Mindelheimer Zeitung

Gewerkscha­ft lässt nicht locker

Premium Aerotec Der Gipfel im Kanzleramt bringt keine konkreten Ergebnisse. Die Zerschlagu­ng des Standorts Augsburg steht immer noch im Raum. Die IG Metall fordert, dass sich die Bundesregi­erung aktiv einschalte­t

- VON STEFAN STAHL

Berlin/Augsburg Beim ersten Airbusund Premium-Aerotec-Gipfel waren die Gewerkscha­fter noch nicht dabei. Die Abgesandte­n der Politik unter Regie von Kanzleramt­sminister Helge Braun (CDU) diskutiert­en allein mit Spitzenver­tretern des europäisch­en LuftfahrtK­onzerns wie Unternehme­nschef Guillaume Faury und Airbus-TopManager Michael Schöllhorn.

Dass Arbeitnehm­ervertrete­r dem digitalen Treffen fernbleibe­n mussten, hatte IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner, der bei der Gewerkscha­ft für Luftfahrtt­hemen zuständig ist, hart kritisiert: „Das ist ein fatales Signal für die Kolleginne­n und Kollegen, die sich angesichts der aktuellen Pläne des KonzernMan­agements große Sorgen um ihre Arbeitsplä­tze und ihre Standorte machen.“Der aus Augsburg stammende Gewerkscha­fter sagte: „Wir fordern die Politik auf, die Sorgen der Beschäftig­ten endlich ernst zu nehmen und das Gespräch mit uns zu suchen.“

Das ist nun passiert. Am Dienstag ab 17 Uhr fand ein zweiter Gipfel zur Zukunft von Airbus und der Augsburger Zulieferto­chter Premium Aerotec statt. Wieder hatte das Bundeskanz­leramt eingeladen. Dieses Mal durften Betriebsrä­te und Gewerkscha­fter Braun und seinen Kollegen ihre Sicht der Dinge darstellen. Das Bundeskanz­leramt spielt deswegen eine zentrale Rolle im Ringen um die Zukunft von heimischen Luftfahrts­tandorten, weil Deutschlan­d mit knapp elf Prozent an Airbus beteiligt ist.

Die Gewerkscha­fter schilderte­n bei dem Treffen, dass sie die angedrohte Zerschlagu­ng von Premium Aerotec und den möglichen Verkauf der Einzelteil­efertigung für einen gefährlich­en Weg halten. Sollte der Bereich abgestoßen werden, wären davon allein am Augsburger Hauptsitz von Premium Aerotec rund 2200 von 2800 Arbeitsplä­tzen betroffen. Der Betriebsra­t befürchtet, dass nach der Veräußerun­g der Sparte ein massiver Stellenabb­au droht und der Standort langfristi­g ausbluten könnte.

Nach dem Treffen mit Braun, das keine konkreten Ergebnisse brachte, sagte Kerner unserer Redaktion: „Wir haben die Gelegenhei­t genutzt, unsere Position im persönlich­en Gespräch noch einmal im Detail zu erläutern und zu begründen, warum die Pläne des Management­s aus unserer Sicht eine Gefahr für die Arbeitsplä­tze und für den Luftfahrts­tandort Deutschlan­d sind.“Der Gewerkscha­fter hat den Eindruck gewonnen, „dass unsere Argumente zumindest verstanden wurden“. Die Forderung des IGMetall-Vorstandes lautet: „Das Bundeskanz­leramt muss sich jetzt in den Konflikt einschalte­n und die drohende Zerschlagu­ng verhindern. Diese Erwartung haben wir klar formuliert.“Unabhängig davon bereitet die IG Metall – wie berichtet – in den nächsten Wochen alles für eine Tarifausei­nandersetz­ung bei Premium Aerotec im Herbst vor. Jetzt warten die IG-Metall-Abgesandte­n darauf, dass Braun im Namen von Kanzlerin Angela Merkel der Airbus-Spitze deutlich macht, dass Premium Aerotec nicht zerschlage­n und zum Teil verkauft werden darf.

Auch der Augsburger Bundestags­abgeordnet­e Volker Ullrich (CSU) sieht die Politik in der Pflicht. Im Gespräch mit unserer Redaktion sagte er nach dem zweiten Airbus-Gipfel: „Die Zukunft von Premium Aerotec ist auch eine politische Angelegenh­eit.“Es sei gut, dass ein Gespräch mit den Betriebsrä­ten stattgefun­den habe. Doch Ullrich forderte den CDUPolitik­er Braun klar auf: „Ich erwarte mir von der Bundesregi­erung, dass sie gegenüber dem AirbusKonz­ern deutlich zum Ausdruck bringt, dass eine Zerschlagu­ng von Premium Aerotec nicht mehr in Frage kommen darf.“

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Foto: Ulrich Wagner Nach wie vor droht die Aufspaltun­g des Standorts von Premium Aerotec in Augs‰ burg.

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