Clevere Architekten
Beim Bau ihrer Waben passen Bienen Form und Größe der einzelnen Wabenzellen flexibel an, wenn auftauchende Hindernisse dies erfordern. Sie seien keine bloßen „BauAutomaten“, schreibt ein deutschamerikanisches Forscherteam in den Proceedings der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS).
Das Team um Michael Smith, der an der Auburn University in Alabama und dem Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz tätig ist, untersuchte die Architektur der Waben, die zur Aufzucht des Nachwuchses (Arbeiterinnen in kleineren, Drohnen in größeren Zellen) und zur Speicherung von Honig und Pollen dienen und mit Wachs aus sechseckigen Zellen gefertigt werden, genauer.
Die Auswertung zeigte, dass die Bienen verschiedene Strategien zur Bewältigung baulicher Probleme umsetzen. Kommt es etwa innerhalb einer Reihe der Wabe zu einem Aufeinandertreffen von kleineren und größeren Wabenzellen, beginnen die Baumeisterinnen rechtzeitig, einen graduellen Übergang zu schaffen und Zellen mittlerer Größe zu bauen. Ähnliches beobachteten die
Forscher, wenn einzelne Waben, die an unterschiedlichen Stellen des Nests begonnen wurden, miteinander verschmolzen werden sollen. Wenn etwa Arbeiterinnen-Zellabschnitte mit Drohnen-Zellabschnitten verschmelzen sollen, bauen die Bienen an den „Nähten“mittelgroße Zellen. Bei der Verschmelzung von Drohnen-Zellen fertigen die Insekten kleinere Zellen, wenn die Bedingungen dies erfordern. Diese können dann zur Aufzucht von Arbeiterinnen genutzt werden, Verschwendung von wertvollem Material wird damit vermieden. Teils kommt es aber auch zum Bau von Zellen, die nicht zur Brutaufzucht genutzt werden können.
Wenn es erforderlich ist, weichen die Bienen auch vom Bau sechseckiger Zellen ab und fertigen 4-, 5-, 7-, 8- oder 9-seitige Zellen. Und sie variieren bei Bedarf den Neigungswinkel. Die Anpassungen finden zumeist auf einem Raum von ein bis zwei Zellen statt, etwa 10 bis 15 Millimeter um die Nahtlinie. Welche Technik für welches Problem passt, erfühlten die Bienen vermutlich mit ihren Beinen, die diese Distanz überspannen können. Anja Garms