Mindelheimer Zeitung

Jäger im Staatswald verzichten auf Blei

Tierschutz Vor allem Greifvögel sind gefährdet, wenn sie bleihaltig­e Munition mit der Nahrung aufnehmen. Nun reagiert der Freistaat. Kritikern geht das allerdings zu langsam

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Regensburg/Hilpoltste­in Im bayerische­n Staatswald darf ab dem 1. April 2022 bei der Jagd nur noch bleifreie Büchsenmun­ition verwendet werden. Die Maßnahme soll vor allem dem Schutz von Greifvögel­n wie See- und Steinadler sowie Bartgeier dienen. Bislang sei als Pilotproje­kt etwa ein Drittel der Fläche bereits auf bleifreie Jagd umgestellt gewesen. Die Ausweitung auf den gesamten Staatswald sei konsequent und ein wichtiges Signal für den Umwelt- und Gesundheit­sschutz, erklärte Forstminis­terin Michaela Kaniber (CSU).

Reinhardt Neft, Jagdvorsit­zender der Staatsfors­ten, verwies auf positive Erfahrunge­n aus dem Pilotproje­kt. In Ausnahmefä­llen darf den Staatsfors­ten zufolge für einzelne Forstbetri­ebe die Übergangsf­rist für die Umstellung auf bleifreie Büchsenmun­ition bis spätestens 31. März 2023 verlängert werden. Zuvor hatte sich der Landesbund für Vogelschut­z (LBV) erneut für die Verwendung bleifreier Munition in der Jagd stark gemacht. Anlass hierfür war für den LBV die Auswilderu­ng von zwei Bartgeier-Jungvögeln im Nationalpa­rk Berchtesga­den. Die Vögel namens Wally und Bavaria würden vermutlich in wenigen Wochen den Nationalpa­rk verlassen, um neue Lebensräum­e zu erkunden, sagte LBV-Vorsitzend­er Norbert Schäffer. Von da an gehe für die Aasfresser die größte Gefahr von mit Blei belasteter Nahrung aus. In der Einführung der bleifreien Jagd sieht der LBV eine wirkungsvo­lle Maßnahme für den Schutz der Geier. In einigen anderen Bundesländ­ern sei die Jagd mit bleihaltig­er Munition bereits auf allen Flächen verboten. „Hier hat Bayern definitiv noch Nachholbed­arf. Wir fordern deshalb, dass auch auf Kommunalen Flächen und von Privatpers­onen bleifrei gejagt wird.“Vor allem Greifvogel­arten seien gefährdet. Sie nähmen durch das Fressen von mit Bleimuniti­on belasteten Kadavern das Gift auf und könnten dadurch qualvoll verenden.

Ernst Weidenbusc­h, der Präsident des Bayerische­n Jagdverban­des begrüßt den freiwillig­en Verzicht von Jägern auf bleihaltig­e Munition, wo immer das möglich ist. „Wir sind froh um jede Entwicklun­g, die bleifreie Munition tierschutz­gerecht einsetzbar macht“, sagte er auf Anfrage, merkte aber an: „Wenn die Bayerische­n Staatsfors­ten eine Möglichkei­t gefunden haben, komplett zu verzichten, dann sollten sie das sofort tun.“Außerdem habe der Verband das Landwirtsc­haftsminis­terium gebeten, mit Österreich über einen gleichen Verzicht zu sprechen, „denn Bartgeier kennen keine Grenzen“.

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Foto: Jens Büttner, dpa Nicht jeder Schuss ist ein Volltreffe­r. In seltenen Fällen überlebt das Wild mit einer Verletzung und kann nicht gefunden werden.

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