„Wir wollen Ausrufezeichen setzen“
Fußball Vor fünf Jahren spielte Benedikt Deigendesch mit dem TSV Mindelheim zuletzt in der Bezirksliga. Nun kehrt er als Trainer der Mannschaft zurück in die höchste Liga Schwabens. Was er von seinem Team erwartet
Mindelheim Als der TSV Mindelheim 2016 seine bis dato letzte Bezirksligasaison absolvierte, stand Benedikt Deigendesch noch auf dem Platz. Mittlerweile ist er seit drei Jahren Trainer des TSV Mindelheim und führte den Verein in der Corona-Saison zur Kreisliga-Meisterschaft und damit zur Rückkehr in die Bezirksliga.
Benedikt Deigendesch, wie wichtig ist die Bezirksliga für den TSV Mindelheim?
Benedikt Deigendesch: Die Kreisliga-Jahre waren schon schwierig, für die Mannschaft und die Fans. In den letzten Jahren haben dann auch einige umliegende Mannschaften zu uns aufgeschlossen. Deswegen ist es jetzt ganz gut, zu zeigen, dass wir wieder eine Liga höher spielen. Auch für den Verein ist es wichtig, dass er endlich wieder überregional ein Ausrufezeichen setzen kann.
Wie viele Ausrufezeichen kann der TSV Mindelheim in der Bezirksliga als Aufsteiger setzen? Wie schätzen Sie die Liga ein?
Deigendesch: Das ist schwer zu sagen. Als ich als Spieler in der Bezirksliga gespielt habe, waren da ganz andere Mannschaften am Start. Bestes Beispiel ist unser erster Gegner: Türkgücü Königsbrunn spielte damals überhaupt keine Rolle, die waren in der Kreisklasse. Die Mannschaften haben sich arg verändert, außerdem hatten alle acht Monate lang kaum Training. So hat jeder Verein sein Päckchen zu tragen.
Welche Rolle spielt der TSV Mindelheim in dieser Saison?
Deigendesch: Aufgrund unseres Potenzials können wir eine gute Rolle spielen. Wenn die Jungs alles auf die Platte bringen, dann gehe ich davon aus, dass wir mitspielen werden. Wir werden jedenfalls alles dafür tun, dass wir gleich am ersten Spieltag gegen Königsbrunn aus einem Fragezeichen hoffentlich ein Ausrufezeichen machen können.
Der Kader hat sich im Vergleich zur erfolgreichen Kreisligasaison kaum verändert. Konnte oder wollte der Verein auf dem Transfermarkt nicht zuschlagen?
Deigendesch: Wir waren sparsam, richtig. Wir werden der Mannschaft die Chance geben, ihr Können eine Liga höher unter Beweis zu stellen. Und ganz untätig waren wir ja nicht: Wir haben einen Torwart aus Peiting, der mittlerweile in Mindelheim wohnt, und von Türkiyemspor Mindelheim kommt noch ein Spieler zu uns. Wir sind darauf bedacht, dass Leute aus dem Umkreis kommen. Wir waren außerdem an zwei, drei Spielern dran. Die haben sich aber letztlich gegen den TSV Mindelheim entschieden, das muss man akzeptieren.
Sie haben den neuen Torhüter, Alexander Mayr, angesprochen. Gibt es nun zwischen ihm und Hannes de Paly einen wöchentlichen Kampf um den Platz im Tor?
Deigendesch: Da habe ich mich noch nicht festgelegt. In dieser Frage stehe ich auch im engen Kontakt mit unserem Torwarttrainer Dominik Eckers und will seine Einschätzung hören. Aber manchmal wird es sich auch von ganz alleine regeln, etwa in der Urlaubszeit. Ich bin jedenfalls froh, dass wir zwei Torhüter mit Bezirksligaformat haben.
Mittlerweile dürfte das Gerüst der Mannschaft aber feststehen, oder? Deigendesch: Das Grundgerüst steht in meinem Kopf. Es sind aber nicht nur elf Spieler, sondern ein paar mehr, die ich in der Bezirksliga sehe. Ich werde den Weg, den ich bisher gegangen bin, auch weiterverfolgen. Ich setze auf Spieler, die ich ohne Zweifel in einem Bezirksligaspiel bringen kann. Es wird eh immer Spieler geben, die auf dem Sprung in den Kader sind und unbedingt reinwollen. Im Training kann sich jeder anbieten, die Türe ist für niemanden von vorn herein zu.
Aber es wird Spieler geben, die etwas schwerer zu ersetzen sind. Deigendesch: Klar gibt es Spieler, die unbändig wichtig sind für die Mannschaft. Wenn die aus dem Gerüst fehlen, werden wir uns teilweise schwertun. Aber das wäre dann der Fall, wenn zwei, drei von ihnen ausfallen. Und das kommt eher selten vor. Wenn es dann so kommt, dann müssen wir klug umstellen.
So wie etwa im Erstrundenspiel des Kreispokals gegen Kaufbeuren. Da fehlte mit Ferhan Yörür der Turm in der Abwehr.
Deigendesch: Man kann entweder einen Spieler durch einen anderen oder durch eine Systemumstellung ersetzen. Ich habe mich in diesem Spiel für das System entschieden und habe mit einer Dreierkette angefangen, später auf Viererkette umgestellt. Die Jungs haben es gut gemacht und nach dem Sieg kann man sagen, dass alles richtig war. Es war auf jeden Fall ein guter Test, schließlich ging es auch um etwas und war nicht nur ein Vorbereitungsspiel. Auch wenn ein Ausscheiden für mich jetzt kein Problem gewesen wäre.
Was zeichnet die Mannschaft denn in Ihren Augen besonders aus? Deigendesch: Sie hat eine gute Mischung aus älteren und jungen Spielern. Mit einigen der Älteren habe ich selber noch zusammengespielt, die halten die Truppe zusammen und fördern die jungen Spieler, die zum Teil gerade erst aus der A-Jugend aufgestiegen sind. Und die jungen Spieler sind verlässlich und lernwillig. Es ist eine gute Generation, die dem TSV Mindelheim in Zukunft noch einige Erfolge bringen wird.
Trotz der offenkundigen Sympathie für die Mannschaft haben Sie im Frühjahr aber darüber nachgedacht, aufzuhören. Warum?
Deigendesch: Bei uns zuhause kam Kind Nummer drei zur Welt und ich hatte das Gefühl, dass ich nicht mehr allen – Familie und Verein – gerecht werde. Ich habe dann im Februar unseren Abteilungsleiter Christoph Wissigkeit informiert und wollte dem Verein so die Chance geben, dass er genügend Zeit für die Suche nach einem Nachfolger hat.
Wie war die Reaktion vonseiten des Vereins?
Deigendesch: Es gab prompt zwei nette Nachrichten, die im Prinzip das Gleiche zum Inhalt hatten: Die Kündigung wird nicht akzeptiert. Und es gab gleich einen Gesprächstermin.
Wann haben Sie dann entschieden, doch weiterzumachen? Deigendesch: Das war am 12. April. An dem Tag hat unser Abteilungsleiter Geburtstag. Quasi als Geburtstagsgeschenk habe ich ihm gesagt, dass ich noch ein Jahr bleiben werde.
Warum nur für ein Jahr? Deigendesch: Ich schaue von Jahr zu Jahr. Entsprechend gebe ich meine Zusage für ein Jahr. Wir sind jetzt in der Bezirksliga, da kann es – nach den Erfolgen zuletzt – auch schnell in eine andere Richtung gehen.
Was gab den Ausschlag für die Entscheidung, weiterzumachen? War es doch der Reiz, in der Bezirksliga zu arbeiten?
Deigendesch: In erster Linie war ausschlaggebend, dass ich mit den Jungs sehr gerne arbeite. Es ist einfach ein geiler Haufen, mit dem es Spaß macht. Auch, wenn es mal nicht so läuft. Es hätte mir schon etwas gefehlt, wenn ich nicht mehr deren Trainer gewesen wäre.
Eines der wichtigsten Errungenschaften während Ihrer bisherigen Amtszeit war es, die jungen Spieler aus der eigenen Jugend zu integrieren und zu formen. Wenn Sie nun die Vorbereitung Revue passieren lassen: Wer hat Sie am meisten überrascht? Deigendesch: Was das Thema Führungsposition in der Mannschaft angeht, hat sich Kevin Haugg richtig gut entwickelt. Im fußballerischen Bereich haben Quirin Mack und Vincent Priewe einen großen Schritt nach vorne gemacht. Viele der jungen Spieler sind auf einem guten Weg. Da muss aber weiterhin was kommen.