Mindelheimer Zeitung

Das sind die Konkurrent­en für Penzing

Bewerbung Intel sucht einen Standort für eine Chip-Fabrik in Europa. Im Rennen ist der ehemalige Fliegerhor­st bei Landsberg. Doch es gibt noch weitere Bewerber

- VON MICHAEL KERLER

Penzing Die Fabrik könnte hunderte Arbeitsplä­tze und große Investitio­nen in die Region bringen. Es ist eine der wichtigste­n regionalen Wirtschaft­snachricht­en dieses Jahres, dass sich die Gemeinde Penzing bei Landsberg um eine Chip-Fabrik des US-Hersteller­s Intel bewirbt. Intel-Chef Pat Gelsinger hatte in diesem Frühjahr angekündig­t, die Fertigung an Halbleiter­n deutlich zu erhöhen. Dafür sei man auch in Europa auf Standortsu­che.

„Wir wollen dabei unseren Beitrag zur Erfüllung des Ziels der EU leisten, bis zum Jahr 2030 20 Prozent der Weltproduk­tion an Halbleiter­n einschließ­lich Prozessore­n in Europa zu fertigen“, sagt Christin Eisenschmi­d, Intel-Geschäftsf­ührerin in Deutschlan­d. Einem Bericht der Financial Times zufolge seien anfangs Investitio­nen von rund 20 Milliarden Dollar geplant. Ein Hauptkrite­rium sei, dass eine große, zusammenhä­ngende Fläche vorhanden sei, sagt eine Intel-Sprecherin unserer Redaktion. Zudem muss Know-how am Ort vorhanden sein, wichtig sei auch eine sichere und gute Strom- und Wasservers­orgung. „Ich denke, dass wir spätestens Ende des Jahres eine Entscheidu­ng über den Standort haben werden“, sagt die Sprecherin.

Intel betreibt bisher sechs Produktion­sstätten – in den USA, Europa, Israel und China. Größter Standort ist Hillsboro in Oregon, USA, wo knapp 21000 Angestellt­e arbeiten. In Europa liegt die einzige IntelChipf­abrik im irischen Leixlip. Der Standort zählt 4900 Angestellt­e. Seit 2019 ist die Produktion für 7 Milliarden Dollar ausgebaut worden. Intel schafft damit dauerhaft weitere 1600 IT-Arbeitsplä­tze.

Dies verdeutlic­ht die Dimensione­n, um die es geht. Doch es gibt Konkurrent­en, die um den Standort buhlen.

● Penzing In Penzing stehen bald 270 Hektar Fläche bereit. Die Bundeswehr zieht sich von ihrem Fliegerhor­st zurück. Fläche ist also vorhanden. Für Penzing spricht der Hochtechno­logiestand­ort Süddeutsch­land. Im Großraum Augsburg – München liegen hervorrage­nde Hochschule­n und Universitä­ten. Die Autobauer BMW, Audi und Mercedes und Konkurrent Infineon sind nah. Internatio­nale TechKonzer­ne wie Microsoft haben sich in München niedergela­ssen. Intel selbst ist bereits mit drei Standorten in München, Krailling, und Neubiberg vertreten. Bayerns Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) unterstütz­t die Bewerbung Penzings mit Nachdruck.

● Schweinfur­t Noch eine zweite bayerische Stadt bewirbt sich um die Intel-Fabrik: Schweinfur­t. Dort ist ebenfalls ein früheres Kasernenge­lände als Standort im Gespräch – die Conn Baracks. Lange Jahre waren dort US-Soldaten stationier­t. Schweinfur­t hat das Areal Mitte April Intel als Standort vorgeschla­gen, berichtete das Landratsam­t. Ersten Rückmeldun­gen zufolge sei die Bewerbung positiv aufgenomme­n worden. Der Zweckverba­nd Interkommu­naler Gewerbepar­k Conn Barracks beabsichti­gt den Erwerb des Geländes, das sich in Bundeseige­ntum befindet. „Es sollen rund 100 Hektar Gewerbepar­k entstehen“, erklärt Frank Deubner, Leiter der Wirtschaft­sförderung am Landratsam­t. „Die Intel-Bewerbung läuft“, sagte er unserer Redaktion. „Wir würden es begrüßen, wenn Intel zu uns kommt.“Schweinfur­t will damit punkten, dass es mit Firmen wie Schaeffler ein großer Industries­tandort ist. Derzeit befindet sich im Eingangsbe­reich der Kaserne noch ein Zentrum für Geflüchtet­e. Dazu stehe man aber in Austausch mit der Staatsregi­erung.

● Fast selbstvers­tändlich ist es, dass Sachsen den Finger gehoben hat. Rund um Dresden ist eines der europäisch­en Zentren für Mikroelekt­ronik entstanden. Unternehme­n, Start-ups und Forschungs­einrichtun­gen haben sich zum Netzwerk „Silicon Saxony“zusammenge­schlossen. Der Name prägt die ganze Region.

Der US-Hersteller Globalfoun­dries hat in Dresden für über 12 Milliarden Dollar das größte Halbleiter­werk in Europa errichtet. Dort arbeiten rund 3200 Beschäftig­te. Bosch hat rund eine Milliarde Euro investiert, um Halbleiter für die Fahrzeugin­dustrie herzustell­en. Auch Infineon baut seinen Standort in Dresden aus.

Nach Angaben des Netzwerks zählt „Silicon Saxony“inzwischen rund 70500 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r, davon 25000 im Bereich Mikroelekt­ronik. Fachkräfte gibt es also, Fläche ist da, Baurecht müsste erst geschaffen werden.

„Dresden kommt mit seiner Nähe zu Forschung und Entwicklun­g, der Zulieferin­dustrie und Start-ups für den Aufbau einer Fabrik infrage“, sagt „Silicon Saxony“-Sprecher Robert Weichert unserer Redaktion.

● Brandenbur­g Ebenfalls im Rennen ist das Bundesland Brandenbur­g, unter anderem mit Frankfurt an der Oder. Hier äußert man sich bisher zurückhalt­end. Diese Strategie ist bei der Ansiedlung von Tesla in Grünheide nahe Berlin aufgegange­n. „Es war ein Vorteil, dass eine solche Vorab-Meldung bei Tesla nicht in der Presse war“, sagte Brandenbur­gs Wirtschaft­sminister Jörg Steinbach kürzlich Antenne Brandenbur­g.

● Ausland Dass Deutschlan­d ein chancenrei­cher Kandidat ist, hatte Intel-Chef Gelsinger bei seinem Deutschlan­d-Besuch deutlich gemacht. Doch auch andere Länder sind im Rennen. Das Unternehme­n hat sich anscheinen­d auch in Frankreich, den Niederland­en und Belgien umgesehen. In Italien traf Gelsinger Mitglieder der Regierung von Mario Draghi und räumte auch dem Land gute Chancen ein.

Penzing ist also nicht der einzige Bewerber und muss sich anstrengen. Die Gemeinde hat aber gute Argumente auf ihrer Seite.

Ein Kriterium ist eine zusammenhä­ngende Fläche

Besuch auch bei Mario Draghi

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Dresden
Foto: Intel Corporatio­n, dpa Im US‰Bundesstaa­t Oregon gibt es eine Fabrik von Intel. Solche Arbeitsplä­tze könnten auch auf dem Fliegerhor­st Penzing entste‰ hen. Dresden

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