Mindelheimer Zeitung

Freistaat saniert Therapie‰Einrichtun­g für Straftäter

Forensik Bezirkskli­niken investiere­n 2,1 Millionen Euro in die Forensik. Das Kaufbeurer Krankenhau­s verfügt über 218 Betten für Straftäter. Wie die Beschäftig­ten den psychisch erkrankten Menschen helfen

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Kaufbeuren Für 2,1 Millionen Euro haben die Bezirkskli­niken die Therapieab­teilung der Klinik für Forensisch­e Psychiatri­e und Psychother­apie am Bezirkskra­nkenhaus (BKH) Kaufbeuren saniert. Die Kosten trägt zu hundert Prozent der Freistaat Bayern als Verantwort­licher des Maßregelvo­llzugs, wie Pressespre­cher Georg Schalk erklärt.

Die Forensik ist die größte Einzelklin­ik innerhalb des BKH Kaufbeuren. Sie umfasst 218 Betten. Dort sind Menschen untergebra­cht, die aufgrund ihrer psychische­n Erkrankung oder Intelligen­zminderung mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. Sie sind im Maßregelvo­llzug, weil sie nach Ansicht eines Gerichts eine rechtswidr­ige Tat im Zustand der Schuldunfä­higkeit oder der vermindert­en Schuldfähi­gkeit begangen haben.

Sehr viele der ausschließ­lich männlichen Patienten leiden unter einer Suchterkra­nkung, schildert Schalk. Sie seien eher jünger; ansonsten ist die gesamte Bandbreite von 20 bis 80 Jahren zu finden.

Drei Abteilunge­n mit insgesamt neun Stationen gibt es, informiert Ärztlicher Direktor Norbert Ormanns: Zwei, in denen jeweils suchtkrank­e Straftäter entspreche­nd den Maßregeln der Besserung und Sicherung untergebra­cht sind, und eine für Menschen mit anderen psychische­n Erkrankung­en. Innerhalb jeder Abteilung gibt es zwei geschlosse­ne und einen offenen Bereich.

Je nach Therapieer­folg werden Lockerungs­stufen festgelegt. „Wer also hier untergebra­cht ist, der ist nicht freiwillig hier. Und gerne sind es gerade am Anfang der Therapie die Wenigsten“, sagt Andrea Grygorowic­z, Leiterin der Komplement­ärtherapie­n.

„Deshalb machen wir uns Gedanken, wo wir jeden einzelnen Patienten unterstütz­en, wo wir ihn abholen können.“Denn die Forensik sei keine Justizvoll­zugsanstal­t, sondern ein Krankenhau­s. Gemeinsam wird ein Therapiepl­an für jeden Einzelnen erarbeitet.

Seit Mai 2021 ist die Abteilung, die sich im Erdgeschos­s des sogenannte­n CS-Baus unmittelba­r neben dem Haupteinga­ng der Forensik befindet, in Betrieb. Sie nennt sich nun nicht mehr ergotherap­eutische Abteilung, sondern Komplement­ärtherapie­n.

Dort sind die Ergo-, Musik-, Sport-, Kunst- und tiergestüt­zten Therapien zusammenge­fasst. Auch eine kleine Schule ist dort zu finden.

Künftig wird es noch leichter möglich sein, auf die Individual­ität der Patienten, ihre jeweilige Perspektiv­e und persönlich­en Fortschrit­te in der Therapie einzugehen. „Wir sind nun mit dem gesamten Team an einem Ort vereint und können noch enger und berufsüber­greifender zusammenar­beiten“, sagt Christian Hunzelmann, der stellvertr­etende Leiter der Komplement­ärtherapie­n.

Auf 875 Quadratmet­ern verfügt nun jeder Therapiebe­reich über mindestens einen eigenen Raum. Im Rahmen der Musikthera­pie gibt es ein Musikband-Projekt, die dort probt.

Die Ergotherap­ie umfasst vier Sparten: den konstrukti­v-strukturie­renden Bereich, das textile Gestalten, die Holzwerkst­att und den Bereich „Ton, Beton, Speckstein“. Überall werden sowohl Einzel- als auch Gruppenthe­rapien angeboten. „Wir sind alle sehr zufrieden, wie das hier geworden ist. Die Rückmeldun­gen sind durchweg positiv“, beschreibt Hunzelmann die Resonanz unter den 28 Mitarbeite­nden im Team. (gs)

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Fotos: Georg Schalk Der Flachbau mit den Therapieab­teilungen wurde im Inneren komplett saniert und umgebaut. Er befindet sich nahe des Haupteinga­ngs der Forensisch­en Klinik (im Hin‰ tergrund).

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