Schlimmer Kater nach dem Rausch
Fußball Über Jahre hinweg verzauberte Lionel Messi zusammen mit dem FC Barcelona die Fans. Nun scheitert die Beziehung am Geld – und die Schuldigen scheinen auch schon ausgemacht
Barcelona Nach dem ersten Schock soll Lionel Messi noch am Abend des Fußball-„Erdbebens“von Barcelona höchstpersönlich die Jobsuche forciert haben. In einer für den 34 Jahre alten Superstar einmaligen Situation kontaktierte der Argentinier Medienberichten zufolge höchstpersönlich seinen Landsmann Mauricio Pochettino – und der ist Trainer von Paris Saint-Germain. Heißt es bald schon: „Bienvenue Messi“?
Öffentlich äußerte sich der sechsmalige Weltfußballer nach dem Scheitern der Vertragsverhandlungen noch nicht. Dafür sprach der Präsident des FC Barcelona und erklärte, warum geschah, was nicht hätte passieren sollen. Weder aus seiner, geschweige denn aus Sicht von Messi, der nach dem hartnäckigen Wechselversuch vor einem Jahr nun eigentlich bleiben wollte. Die finanzielle Lage des Klubs sei aufgrund des „katastrophalen Managements“der vergangenen Jahre so schlecht, dass man bei einer Weiterverpflichtung von Messi nicht die Vorgaben der spanischen Profiliga hätte erfüllen können, erklärte Joan Laporta, der im März ins Amt zurückgekehrt war. „Wir haben ein furchtbares Erbe angetreten“, sagte der 59-Jährige.
Allein die Gehaltsmasse sei zuletzt mit Messis Vertrag um zehn Prozent höher als die Gesamteinnahmen des Vereins gewesen. Das sogenannte Financial Fair Play der spanischen Liga ließ keinen Spielraum für den mit fast 490 Millionen Euro verschuldeten Klub. Warum dies allerdings erst im letzten Moment festgestellt wurde, blieb offen. Messi hätte dem Vernehmen nach auf die Hälfte seines bisherigen höchst üppigen Lohnes verzichtet. Es gab auch Pläne, das Gehalt von zwei Jahren – so lange sollte er noch für den FC Barcelona spielen – über fünf Jahre zu zahlen. Mit Messi seien sie sich einig gewesen, bestätigte Laporta auch noch mal den Wortlaut der Pressemitteilung vom Donnerstagabend.
„Ich bin traurig, aber gleichzeitig bin ich auch davon überzeugt, dass wir das getan haben, was im besten Interesse des Vereins ist“, betonte er hinterm Pult mit dem Vereinsemblem, das Messi seit 2000 auf dem Trikot trug.
Erst mal gibt es fast nur Verlierer. Die Liga, weil sie drei Jahre nach Cristiano Ronaldos Weggang von Real Madrid zu Juventus Turin ihren größten Star verliert. Der FC Barcelona, weil nach 21 Jahren mit Messi im Verein nun eine neue und vor allem schwere Zeitrechnung beginnt. Und auch Messi, weil dieser anders als vor einem Jahr, nicht mehr wegwollte. Er habe bei Barça bleiben wollen und bisher mit keinem anderen Verein verhandelt, berichtete der katalanische Sender RAC1 und versicherte: Messi sei „tief betroffen“.
Die Erholung vom Familienurlaub in Florida und auf Ibiza war nur einen Tag nach dem Ferienende der Messis dahin. Vater Jorge, der Messi auch managt, soll Medienberichten zufolge noch am Donnerstag mit Vertretern von Paris Saint-Germain gesprochen haben. Und Sohn Lionel soll laut dem britischen Magazin The Athletic kurzerhand PSG-Coach Pochettino selbst kontaktiert haben.
Es könnte sich ein Sensationssturm bilden
Frankreichs Sportzeitung L’Équipe prophezeite bereits die „große Seifenoper“dieses Sommers, was den künftigen Klub des Südamerikaners betrifft. Bei PSG würde Messi ein Rendezvous mit seinem ehemaligen Barcelona-Mitstreiter Neymar und auch Landsmann Ángel di María feiern. Aus Frankreich wird allerdings auch kolportiert, dass ein neuer Vertrag für den französischen Weltmeister Kylien Mbappé, 22, oberste Priorität habe, um den Real Madrid buhlt.
Allerdings war auch kaum jemand ernsthaft in den vergangenen Wochen davon ausgegangen, dass Messi tatsächlich zu haben sei. Und eine Offensive mit Neymar, Messi und Mbappé könnte durchaus nach dem Geschmack der schwerreichen Besitzer-Scheichs von PSG SaintGermain sein. Doch auch Manchester City soll weiter und laut Marca die erste Option sein, zumal dort Pep Guardiola weiter trainiert und damit der Coach, unter dem Messi in Barcelona erst richtig aufblühte.
Klar ist: Ein Verein muss sich einen Messi leisten können. Klar ist auch, dass Messi nach insgesamt unfassbaren 35 Titeln mit dem FC Barcelona mit noch weiteren Ansprüchen kommt. Mit 34 Jahren hat der Argentinier nicht mehr so viele Karrierejahre vor sich. Auf die Frage eines Journalisten, ob bereits das letzte Wort gesprochen worden sei, sagte Klub-Boss Laporta am Freitag vieldeutig: „Ich will keine falschen Hoffnungen wecken.“Er betonte allerdings auch, die Verhandlungen seien zu Ende.