Musikwirtschaft gehört zu den Umsatzbringern
Forschung Eine große Studie hat in mehreren Großstädten untersucht, welchen ökonomischen Einfluss die Kreativen, aber auch die Clubs und Studios haben. Die Branche ist kleinteilig, komplex und stark von der Pandemie betroffen
Augsburg So viel Umsatz wie ein Großunternehmen, auch entsprechend viele Arbeitskräfte – nämlich fast 2000. Die Musikwirtschaft in Augsburg setzte in ihrem Kernbereich 52 Millionen Euro um – im Jahr vor der Corona-Pandemie. Womit auch in Zahlen bewiesen ist, was in den Kulturreferaten der größeren deutschen Städte schon lange zu hören ist: Dass der Kulturbereich nicht nur ein Subventions- und Zuschussbetrieb ist, nein, sondern dass unter dem Schlagwort „Kreativwirtschaft“auch erhebliche Umsätze erwirtschaftet werden. Möglich machte diesen Blick auf die wirtschaftlichen Kennzahlen des Musikbetriebs eine groß angelegte Studie, für die sich Augsburg, Bremen, Köln, München, Region Hannover, Region Stuttgart sowie die Bundesländer Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt zusammengeschlossen haben, in Auftrag gegeben von der Initiative Musik und dem Musikzentrum Hannover und durchgeführt von Sound Diplomacy.
Augsburgs Kulturreferent Jürgen Enninger sagt, dass die Studie die Bedeutung der Musik als wichtiger Kultursparte in Augsburg unterstreiche. „Ein Prozent Gesamtwirtschaftsleistung der Stadt ist darüber hinaus ein überzeugendes Ergebnis der wirtschaftlichen Betrachtung.“Er weist darauf hin, dass es Wechselwirkungen in die Stadtgesellschaft in allen Bereichen gebe, etwa, weil für Musikveranstaltungen auch Security-Unternehmen beauftragt werden oder aber die Fahrt zum Event organisiert werden muss.
Bemerkenswert ist, dass die Musikwirtschaft äußerst kleinteilig aufgebaut ist. Viele kleine Firmen und Selbstständige teilen sich den Umsatz auf. Die Studie führt vor Augen, wie komplex das Musikökosystem aufgebaut ist. Es gibt die Kreativen, die Musiker und Musikerinnen, hinzukommen Dirigenten und Dirigentinnen und Chorleiter und Chorleiterinnen.
Es gehören aber auch Veranstaltungen und Spielstätten dazu von der Konzertagentur bis zu den Musikclubs. Ein weiterer Bestandteil sind die Musikverlage und die Infrastruktur, die Aufnahmen möglich macht – also Studios; dann auch noch die Instrumentenbauer, die Musikschulen, diejenigen, die sich mit Audiogeräten und Lautsprechern Umsätze erwirtschaften und der Teil des Hörfunks, der musikbezogen ist. Tatsächlich ein Ökosystem, von dem aus es Verknüpfungen untereinander, aber auch in andere wirtschaftliche Bereiche gibt.
Den größten Anteil in Augsburg erwirtschaftet zum Beispiel der Sektor Veranstaltungen und Spielstätten, dort werden die meisten Menschen angestellt und im Kernbereich 23 Millionen Euro Umsatz erzielt.
Schaut man nach München, ist die Gewichtung dort anders: Die Musikverlage und Studios erwirtschaften in der Landeshauptstadt den Löwenanteil, mehr als eine Milliarde Euro. Überhaupt hat die Musikwirtschaft in München eine noch größere ökonomische Bedeutung. Die Stadt ist ein kultureller Besuchermagnet, beherbergt den Bayerischen Rundfunk mit seinen Orchestern und seinem Chor, hat eine hohe Dichte an Festivals und an Musikverlagen. Mehr als 1,7 Milliarden Euro werden dort jährlich im Kernbereich umgesetzt.
Auch wenn 2020 nicht mehr von der Studie erfasst worden ist, betonen die Macher, dass die Schließungen wegen der Pandemie die Musikwirtschaft empfindlich getroffen haben. Vor allem der Veranstaltungsbereich ist besonders betroffen. Die Politik wird aufgefordert, die Entwicklung in den einzelnen Teilbereichen genau zu beobachten und dort weiterhin gezielt Fördermaßnahmen aufzulegen, um die wichtige Infrastruktur des Musikökosystems zu sichern.