„Ich will kein Versuchskaninchen sein“
zu vielen Varianten mutieren. „Das Risiko besteht, dass die auf dem Markt befindlichen Impfstoffe nicht gegen die neuen Varianten wirken. Das könnte alle Fortschritte beeinträchtigen, die wir bereits weltweit erzielt haben“, fügt Paluku hinzu. Sich impfen zu lassen sei eine individuelle Entscheidung mit globalen Konsequenzen.
Im Kongo verweigern laut Africa CDC 38 Prozent der Bevölkerung die Impfung, die Impfquote liegt bei weniger als 0,1 Prozent. In den meisten Ländern liegt sie ebenfalls im einstelligen Bereich. In Nigeria, dem mit über 200 Millionen Menschen bevölkerungsreichsten Land Afrikas, zeigt sich jeder Vierte impfskeptisch. In der Wirtschaftsmetropole Lagos erzählt die 26-jährige Maureen Nneke von ihrer Angst, der Impfstoff könne unfruchtbar machen. Sie habe gehört, die Impfung wirke wie ein Peilsender, mit dem man Menschen verfolgen könne. „Ich will kein Versuchskaninchen sein“, sagt Nneke. „Es zirkulieren so viel Fehlinformationen, die Panik auslösen. Wir wissen gar nicht, wie wir dagegen ankämpfen sollen“, sagt Dr. Reuben Ndiaya, Vorsitzender eines Ärzteverbandes in der Hauptstadt Abuja. Die Africa-CDC-Studie ergab, dass viele Menschen glauben, dass die Gesundheitsgefährdung durch Corona übertrieben dargestellt werde. In acht der 15 befragten Länder weigert sich die Mehrheit, Schutzmasken zu tragen.
Viele afrikanische Länder mussten lange auf die Lieferung der Vakzine warten – und dann wertvolle Dosen vernichten, weil nur wenige zur Impfung kamen. Der Kongo zum Beispiel vernichtete mehr als 300000 Dosen, weil das Haltbarkeitsdatum überschritten war. In anderen Ländern war es ähnlich. Dabei wäre eine hohe Durchimpfung in Afrika wichtig, wo die Todesrate bei 2,6 Prozent liegt – verglichen mit 2,2 Prozent weltweit – und wo vielerorts Intensivbetten und Sauerstoffgeräte fehlen. Kristin Palitza und Dido Kayembe, dpa