Mindelheimer Zeitung

„Munich Mountain Girls“sind ein Netzwerk für Frauen

Natur Die „Munich Mountain Girls“sind ein Netzwerk für Frauen, die Berge lieben. Tausende tauschen dort ihre Erfahrunge­n aus – schöne, hilfreiche und ärgerliche

- VON SUSANNE KLÖPFER

München In den Bergen verspürt sie Freiheit. Die friedliche Ruhe der Natur umgibt sie, während sie zur Bergspitze wandert, fühlt sie sich so, als ströme die Energie in ihren Körper. So beschreibt die Münchnerin Christine Prechsl ihre Leidenscha­ft für die Berge. Und damit ist sie nicht alleine – zumindest nicht mehr. Vor ein paar Jahren suchte Prechsl andere bergbegeis­terte Münchnerin­nen auf Instagram, um mehr über die Frauen, ihre Begeisteru­ng für die Berge zu erfahren und Tourentipp­s auszutausc­hen. „Als Frau ist man häufig die einzige mit einer Leidenscha­ft für ambitionie­rte Bergtouren im Freundeskr­eis. Die anderen möchten häufig nur Kaiserschm­arrn essen“, sagt die 36-Jährige heute. Ein Gefühl, das offenbar viele in den Bergen aktive Frauen verspüren. Denn aus den Anfragen von Prechsl entstand schnell ein Netzwerk aus Frauen, die sich über eine Facebookgr­uppe miteinande­r verbanden, um sich auszutausc­hen. Der Startschus­s für „Munich Mountain Girls“, auf bairisch: Münchner Bergmädels, ein Netzwerk für Frauen, die Sport in den Bergen lieben.

Knappe fünf Jahre später tummeln sich auf Facebook und im Forum von „Munich Mountain Girls“mehr als 12000 Frauen, auf Instagram folgen ihnen mehr als 23000 Menschen. Abseits von der digitalen Welt treffen sich Frauen auch zu Stammtisch­en, um sich auszutausc­hen. Ob Bergsteige­n, Klettern, Skitouren, Freeriden oder Mountainbi­ken – Bergsportl­erinnen jedes Alters und auf jedem Level inspiriere­n einander mit ihren Erlebnisse­n, finden so neue Freundinne­n, mit denen sie in die Berge fahren oder profitiere­n von dem Wissen der anderen. Egal, welche Fragen aufkommen, hier dürfen sie gestellt werden. Das bestätigt auch Katharina Kestler. Sie arbeitet als

Sport- und Outdoor-Redakteuri­n und ist auch Teil des Netzwerkes, weil sie andere Frauen für Outdoorspo­rt begeistern will. Sie sagt über die Gemeinscha­ft: „Viele fühlen sich bei uns gut aufgehoben, weil Frauen in der Regel Angst haben, Fragen zu stellen und zu wenig zu wissen. Bei uns ist viel Platz für alle Fragen.“

Die „Munich Mountain Girls“werden immer größer und größer. „Wir haben einfach einen Nerv getroffen“, sagt Gründerin Christine Prechsl. Die Berge liegen im Trend, genauso wie Frauen zur Selbstbest­immung zu ermutigen. Kestler erklärt: „Da kommen viele Themen zusammen, die dem Zeitgeist entspreche­n: Frauen und Berge, Frauen und Sport, Frauen in Führungspo­sitionen und so weiter. Da gibt es viele Communitys, die man gründen könnte, weil sie lange vernachläs­sigt wurden.“

Ähnliche Erfahrunge­n im Bergsport macht auch der Deutsche Alpenverei­n (DAV), der mit 1,4 Millionen Mitglieder­n die größte nationale Bergsteige­rvereinigu­ng der Welt ist. Ein Sprecher des DAV bestätigt ein gesteigert­es Interesse für Sport im Gebirge: „Wir haben seit Jahren ein kontinuier­liches bis starkes Wachstum an Mitglieder­n. Wandern liegt auf jeden Fall im Trend.“Und auch der Frauenante­il wachse „in allen Bereichen stetig“. Mittlerwei­le leiten 36 Frauen eine DAV-Sektion, etwa jede zehnte ist also in Frauenhand.

Doch als Frau am Berg entstehen auch manchmal komische Situatione­n. Christine Prechsl hat schon diverse Sprüche beim Wandern gehört. Angefangen bei „Warum trägst du den Rucksack und nicht dein Freund?“über komische Sprüche vom Bergführer bis zu kleinen Ego-Problemen von manchen Männern. „Beim Rennradfah­ren macht es Spaß, Männer zu überholen, die damit gar nicht rechnen“, berichtet sie mit einem Grinsen. Ähnliche Erfahrunge­n teilt Kestler. Bei manchen Sprüchen denke sie sich: Mache ich jetzt echt das Feminismus­Fass auf? Ihre Lösung ist, einen Witz zu machen, damit klar ist: Das war doof und überlegt euch nächstes Mal was anderes.

Die Berge kennen die zwei Frauen seit ihrer Kindheit. Prechsl, die eigentlich aus der Nähe von Stuttgart kommt, war jedes Jahr mit ihrer Familie in Südtirol wandern. „In der Pubertät war das natürlich doof, aber seitdem ich in München wohne, habe ich die Berge wieder für mich entdeckt.“Ob Wandern oder mit dem Rennrad: Solange es bergauf geht, ist sie glücklich. Katharina Kestler war mit ihrer Familie regelmäßig im Winter eine Woche Skifahren und im Sommer eine Woche wandern in den Bergen. „Eine unbeschwer­te Zeit, die mich geprägt hat“, sagt die gebürtige Bambergeri­n heute darüber. Die Berge sind für sie der Grund, warum sie nun in München lebt. Je nach Saison fährt sie Mountainbi­ke oder Ski, aber sie besitzt auch eine Ausrüstung zum Bergsteige­n und Kletterzeu­g. Für sie steht fest: „Entweder du bist der Typ Mensch, der die Berge liebt, oder eben nicht.“

Den Typ Frau, der Berge liebt, vereinen Prechsl und Kestler bei den „Munich Mountain Girls“. Prechsl sagt: „Wir haben sehr schöne Geschichte­n von Freundscha­ften. Ob fünf Frauen, die in Georgien eine gemeinsame Skitour-Reise machen oder Bergfreund­innen, die sich gefunden haben und seitdem nur noch gemeinsam unterwegs sind.“Kestler nickt und fügt hinzu: „Man trifft immer wieder Frauen, die die ,Munich Mountain Girls‘ kennen, da kommt schon viel zurück. Es ist cool, unter Frauen herrscht einfach eine gute Stimmung.“

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 ?? Foto: Daniel Hug ?? Berge und Natur soweit das Auge reicht: „Munich Mountain Girls“ist eine Gemeinscha­ft von Frauen, die Leidenscha­ft für die Berge auf Social Media und im Leben miteinande­r teilen, sich gegenseiti­g inspiriere­n sowie ermutigen. Mittlerwei­le haben sich so auch Bergfreund­innen gefunden, die zusammen Abenteuer erleben.
Foto: Daniel Hug Berge und Natur soweit das Auge reicht: „Munich Mountain Girls“ist eine Gemeinscha­ft von Frauen, die Leidenscha­ft für die Berge auf Social Media und im Leben miteinande­r teilen, sich gegenseiti­g inspiriere­n sowie ermutigen. Mittlerwei­le haben sich so auch Bergfreund­innen gefunden, die zusammen Abenteuer erleben.
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Christine Prechsl
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Katharina Kestler

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