Das sind die Konkurrenten für Penzing
Bewerbung Intel sucht einen Standort für eine Chip-Fabrik in Europa. Im Rennen ist der ehemalige Fliegerhorst bei Landsberg. Doch es gibt noch weitere Bewerber
Penzing Die Fabrik könnte hunderte Arbeitsplätze und große Investitionen in die Region bringen. Es ist eine der wichtigsten regionalen Wirtschaftsnachrichten dieses Jahres, dass sich die Gemeinde Penzing bei Landsberg um eine Chip-Fabrik des US-Herstellers Intel bewirbt. Intel-Chef Pat Gelsinger hatte in diesem Frühjahr angekündigt, die Fertigung an Halbleitern deutlich zu erhöhen. Dafür sei man auch in Europa auf Standortsuche.
„Wir wollen dabei unseren Beitrag zur Erfüllung des Ziels der EU leisten, bis zum Jahr 2030 20 Prozent der Weltproduktion an Halbleitern einschließlich Prozessoren in Europa zu fertigen“, sagt Christin Eisenschmid, Intel-Geschäftsführerin in Deutschland. Einem Bericht der Financial Times zufolge seien anfangs Investitionen von rund 20 Milliarden Dollar geplant. Ein Hauptkriterium sei, dass eine große, zusammenhängende Fläche vorhanden sei, sagt eine Intel-Sprecherin unserer Redaktion. Zudem muss Know-how am Ort vorhanden sein, wichtig sei auch eine sichere und gute Strom- und Wasserversorgung. „Ich denke, dass wir spätestens Ende des Jahres eine Entscheidung über den Standort haben werden“, sagt die Sprecherin.
Intel betreibt bisher sechs Produktionsstätten – in den USA, Europa, Israel und China. Größter Standort ist Hillsboro in Oregon, USA, wo knapp 21000 Angestellte arbeiten. In Europa liegt die einzige IntelChipfabrik im irischen Leixlip. Der Standort zählt 4900 Angestellte. Seit 2019 ist die Produktion für 7 Milliarden Dollar ausgebaut worden. Intel schafft damit dauerhaft weitere 1600 IT-Arbeitsplätze.
Dies verdeutlicht die Dimensionen, um die es geht. Doch es gibt Konkurrenten, die um den Standort buhlen.
● Penzing In Penzing stehen bald 270 Hektar Fläche bereit. Die Bundeswehr zieht sich von ihrem Fliegerhorst zurück. Fläche ist also vorhanden. Für Penzing spricht der Hochtechnologiestandort Süddeutschland. Im Großraum Augsburg – München liegen hervorragende Hochschulen und Universitäten. Die Autobauer BMW, Audi und Mercedes und Konkurrent Infineon sind nah. Internationale TechKonzerne wie Microsoft haben sich in München niedergelassen. Intel selbst ist bereits mit drei Standorten in München, Krailling, und Neubiberg vertreten. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) unterstützt die Bewerbung Penzings mit Nachdruck.
● Schweinfurt Noch eine zweite bayerische Stadt bewirbt sich um die Intel-Fabrik: Schweinfurt. Dort ist ebenfalls ein früheres Kasernengelände als Standort im Gespräch – die Conn Baracks. Lange Jahre waren dort US-Soldaten stationiert. Schweinfurt hat das Areal Mitte April Intel als Standort vorgeschlagen, berichtete das Landratsamt. Ersten Rückmeldungen zufolge sei die Bewerbung positiv aufgenommen worden. Der Zweckverband Interkommunaler Gewerbepark Conn Barracks beabsichtigt den Erwerb des Geländes, das sich in Bundeseigentum befindet. „Es sollen rund 100 Hektar Gewerbepark entstehen“, erklärt Frank Deubner, Leiter der Wirtschaftsförderung am Landratsamt. „Die Intel-Bewerbung läuft“, sagte er unserer Redaktion. „Wir würden es begrüßen, wenn Intel zu uns kommt.“Schweinfurt will damit punkten, dass es mit Firmen wie Schaeffler ein großer Industriestandort ist. Derzeit befindet sich im Eingangsbereich der Kaserne noch ein Zentrum für Geflüchtete. Dazu stehe man aber in Austausch mit der Staatsregierung.
● Fast selbstverständlich ist es, dass Sachsen den Finger gehoben hat. Rund um Dresden ist eines der europäischen Zentren für Mikroelektronik entstanden. Unternehmen, Start-ups und Forschungseinrichtungen haben sich zum Netzwerk „Silicon Saxony“zusammengeschlossen. Der Name prägt die ganze Region.
Der US-Hersteller Globalfoundries hat in Dresden für über 12 Milliarden Dollar das größte Halbleiterwerk in Europa errichtet. Dort arbeiten rund 3200 Beschäftigte. Bosch hat rund eine Milliarde Euro investiert, um Halbleiter für die Fahrzeugindustrie herzustellen. Auch Infineon baut seinen Standort in Dresden aus.
Nach Angaben des Netzwerks zählt „Silicon Saxony“inzwischen rund 70500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 25000 im Bereich Mikroelektronik. Fachkräfte gibt es also, Fläche ist da, Baurecht müsste erst geschaffen werden.
„Dresden kommt mit seiner Nähe zu Forschung und Entwicklung, der Zulieferindustrie und Start-ups für den Aufbau einer Fabrik infrage“, sagt „Silicon Saxony“-Sprecher Robert Weichert unserer Redaktion.
● Brandenburg Ebenfalls im Rennen ist das Bundesland Brandenburg, unter anderem mit Frankfurt an der Oder. Hier äußert man sich bisher zurückhaltend. Diese Strategie ist bei der Ansiedlung von Tesla in Grünheide nahe Berlin aufgegangen. „Es war ein Vorteil, dass eine solche Vorab-Meldung bei Tesla nicht in der Presse war“, sagte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach kürzlich Antenne Brandenburg.
● Ausland Dass Deutschland ein chancenreicher Kandidat ist, hatte Intel-Chef Gelsinger bei seinem Deutschland-Besuch deutlich gemacht. Doch auch andere Länder sind im Rennen. Das Unternehmen hat sich anscheinend auch in Frankreich, den Niederlanden und Belgien umgesehen. In Italien traf Gelsinger Mitglieder der Regierung von Mario Draghi und räumte auch dem Land gute Chancen ein.
Penzing ist also nicht der einzige Bewerber und muss sich anstrengen. Die Gemeinde hat aber gute Argumente auf ihrer Seite.
Ein Kriterium ist eine zusammenhängende Fläche
Besuch auch bei Mario Draghi