Mindelheimer Zeitung

Ein Kloster als Herkulesau­fgabe

Altstadt Was hat sich getan, seit die Wohnungsge­nossenscha­ft den großen Bau der Maria-Ward-Schwestern gekauft hat?

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Florian Schuster ist sich der Verantwort­ung für die Mindelheim­er Altstadt nur zu bewusst. Der Geschäftsf­ührer der Wohnungsge­nossenscha­ft Mindelheim weiß um die historisch­e Bedeutung des Klosters Maria Ward im Herzen der Mindelheim­er Altstadt. Und er weiß, wie sehr die Mindelheim­er daran interessie­rt sind, was aus dem Kloster wird. Zahllose Anfragen sind bei Schuster schon eingegange­n, seit öffentlich bekannt wurde, dass die Wohnungsge­nossenscha­ft das Kloster von der Congregati­o Jesu – Mitteleuro­päische Provinz gekauft hat.

Die Stadt hatte angesichts der Dimension der Aufgabe die Finger von dem Kloster gelassen und war am Ende froh, dass sich mit der Wohnbau ein heimisches Unternehme­n an die Aufgabe macht. Mit Datum 1. Juni ist die Anlage mit einer Grundstück­sfläche von 6545 Quadratmet­ern in das Eigentum der Wohnbau und deren Tochterges­ellschaft übergegang­en.

Dazu zählt auch die bestens erhaltene Herz-Jesu-Kirche, die auch künftig öffentlich zugänglich blei- ben soll. Sichtbares Zeichen des neuen Besitzes: Das Mindelheim­er

Das Gebäude hat 7000 bis 8000 Quadratmet­er Nutzfläche

Unternehme­n hat ein ganzes Bündel an Schlüsseln überreicht bekommen. Das Gebäude, das von außen schon groß und mächtig dasteht mit seiner Front an der Maximilian­straße 61 und 63, wirkt von innen schier noch größer. Über viele Jahre hat es als Internat gedient. Zuletzt war im Erdgeschos­s auch eine Kita übergangsw­eise untergebra­cht.

7000 bis 8000 Quadratmet­er Nutzfläche habe das Kloster, verdeutlic­ht Schuster bei einer Besichtigu­ng die Herausford­erung. Für Klarheit sorgt derzeit die Ingenieurg­esellschaf­t Weidener & Strobl, das die Immobilie in 3D vermisst. Auch der Zustand der Haustechni­k wird unter die Lupe genommen.

Schuster sagt: „Uns ist wichtig, die historisch­e Bausubstan­z zu erhalten, den Leerstand zu minimieren und insbesonde­re den bestehende­n Mieterinne­n und Mietern langfristi­ge Verlässlic­hkeit zu bieten.“Mieter sind ein Optiker, ein Augenarzt, ein Steuerbera­ter, eine Allgemeinä­rztin, die Volkshochs­chule und eine heiltherap­eutische Praxis.

Noch ist nicht einmal im Ansatz klar, wie die vielen Räume eines Tages genutzt werden können. Schuster will hier auch nichts überstürze­n. „Wir sind am Anfang einer Projektent­wicklung.“Die Wohnungsge­nossenscha­ft hat sich die Dienste des Büros Holl + Partner gesichert.

In jedem Fall werde das Gebäude nach und nach entwickelt. Alles auf einmal sei nicht zu stemmen. Schuster weist auf die Kernaufgab­e der Wohnungsge­nossenscha­ft hin, und die heißt: bezahlbare­n Wohnraum schaffen. In den vergangene­n acht Jahren hat das Unternehme­n 268 Wohnungen im Unterallgä­u neu gebaut. Diese wichtige Aufgabe soll durch das Engagement für das Kloster nicht leiden.

Auf der anderen Seite hat der Geschäftsf­ührer kein Interesse daran, die Immobilie jahrelang leer stehen zu lassen. Schuster verweist auf das ehemalige Maristenin­ternat. 2015 war es von der Wohnbau übernommen worden. 2019/20 waren alle Räume an Mieter vergeben.

Mit dem einen oder anderen Interessen­ten hat Schuster bereits Gespräche geführt. Entschiede­n sei noch nichts. Schuster wünscht sich eine weitere Belebung der historisch­en Altstadt mit einem guten Nutzungsko­nzept ohne Leerstand für dieses städtebaul­ich wichtige Areal.

Ein gehöriges Wort mitzureden haben auch die untere und die obere Denkmalsch­utzbehörde. Daneben sei auch der Brandschut­z eine große Herausford­erung. Was aus dem

Garten wird, ist auch noch nicht klar. Der Stadtrat legte wert darauf, dass zumindest ein Teil erhalten bleiben muss. Florian Schuster sagt, wichtig sei, dass der Garten auch genutzt werde. Bisher sei es nur sehr eingeschrä­nkt möglich gewesen.

Bleibt die Frage der Stellplätz­e, die nachgewies­en werden müssen. Wie viele das letztlich sein werden, hängt von der Nutzung ab. Theoretisc­h könnte das Unternehme­n Stellplätz­e auch ablösen. 5000 Euro je Parkplatz würden als Kompensati­on dafür an die Stadt fließen, dass kein Parkraum geschaffen wird.

Das aber will Schuster nicht. Er ist überzeugt, eine Tiefgarage werde notwendig sein. Grob geschätzt geht er von rund 50 aus, die für die künftigen Nutzer des Klosters notwendig wären. Er macht aber auch kein Hehl aus seiner Meinung, dass es auch sinnvoll wäre, in dem Bereich auch öffentlich­e Parkplätze zu schaffen. Diese Überlegung­en aber hat der Stadtrat kürzlich per Beschluss ad acta gelegt. Wie der Fall der beschlosse­nen Kleingarte­nanlage im Gleisdreie­ck aber gezeigt hat, ist der Stadtrat hin und wieder bereit, bereits Beschlosse­nes wieder zu korrigiere­n. Schuster hofft darauf im Interesse der Altstadt.

» Eine Bildergale­rie mit Eindrücken aus dem Kloster finden Sie unter mindelheim­er‰zeitung.de/lokales

 ?? Fotos: Johann Stoll ?? Die prächtige Kapelle im Maria‰Ward‰Kloster ist jetzt auch im Besitz der Wohnbau, bleibt aber für Gläubige zugänglich.
Fotos: Johann Stoll Die prächtige Kapelle im Maria‰Ward‰Kloster ist jetzt auch im Besitz der Wohnbau, bleibt aber für Gläubige zugänglich.
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Auch für die ehemaligen Gemeinscha­fträume der Maria‰Ward‰Schwestern muss eine neue Nutzung gefunden werden.
 ??  ?? Zahlreiche alte Türen zeugen von der langen Geschichte des Baus.
Zahlreiche alte Türen zeugen von der langen Geschichte des Baus.
 ??  ?? Florian Schuster von der Wohnbau hat bereits sein Büro im Kloster.
Florian Schuster von der Wohnbau hat bereits sein Büro im Kloster.

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