Flucht vor den Flammen
Feuer bedrohen Mittelmeerraum
Athen/Istanbul/Palermo In Süditalien bedrohen Feuer zunehmend Landwirtschaft und Naturschutzgebiete. In der Türkei sind weiter Großbrände außer Kontrolle. Und in Griechenland steht ein großer Teil der Insel Euböa in Flammen, auch die Halbinsel Peloponnes ist stark betroffen – das war das Lagebild am Sonntagabend. Überall kämpften Rettungskräfte und Bürgerinnen und Bürger am Wochenende bis zur Erschöpfung gegen das Flammeninferno an. Bei den Menschen machte sich Unmut über unzureichende Hilfen breit, doch international sind die Appelle angekommen. Aus Deutschland etwa sind Dutzende Helfer nach Griechenland unterwegs.
Wegen der Feuer sind hunderte Einheimische sowie Urlauberinnen und Urlauber um die italienische Adria-Gemeinde Campomarino herum aus ihren Unterkünften gebracht worden. Die Behörden evakuierten am Sonntag Hotels, Campingplätze und Wohnhäuser im Ortsteil Campomarino Lido am Meer, wie die Feuerwehr am Abend mitteilte. Mehr als 400 Menschen wurden aus den Häusern geholt. Auf einem Video der Feuerwehr war zu sehen, wie dichter Qualm durch die Straßen zog.
Auf der griechischen Insel Euböa hat am Sonntag verstärkt der Einsatz von Löschflugzeugen begonnen, nachdem die Brände im Norden Athens vorerst nachgelassen hatten und die Flieger in der dicht besiedelten Region nicht mehr so dringend gebraucht wurden. Allerdings wird die Arbeit der Rettungskräfte erschwert: „Es gibt große Schwierigkeiten für die Löschflugzeuge, weil die Temperaturen extrem hoch sind und die Sicht sehr schlecht“, sagte der griechische Zivilschutzchef Nikos Chardalias.
Die Türkei kämpfte am Sonntag schon den zwölften Tag in Folge gegen die schwersten Waldbrände seit mehr als zehn Jahren. Mindestens sechs Brände waren nach offiziellen Angaben noch nicht unter Kontrolle. Die Einsatzkräfte konzentrierten sich vor allem auf die Provinz Mugla. Dort brach am Nachmittag der Nachrichtenagentur Anadolu zufolge ein weiteres Feuer in der Nähe des internationalen Flughafens Dalaman aus. Winde erschwerten die Löscharbeiten. Wegen des gebirgigen und abschüssigen Geländes können Fahrzeuge das stark bewaldete Gebiet vom Land aus zudem schlecht erreichen.
Grünen-Außenpolitiker Omid Nouripour forderte wegen der Waldbrände auch für die Türkei deutsche Unterstützung. „Die Türkei braucht dringend jede denkbare Hilfe im Kampf gegen die Flammen“, sagte er am Sonntag. „Dieser Hilfe dürfen politische Verwerfungen nicht im Wege stehen. Bei Naturkatastrophen darf es keine Hilfe nur für EU-Staaten geben. Ob Griechenland, Italien oder die Türkei: Alle betroffenen Staaten brauchen dringend unsere Solidarität.“
Noch immer sind Brände außer Kontrolle