Ein Kloster als Herkulesaufgabe
Altstadt Was hat sich getan, seit die Wohnungsgenossenschaft den großen Bau der Maria-Ward-Schwestern gekauft hat?
Mindelheim Florian Schuster ist sich der Verantwortung für die Mindelheimer Altstadt nur zu bewusst. Der Geschäftsführer der Wohnungsgenossenschaft Mindelheim weiß um die historische Bedeutung des Klosters Maria Ward im Herzen der Mindelheimer Altstadt. Und er weiß, wie sehr die Mindelheimer daran interessiert sind, was aus dem Kloster wird. Zahllose Anfragen sind bei Schuster schon eingegangen, seit öffentlich bekannt wurde, dass die Wohnungsgenossenschaft das Kloster von der Congregatio Jesu – Mitteleuropäische Provinz gekauft hat.
Die Stadt hatte angesichts der Dimension der Aufgabe die Finger von dem Kloster gelassen und war am Ende froh, dass sich mit der Wohnbau ein heimisches Unternehmen an die Aufgabe macht. Mit Datum 1. Juni ist die Anlage mit einer Grundstücksfläche von 6545 Quadratmetern in das Eigentum der Wohnbau und deren Tochtergesellschaft übergegangen.
Dazu zählt auch die bestens erhaltene Herz-Jesu-Kirche, die auch künftig öffentlich zugänglich blei- ben soll. Sichtbares Zeichen des neuen Besitzes: Das Mindelheimer
Das Gebäude hat 7000 bis 8000 Quadratmeter Nutzfläche
Unternehmen hat ein ganzes Bündel an Schlüsseln überreicht bekommen. Das Gebäude, das von außen schon groß und mächtig dasteht mit seiner Front an der Maximilianstraße 61 und 63, wirkt von innen schier noch größer. Über viele Jahre hat es als Internat gedient. Zuletzt war im Erdgeschoss auch eine Kita übergangsweise untergebracht.
7000 bis 8000 Quadratmeter Nutzfläche habe das Kloster, verdeutlicht Schuster bei einer Besichtigung die Herausforderung. Für Klarheit sorgt derzeit die Ingenieurgesellschaft Weidener & Strobl, das die Immobilie in 3D vermisst. Auch der Zustand der Haustechnik wird unter die Lupe genommen.
Schuster sagt: „Uns ist wichtig, die historische Bausubstanz zu erhalten, den Leerstand zu minimieren und insbesondere den bestehenden Mieterinnen und Mietern langfristige Verlässlichkeit zu bieten.“Mieter sind ein Optiker, ein Augenarzt, ein Steuerberater, eine Allgemeinärztin, die Volkshochschule und eine heiltherapeutische Praxis.
Noch ist nicht einmal im Ansatz klar, wie die vielen Räume eines Tages genutzt werden können. Schuster will hier auch nichts überstürzen. „Wir sind am Anfang einer Projektentwicklung.“Die Wohnungsgenossenschaft hat sich die Dienste des Büros Holl + Partner gesichert.
In jedem Fall werde das Gebäude nach und nach entwickelt. Alles auf einmal sei nicht zu stemmen. Schuster weist auf die Kernaufgabe der Wohnungsgenossenschaft hin, und die heißt: bezahlbaren Wohnraum schaffen. In den vergangenen acht Jahren hat das Unternehmen 268 Wohnungen im Unterallgäu neu gebaut. Diese wichtige Aufgabe soll durch das Engagement für das Kloster nicht leiden.
Auf der anderen Seite hat der Geschäftsführer kein Interesse daran, die Immobilie jahrelang leer stehen zu lassen. Schuster verweist auf das ehemalige Maristeninternat. 2015 war es von der Wohnbau übernommen worden. 2019/20 waren alle Räume an Mieter vergeben.
Mit dem einen oder anderen Interessenten hat Schuster bereits Gespräche geführt. Entschieden sei noch nichts. Schuster wünscht sich eine weitere Belebung der historischen Altstadt mit einem guten Nutzungskonzept ohne Leerstand für dieses städtebaulich wichtige Areal.
Ein gehöriges Wort mitzureden haben auch die untere und die obere Denkmalschutzbehörde. Daneben sei auch der Brandschutz eine große Herausforderung. Was aus dem
Garten wird, ist auch noch nicht klar. Der Stadtrat legte wert darauf, dass zumindest ein Teil erhalten bleiben muss. Florian Schuster sagt, wichtig sei, dass der Garten auch genutzt werde. Bisher sei es nur sehr eingeschränkt möglich gewesen.
Bleibt die Frage der Stellplätze, die nachgewiesen werden müssen. Wie viele das letztlich sein werden, hängt von der Nutzung ab. Theoretisch könnte das Unternehmen Stellplätze auch ablösen. 5000 Euro je Parkplatz würden als Kompensation dafür an die Stadt fließen, dass kein Parkraum geschaffen wird.
Das aber will Schuster nicht. Er ist überzeugt, eine Tiefgarage werde notwendig sein. Grob geschätzt geht er von rund 50 aus, die für die künftigen Nutzer des Klosters notwendig wären. Er macht aber auch kein Hehl aus seiner Meinung, dass es auch sinnvoll wäre, in dem Bereich auch öffentliche Parkplätze zu schaffen. Diese Überlegungen aber hat der Stadtrat kürzlich per Beschluss ad acta gelegt. Wie der Fall der beschlossenen Kleingartenanlage im Gleisdreieck aber gezeigt hat, ist der Stadtrat hin und wieder bereit, bereits Beschlossenes wieder zu korrigieren. Schuster hofft darauf im Interesse der Altstadt.
» Eine Bildergalerie mit Eindrücken aus dem Kloster finden Sie unter mindelheimerzeitung.de/lokales