Wie viel eine Medaille wirklich wert ist
Das Motiv ist so bekannt wie abgelutscht: Die drei Erstplatzierten eines Olympia-Wettbewerbs stehen auf dem Podest und beißen symbolisch in ihre Medaillen. Was wollen uns die Sportler sagen? Antwort A: Wir prüfen, ob die Dinger echt sind. B: Edelmetall ist zwar schön, aber wir armen Schlucker können uns nichts davon abbeißen. Oder C: Mit den Zweiten beißt es sich besser.
Die Bewertung ist jedem selbst überlassen. Der eine freut sich ein Leben lang über Bronze und zimmert dem guten Stück einen eigenen Schrein. Beim nächsten verstauben die Goldmedaillen auf dem Dachboden, irgendwo zwischen den Bildern aus dem letzten RiminiUrlaub und dem Diaprojektor. Es geht noch schlimmer.
Genügend Athleten mussten ihre Olympia-Trophäen aus blanker Not veräußern. Olga Korbut hat ihre zwei Goldmedaillen und einmal Silber von den Olympischen Spielen 1972 in München Anfang 2017 für 333 500 Dollar verkauft. Angeblich benötigte die ehemalige sowjetische Turnerin, die inzwischen in Scotsdale im Bundesstaat Arizona lebt, das Geld zum Überleben.
Zwangsweise wurde auch Boris Becker zahlreiche seiner Mitbringsel von den Tennisplätzen dieser Welt los. 2019 brachte eine Zwangsversteigerung von Trophäen und Erinnerungsstücken von BB umgerechnet 765 000 Euro ein. Mit dem Erlös der Auktion sollte ein Teil der Schulden Beckers beglichen werden. Ein Bambi wechselte für 30600 Pfund den Besitzer. Nicht bekannt ist, ob auch die Goldmedaille
von 1992, die Becker zusammen mit seinem besten Feind Michael Stich in Barcelona erkämpft hatte, ebenfalls unter den Hammer gekommen ist.
Der Materialwert der Medaillen lässt sich genau beziffern. Die vergoldete Tokio-Plakette mit sechs Gramm Gold plus 550 Gramm pures Silber entspricht einem Wert von 743 Euro, Spitzenwert bei den Olympischen Spielen und 160 Euro kostbarer als ihr Vorgänger in Rio 2016. Auch die Silbermedaille aus 550 Gramm Silber ist mit rund 426 Euro kostbar. Bei Bronze ist der Materialwert hingegen überschaubar: 3,43 Euro. Behauptet zumindest die Vergleichsplattform Sportwettentest.
Die Athleten profitierten sogar von einer Verschiebung der Spiele auf 2021. Der Goldwert ist in der Zwischenzeit um 2,6 Prozent gestiegen. Den allermeisten Gewinnern von Gold, Silber oder Bronze dürfte das egal sein. Ihre Medaillen, weil mit Emotionen und Erinnerungen verknüpft, sind einfach nur: unbezahlbar.