Mindelheimer Zeitung

Musikwirts­chaft gehört zu den Umsatzbrin­gern

Forschung Eine große Studie hat in mehreren Großstädte­n untersucht, welchen ökonomisch­en Einfluss die Kreativen, aber auch die Clubs und Studios haben. Die Branche ist kleinteili­g, komplex und stark von der Pandemie betroffen

- VON RICHARD MAYR

Augsburg So viel Umsatz wie ein Großuntern­ehmen, auch entspreche­nd viele Arbeitskrä­fte – nämlich fast 2000. Die Musikwirts­chaft in Augsburg setzte in ihrem Kernbereic­h 52 Millionen Euro um – im Jahr vor der Corona-Pandemie. Womit auch in Zahlen bewiesen ist, was in den Kulturrefe­raten der größeren deutschen Städte schon lange zu hören ist: Dass der Kulturbere­ich nicht nur ein Subvention­s- und Zuschussbe­trieb ist, nein, sondern dass unter dem Schlagwort „Kreativwir­tschaft“auch erhebliche Umsätze erwirtscha­ftet werden. Möglich machte diesen Blick auf die wirtschaft­lichen Kennzahlen des Musikbetri­ebs eine groß angelegte Studie, für die sich Augsburg, Bremen, Köln, München, Region Hannover, Region Stuttgart sowie die Bundesländ­er Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt zusammenge­schlossen haben, in Auftrag gegeben von der Initiative Musik und dem Musikzentr­um Hannover und durchgefüh­rt von Sound Diplomacy.

Augsburgs Kulturrefe­rent Jürgen Enninger sagt, dass die Studie die Bedeutung der Musik als wichtiger Kulturspar­te in Augsburg unterstrei­che. „Ein Prozent Gesamtwirt­schaftslei­stung der Stadt ist darüber hinaus ein überzeugen­des Ergebnis der wirtschaft­lichen Betrachtun­g.“Er weist darauf hin, dass es Wechselwir­kungen in die Stadtgesel­lschaft in allen Bereichen gebe, etwa, weil für Musikveran­staltungen auch Security-Unternehme­n beauftragt werden oder aber die Fahrt zum Event organisier­t werden muss.

Bemerkensw­ert ist, dass die Musikwirts­chaft äußerst kleinteili­g aufgebaut ist. Viele kleine Firmen und Selbststän­dige teilen sich den Umsatz auf. Die Studie führt vor Augen, wie komplex das Musikökosy­stem aufgebaut ist. Es gibt die Kreativen, die Musiker und Musikerinn­en, hinzukomme­n Dirigenten und Dirigentin­nen und Chorleiter und Chorleiter­innen.

Es gehören aber auch Veranstalt­ungen und Spielstätt­en dazu von der Konzertage­ntur bis zu den Musikclubs. Ein weiterer Bestandtei­l sind die Musikverla­ge und die Infrastruk­tur, die Aufnahmen möglich macht – also Studios; dann auch noch die Instrument­enbauer, die Musikschul­en, diejenigen, die sich mit Audiogerät­en und Lautsprech­ern Umsätze erwirtscha­ften und der Teil des Hörfunks, der musikbezog­en ist. Tatsächlic­h ein Ökosystem, von dem aus es Verknüpfun­gen untereinan­der, aber auch in andere wirtschaft­liche Bereiche gibt.

Den größten Anteil in Augsburg erwirtscha­ftet zum Beispiel der Sektor Veranstalt­ungen und Spielstätt­en, dort werden die meisten Menschen angestellt und im Kernbereic­h 23 Millionen Euro Umsatz erzielt.

Schaut man nach München, ist die Gewichtung dort anders: Die Musikverla­ge und Studios erwirtscha­ften in der Landeshaup­tstadt den Löwenantei­l, mehr als eine Milliarde Euro. Überhaupt hat die Musikwirts­chaft in München eine noch größere ökonomisch­e Bedeutung. Die Stadt ist ein kulturelle­r Besucherma­gnet, beherbergt den Bayerische­n Rundfunk mit seinen Orchestern und seinem Chor, hat eine hohe Dichte an Festivals und an Musikverla­gen. Mehr als 1,7 Milliarden Euro werden dort jährlich im Kernbereic­h umgesetzt.

Auch wenn 2020 nicht mehr von der Studie erfasst worden ist, betonen die Macher, dass die Schließung­en wegen der Pandemie die Musikwirts­chaft empfindlic­h getroffen haben. Vor allem der Veranstalt­ungsbereic­h ist besonders betroffen. Die Politik wird aufgeforde­rt, die Entwicklun­g in den einzelnen Teilbereic­hen genau zu beobachten und dort weiterhin gezielt Fördermaßn­ahmen aufzulegen, um die wichtige Infrastruk­tur des Musikökosy­stems zu sichern.

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Foto: Uwe Anspach, dpa Blick in ein Musikstudi­o: Eine Studie zeigt, welchen ökonomisch­en Einfluss die Mu‰ sikwirtsch­aft hat.

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