Ein Chip und 50 Nüsse
Schade, dass es für das Leben keine Gebrauchsanweisung gibt. Der Mensch muss sich durch sein Menschsein kämpfen, mal klappt alles, mal fliegt er auf die Schnauze. Mal scheut das Pferd und die Reiterin Annika Schleu weint, mal haut so ein Pferd richtig einen raus und alles ist gut. Nicht umsonst lautet eine der wohl zehn wichtigsten philosophischen Erkenntnisse: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.“Der ewige Satz über das Wesen der Überraschung stammt nicht von Platon oder Kant, sondern entspringt dem Film „Forrest Gump“. Philosophie ist eben überall. Oder wie es Fett- und Filzkünstler Joseph Beuys sagen würde: „Jeder Mensch ist ein Philosoph.“
Apropos Hollywood und Philosophie: Hier weiß die Schauspielerin Jennifer Aniston mit fortgeschrittener Lebensklugheit zu verblüffen, indem sie bekennt: „Ich esse immer nur einen Chip.“Überraschend wirkt das Selbstbekenntnis, weil sich bisher die Menschheit in zwei Gruppierungen einteilen ließ: Menschen, die keine Chips essen, und solche, die einen verschlingen und nicht mehr aufhören können. Jennifer Aniston ist bewusst, wie sehr sie Chips mitessenden Männern den Appetit verderben kann. In knackiger Ehrlichkeit räumte die Schauspielerin ein: „Ich weiß, das nervt.“Aber – und da muss man Jennifer Aniston vor ihrer harschen Selbstkritik in Schutz nehmen: Es gibt tausend Dinge, die mehr nerven als Frauen, die sich mit einem Chip und einer halben Praline begnügen.
Warum mag einigen hier nur der Impfverweigerer Hubert Aiwanger einfallen? Während seine Skepsis gegenüber dem Pieks und der heftigen Reaktion, die das bei Ministerpräsident Markus Söder ausgelöst hat, nicht überrascht, wirkt die niederbayerisch-kernig-esoterisch-philosophische Begründung des Freien-Wähler-Mannes für seine Impfskepsis in Form einer Rechenaufgabe umso erstaunlicher: „Der eine kriegt eine Allergie, wenn er fünf Nüsse ist, und dem anderen tun 50 Nüsse nichts.“Damit hat er sich, Söder, ja allen Impfmutigen eine harte Nuss beschert. Was soll man davon halten? Um Aiwanger zu begreifen, bedürfte es einer langen Gebrauchsanweisung. Er ist nun wirklich wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man bekommt, ob man fünf oder 50 isst.