Der Mann, der immer wieder bei Null anfing
Personen Das Bayerische Fernsehen heftet sich mit einem Fernsehteam an einen Mindelheimer, der schon zahlreiche Jobs ausübte und sich von keinen Rückschlägen beirren lässt
Mindelheim Die Sendereihe „Lebenslinien“im Bayerischen Rundfunk hat auch im Unterallgäu zahlreiche Fans. Gezeigt werden zur besten Sendezeit Menschen, die einen besonders interessanten Lebensweg eingeschlagen haben. Jetzt sind die Fernsehleute auf einen Mindelheimer aufmerksam geworden, der auch im Stadtrat mitarbeitet. Über Wochen hinweg begleitet ihn ein Kamerateam zu wichtigen Stationen seines Lebens, die so unterschiedlich waren, dass sie eigentlich gleich für mehrere Leben reichen würden.
Diese Woche war das Team in der Mindelheimer Altstadt unterwegs. Ganz besonders stand dabei das Untere Tor im Mittelpunkt. Dort waren vor Jahren die Pfadfinder untergebracht. Und bei ihnen war der Hauptdarsteller des Films, der ÖDP-Stadtrat Jan-Eric Ahlborn, im Kindesalter aktiv.
Mit den ersten Dreharbeiten ist am 11. Juli begonnen worden. Sie fanden allerdings nicht im Unterallgäu statt. Jan-Eric Ahlborn war mit seiner Frau Bettina in Sindelfingen bei Stuttgart. Dort haben sie einen Kurs für Wespenberater für die Umweltakademie abgehalten. Dieses Gastspiel haben die Fernsehleute gefilmt. Sein Einsatz für die oftmals ungeliebten Wespen und Hornissen hat den Bayerischen Rundfunk auf Ahlborn aufmerksam gemacht. Vor vier Jahren hatten Jan-Eric Ahlborn und Bettina Thauer den deutschen Tierschutzpreis erhalten.
Gedreht wurde in den zurückliegenden Tagen auch im privaten Umfeld. Danach ging es weiter zur Polizeiinspektion Mindelheim. Dort hat Ahlborn zu den Ersten gehört, die bei der Sicherheitswacht mitgemacht haben. Auch eine Familie mit Migrationshintergrund kommt in dem Film vor. Ahlborn hatte dafür gesorgt, dass der Junge Zugang zu einem besseren Online-Schulunterricht bekam.
Weitere Stationen waren: der ehemalige Chef der Schädlingsbekämpfung, bei der Ahlborn nach seiner Bundeswehrzeit gearbeitet hat. Am selben Nachmittag ging es dann um seine jetzige Tätigkeit als Hausmeister für Asylbewerber-Unterkünfte im Landkreis. In der Kulturfabrik schaut sich Ahlborn ein an einer Fensterfassade hängendes Wespennest an, das womöglich umgesiedelt werden soll. Auch in München wurde gedreht. Da befragte das Fernsehteam ehemalige Kameraden aus der Bundeswehrzeit.
Am Sonntag stöberte Ahlborn auf dem Dachboden nach alten Erinnerungen über all die Jobs, die er schon gemacht hat. Geplant ist auch ein Dreh im Naturlehrgarten, wo es einen Hornissenstand gibt, um den sich Ahlborn kümmert. Ahlborn hat sich immer wieder auf Neues eingelassen. Mancher Weg war allerdings nicht ganz freiwillig. Ein alter Arbeitsunfall hat ihm 2019 zum Umsatteln gezwungen.
Für den 47-Jährigen war Arbeitslosigkeit nie ein Thema gewesen, doch dann kam alles anders. Er erinnert sich noch ganz genau daran, wie alles losging: „Es war ein Samstag, mein Knie wurde plötzlich blau und war dann auch ganz dick.“2014 hatte Jan-Erik Ahlborn einen schweren Arbeitsunfall. Die Schäden am Knie waren auch durch zwei Operationen nicht zu beheben. Schmerzen waren daher nichts Außergewöhnliches für den Paketausträger. Doch der Schmerz, den er an jenem Samstag verspürte, war ihm neu. Sein Arzt stellte einen Knorpelschaden fest und meinte, dass sein Job bei der Post körperlich zu anstrengend sei. Er solle sich doch lieber einen geeigneteren Arbeitsplatz suchen. Er begann in einem Logistikzentrum zu arbeiten, musste aber auch diese Arbeit wegen anhaltender Schmerzen aufgeben. Bei der Firma LMF bekam er eine neue Chance.
Durch seine öffentliche Präsenz war die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt auf Ahlborn aufmerksam geworden. Seither bildet der Mindelheimer im ganzen Unterallgäu ehrenamtlich Wespenberater aus.
ⓘ Termin Wann die Lebenslinien mit JanEric Ahlborn gesendet werden, steht noch nicht fest. Vermutlich werden sie erst im Jahr 2022 ausgestrahlt.