Über den Unsinn von Kalendersprüchen
Wenn doch nur immer vorherzusagen wäre, dass diese Kalenderblattsprüche auch wirklich eintreffen. Morgenstund hat aber einfach nur für die Allerwenigsten Gold im Mund. Viel häufiger dafür den schalen Geschmack des Alltags. Ähnlich verhält es sich mit der Geduld. Die sei ein Baum, dessen Wurzel bitter, dessen Frucht aber sehr süß sei. Heißt es zumindest in zahlreichen Poesiealben. Möge der Spruch nie Eingang in das Büchlein eines Schalkers finden. Wer dem Gelsenkirchener Klub anhängt, ist wahrlich ein geduldiger (und leidensfähiger) Mensch. Ehe sich das Warten auf eine Erstliga-Meisterschaft als erfolgreich herausstellt, schmeckt Morgenstund nach einem Witzigmann-Dinner.
Andrea Petkovic wiederum darf nun unerwartet von der süßen Frucht kosten und niemand wird ihr eine Sünde unterstellen. Die 33-Jährige hatte sechseinhalb Jahre auf den nächsten Turniersieg gewartet, ehe sie am vergangenen Wochenende ein Sandplatzturnier in Rumänien gewann. Sechseinhalb Jahre sind im Leben eines Tennisprofis eine lange Zeit. Vergleichbar in etwa mit dem Warten der Schalker auf eine Meisterschaft.
Die Deutsche hatte den Glauben an einen Erfolg auch selbst schon beinahe aufgegeben. „So viele Dinge sind passiert, ich war schon bereit, meine Karriere zu beenden, ich habe sie fast beendet, ich habe fünf neue Jobs angefangen“, sagte sie nach dem Titelgewinn. Neidisch macht, dass sie auch ihre fünf neuen Jobs hervorragend ausfüllt. Darunter die der Schriftstellerin und Fernsehmoderatorin. Derzeit konzentriere sie sich aber auf das, „was ich am meisten liebe, Tennisspielen, und dann auch noch gewinne – das ist das beste Gefühl“.
Braucht nun aber keiner glauben, mit Geduld und Hingabe ließen sich unter Garantie Erfolge produzieren. Als Gegenbeweis dienen sämtliche Dusch-Sängerinnen und -Sänger. Oder eben die Fans des FC Schalke 04. Für sie aber gilt: Misserfolge sind Wegweiser auf dem Weg zum Erfolg. Vielleicht.