Gewerkschaft lässt nicht locker
Premium Aerotec Der Gipfel im Kanzleramt bringt keine konkreten Ergebnisse. Die Zerschlagung des Standorts Augsburg steht immer noch im Raum. Die IG Metall fordert, dass sich die Bundesregierung aktiv einschaltet
Berlin/Augsburg Beim ersten Airbusund Premium-Aerotec-Gipfel waren die Gewerkschafter noch nicht dabei. Die Abgesandten der Politik unter Regie von Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) diskutierten allein mit Spitzenvertretern des europäischen LuftfahrtKonzerns wie Unternehmenschef Guillaume Faury und Airbus-TopManager Michael Schöllhorn.
Dass Arbeitnehmervertreter dem digitalen Treffen fernbleiben mussten, hatte IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner, der bei der Gewerkschaft für Luftfahrtthemen zuständig ist, hart kritisiert: „Das ist ein fatales Signal für die Kolleginnen und Kollegen, die sich angesichts der aktuellen Pläne des KonzernManagements große Sorgen um ihre Arbeitsplätze und ihre Standorte machen.“Der aus Augsburg stammende Gewerkschafter sagte: „Wir fordern die Politik auf, die Sorgen der Beschäftigten endlich ernst zu nehmen und das Gespräch mit uns zu suchen.“
Das ist nun passiert. Am Dienstag ab 17 Uhr fand ein zweiter Gipfel zur Zukunft von Airbus und der Augsburger Zuliefertochter Premium Aerotec statt. Wieder hatte das Bundeskanzleramt eingeladen. Dieses Mal durften Betriebsräte und Gewerkschafter Braun und seinen Kollegen ihre Sicht der Dinge darstellen. Das Bundeskanzleramt spielt deswegen eine zentrale Rolle im Ringen um die Zukunft von heimischen Luftfahrtstandorten, weil Deutschland mit knapp elf Prozent an Airbus beteiligt ist.
Die Gewerkschafter schilderten bei dem Treffen, dass sie die angedrohte Zerschlagung von Premium Aerotec und den möglichen Verkauf der Einzelteilefertigung für einen gefährlichen Weg halten. Sollte der Bereich abgestoßen werden, wären davon allein am Augsburger Hauptsitz von Premium Aerotec rund 2200 von 2800 Arbeitsplätzen betroffen. Der Betriebsrat befürchtet, dass nach der Veräußerung der Sparte ein massiver Stellenabbau droht und der Standort langfristig ausbluten könnte.
Nach dem Treffen mit Braun, das keine konkreten Ergebnisse brachte, sagte Kerner unserer Redaktion: „Wir haben die Gelegenheit genutzt, unsere Position im persönlichen Gespräch noch einmal im Detail zu erläutern und zu begründen, warum die Pläne des Managements aus unserer Sicht eine Gefahr für die Arbeitsplätze und für den Luftfahrtstandort Deutschland sind.“Der Gewerkschafter hat den Eindruck gewonnen, „dass unsere Argumente zumindest verstanden wurden“. Die Forderung des IGMetall-Vorstandes lautet: „Das Bundeskanzleramt muss sich jetzt in den Konflikt einschalten und die drohende Zerschlagung verhindern. Diese Erwartung haben wir klar formuliert.“Unabhängig davon bereitet die IG Metall – wie berichtet – in den nächsten Wochen alles für eine Tarifauseinandersetzung bei Premium Aerotec im Herbst vor. Jetzt warten die IG-Metall-Abgesandten darauf, dass Braun im Namen von Kanzlerin Angela Merkel der Airbus-Spitze deutlich macht, dass Premium Aerotec nicht zerschlagen und zum Teil verkauft werden darf.
Auch der Augsburger Bundestagsabgeordnete Volker Ullrich (CSU) sieht die Politik in der Pflicht. Im Gespräch mit unserer Redaktion sagte er nach dem zweiten Airbus-Gipfel: „Die Zukunft von Premium Aerotec ist auch eine politische Angelegenheit.“Es sei gut, dass ein Gespräch mit den Betriebsräten stattgefunden habe. Doch Ullrich forderte den CDUPolitiker Braun klar auf: „Ich erwarte mir von der Bundesregierung, dass sie gegenüber dem AirbusKonzern deutlich zum Ausdruck bringt, dass eine Zerschlagung von Premium Aerotec nicht mehr in Frage kommen darf.“