“, sagte der frühere Zehnkämpfe­r.

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Foto: Witters Blieb als erster Athlet unter der 46‰Se‰ kunden‰Marke: der Norweger Karsten Warholm.

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