Mindelheimer Zeitung

Redebedarf nach der Pflichtauf­gabe

Fußball Der FC Augsburg gewinnt im Pokal mit 4:2 beim Greifswald­er FC, hat aber noch viel Luft nach oben. Ein Interview von Kevin Danso sorgt zudem für Unverständ­nis

- VON MARCO SCHEINHOF

Greifswald Allzu lange wollte sich der FC Augsburg mit dieser ersten Pokalrunde nicht aufhalten. Als Markus Weinzierl gerade zur Pressekonf­erenz marschiert­e, waren viele seiner Spieler schon geduscht und auf dem Weg zum Bus. Es sollte zügig von Rostock aus auf den Heimweg gehen. 4:2 beim Greifswald­er FC gewonnen, Pflichtauf­gabe erfüllt. Sogar souverän, wie Weinzierl empfand. Und der Oberligist hatte sich ein gutes Gefühl für die anstehende Saison geholt. Vor allem Torwart Adam Marczuk, der nicht nur eine überragend­e Partie bot, sondern sich auch nach dem Schlusspfi­ff das Trikot seines Landsmanns Rafal Gikiewicz sicherte.

„Wir haben uns das Leben unnötig schwer gemacht“, meinte Weinzierl. Vor allem durch das frühe 0:1 von Knechtel in der zweiten Minute. Das lähmte zunächst, die Vielzahl an Möglichkei­ten aber führte letztlich zu vier Augsburger Treffern von Winther, Niederlech­ner, Jensen und Hahn. Das 2:3 durch Jovanovic sorgte aber noch einmal für Augsburger Unruhe. Dennoch wirkte Weinzierl zufrieden. Er habe nie um den Erfolg gezittert. „Ich habe Vertrauen in meine Mannschaft, das hat sie bestätigt“, meinte der FCA-Trainer. Gewonnen, Spiel nun gilt die Konzentrat­ion ganz dem Saisonstar­t in einer Woche gegen Hoffenheim. Aus dem Kraichgau war ein Beobachter angereist, der sich ein genaues Bild des FCA machen wollte. Ob er beängstige­nde Informatio­nen mit nach Hoffenheim bringen wird?

„Wir haben natürlich noch Luft nach oben“, sagte Stefan Reuter. „Für den Gegner war es das Spiel des Jahres. Für den Kleinen ist es ein Fest, und der Große gewinnt“, bilanziert­e Weinzierl nüchtern. Und damit richtet sich der Blick in die Zukunft. Da kündigen sich bereits am Montag wichtige Entscheidu­ngen an. Sollten die sportärztl­ichen Untersuchu­ngen die richtigen Ergebnisse liefern, wird zum einen Marco Richter seinen Vertrag bei Hertha BSC unterschre­iben und den FCA verlassen. Der Offensivsp­ieler hat sich bereits von seinen Kollegen einzeln verabschie­det. Das war ihm nach der langen Zeit in Augsburg wichtig. Im Gegenzug soll Arne Maier aus Berlin ausgeliehe­n werden. „Wenn alles klargeht, werden am Montag die Verträge unterzeich­net und am Dienstag trainieren beide mit ihren neuen Mannschaft­en“, sagte Reuter. Ganz so weit ist es bei Tajon Buchanan noch nicht. Der FCA ist weiterhin stark an einer Verpflicht­ung des Kanadiers interessie­rt, das sind aber etliche andere Vereine auch. Die FCA-Chancen sollen allerdings recht gut sein.

Am Freitag hatte der FCA zudem den Abgang von Kevin Danso zum RC Lens finalisier­t, zuvor hatte es wochenlang­e Querelen samt eines Ausschluss­es aus dem Trainingsl­ager gegeben. Danso war in den Streik getreten und hatte sich krankschre­iben lassen. Nun sprach der 22-Jährige auf der Online-Seite des Kicker von „Vertrauens­bruch“und dass der FCA sein Wort nicht gehalten habe. Ihm sei gesagt worden, dass sich der Verein mit einem Transfer beschäftig­en würde, wenn die Voraussetz­ungen passen sollten. „Dann kam ein Angebot, aber Augsburg hat sich nicht damit beschäftig­t“, so Danso. Er habe zudem „hintenrum“mitbekomme­n, dass er „nur als Back-up“in der Augsburger Abwehr eingestuft worden sei.

Reuter kann die Vorwürfe nicht verstehen. „Er weiß genau, dass das nicht der Wahrheit entspricht“, sagte der FCA-Manager. Am Tag des Streikbegi­nns habe Dansos Berater und Bruder Emmanuel telefonisc­h angekündig­t, dass „sie ihr Verhalten nun ändern werden“, so Reuter. Und es kam tatsächlic­h so. Als die Spieler ihr Essen für die kommende Woche aus drei Gerichten auswählen sollten, schrieb Danso „Hamburger“auf den Zettel. So schildert es der Manager. „Da haben wir geabgehakt, wusst, dass die Provokatio­n losgeht“, sagte Reuter. Später ließ Danso Trainer Weinzierl wissen, dass er nicht mehr in der Lage sei, zu trainieren und zu spielen. Bis dahin habe Danso richtig gut trainiert und Aussichten auf die Startforma­tion gehabt. „Wenn ein Spieler dann seine Chance nicht sucht, verstehe ich die Welt nicht mehr“, so Reuter.

Danso aber wollte unbedingt weg, Lens hatte ein erstes Angebot abgegeben. Allerdings nicht nach Vorstellun­gen des FCA. Nach langwierig­en Verhandlun­gen kam es nun zum Transfer. 5,5 Millionen Euro Sockelablö­se soll der FCA bekommen. Damit ist Reuter zufrieden. „Am Ende haben wir das erzielt, was wir uns vorgestell­t haben“, sagte Reuter. Die Alternativ­e wäre gewesen, den 22-Jährigen nicht freizugebe­n. „Dann verzichtet man aber auf sehr viel Geld, das können wir uns in Zeiten von Corona nicht leisten“, erklärte der FCAManager.

FC Augsburg Gikiewicz – Framberger, Uduokhai, Winther, Iago (73. Gumny) – Moravek (60. Gruezo), Dorsch – Hahn, F. Jensen (77. Malone), Niederlech­ner (83. Günther) – Finnbogaso­n (60. Gregoritsc­h) Tore 1:0 Knechtel (3.), 1:1 Winther (44.), 1:2 Niederlech­ner (52.), 1:3 Jensen (68.), 2:3 Jovanovic (69.), 2:4 Hahn (80.) Schiedsric­hter Burda (Berlin) Zuschau‰ er 4237

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Foto: Stefan Sauer, dpa Felix Udokhai und Niklas Dorsch umarmen sich nach dem Sieg gegen Greifswald. Der FC Augsburg machte es zwar einige Zeit lang spannender als unbedingt notwendig, am Ende aber empfand Trainer Markus Weinzierl den Erfolg als souverän.

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