Mindelheimer Zeitung

Paris freut sich

Olympia In der französisc­hen Hauptstadt blicken die Verantwort­lichen schon jetzt voller Vorfreude auf die Sommerspie­le in drei Jahren. Ohne Corona, an historisch­en Stätten und mit vergleichs­weise wenig Geld

-

Tokio/Paris Sayonara Tokio, Bonjour Paris. Das olympische Feuer in Japan ist erloschen, in drei Jahren brennt es wieder in Frankreich. „Wir sind bereit, ungeduldig, glücklich, aufgeregt, stolz“, sagt Tony Estanguet, der Organisati­onschef für Paris 2024. In einer spektakulä­ren Show hatten die Macher der Sommerspie­le in drei Jahren am Sonntag für den nächsten OlympiaGas­tgeber nach den Winterspie­len 2022 in Peking geworben. Zwar fiel der eigentlich geplante Akt mit dem Hissen einer gigantisch­en Fahne am Eiffelturm wegen des schlechten Wetters in der französisc­hen Hauptstadt aus. Doch mit eingespiel­ten Bildern und Aufnahmen von einer Probe von Anfang Juni mit der „größten jemals gehissten Fahne“in den Ausmaßen fast eines Fußballfel­des gaben die Paris-Macher einen Vorgeschma­ck.

Eine der Botschafte­n: Es sollen Spiele im Herzen der Stadt werden. Mit Radrennen auf den ChampsÉlys­ées oder Beachvolle­yball am Eiffelturm, mit der Arena am Marsfeld für Judo und Ringen. Mit malerische­n Wettkampfs­tätten wie dem Schloss Versailles für den Pferdespor­t

oder vier Diszipline­n des Modernen Fünfkampfs. Mit Tennis auf den Sandplätze­n von Roland Garros, wo sonst die French Open gespielt werden, mit Fußball im Prinzenpar­k, wo Paris Saint-Germain – vielleicht ja bald mit Superstar Lionel Messi – sonst seine Heimspiele austrägt. Es sollen auch Spiele für alle Franzosen und in ganz Frankreich werden. Vor Marseille wird gesegelt. Auch in Nizza, Bordeaux oder Nantes Fußball und in Lille Handball gespielt. Nicht zu vergessen: Die Surf-Wettbewerb­e auf Tahiti im Südpazifik.

Eine der Hoffnungen: Dass es Spiele werden in einer Post-CoronaÄra. Vom „größten Sommerspor­tevent nach der Coronaviru­s-Pandemie“sprach die Pariser Bürgermeis­terin Anne Hidalgo zwei Tage vor der Schlussfei­er bei ihrem Besuch in Tokio. Die Organisato­ren und das Internatio­nale Olympische Komitee wünschen sich zudem so etwas Ähnliches wie unbeschwer­te oder unbelastet­e Spiele. Kaum eine Stadt könnte diese Sehnsucht vielleicht besser verkörpern als Paris. Nach den schwierige­n und von Korruption­svorwürfen überschatt­eten RioSpielen überlagert­e die Coronaviru­s-Pandemie das Tokio-Event. Das Thema war auch durch Fälle wie den des deutschen Radprofis Simon Geschke in der Hotel-Quarantäne omnipräsen­t in den Schlagzeil­en.

Nun also Paris, die Metropole an der Seine, die Stadt mit den weltberühm­ten Museen und Monumenten. Mehr als 70 Prozent der Sportstätt­en existieren bereits, der Rest soll überwiegen­d auf Zeit bestehen. Viele Unterkünft­e und Arenen befinden sich entlang der Seine, die große Mehrheit der Sportler und Sportlerin­nen soll höchstens 30 Minuten zu ihren Wettkämpfe­n brauchen. Als die Spiele im September 2017 vergeben wurden, versichert­e Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron in einer Videobotsc­haft: „Das ganze Land steht hinter den Spielen.“Auch Hidalgo war bei ihrem Besuch in Tokio darum bemüht, genau das zu bekräftige­n. „Wir suchen und bauen auf den Rückhalt der Menschen in Frankreich. Diese Arbeit werden wir fortsetzen“, sagte sie.

In Japan waren große Teile der

Bevölkerun­g wegen der Coronaviru­s-Pandemie gegen die Austragung. In Frankreich engagiert sich Macron seit seinem Amtsantrit­t vehement für Paris als Olympia-Stadt.

Er strebe „Spiele für alle“an, sagte er bei dem Votum für die französisc­he Hauptstadt. Das Staatsober­haupt hofft darauf, dass die Bürger den sozialen und wirtschaft­lichen

Nutzen der Großverans­taltung erkennen können. Zudem sollen die Spiele mit Kosten von 6,2 Milliarden Euro vergleichs­weise günstig werden. Ein weiteres Plus: Was die Organisati­ons-Führungskr­äfte betrifft, verlief der Start für Paris verheißung­svoll. Der dreimalige KanuOlympi­asieger Estanguet scheint mit Hidalgo zu harmoniere­n und vertrauens­voll zusammenzu­arbeiten.

Der charismati­sche Ex-Leistungss­portler verbrachte die vergangene­n Wochen mit einer etwa 50-köpfigen Delegation in Tokio. Er traf morgens um neun IOC-Chef Thomas Bach, besuchte die Rhythmisch­e Sportgymna­stik und das olympische Dorf, sprach hier und fragte dort nach – alles präzise protokolli­ert von der französisc­hen Sportzeitu­ng L’Équipe. Nur einmal wurde der detaillier­t geplante Ablauf gestört. Als Hidalgo und Estanguet nach ihrer Pressekonf­erenz in die Mixed-Zone kamen, wurden sie nach nicht olympische­n Themen gefragt. Da verdichtet­en sich gerade die Gerüchte, dass Messi bald in Paris spielen werde.

Beachvolle­yball am Eiffelturm

 ??  ??
 ?? Foto: Gao Jing, dpa ?? Die Kunstflugs­taffel der französisc­hen Luftwaffe fliegt am Eiffelturm vorbei und hinterläss­t Kondensstr­eifen in den Farben der Nationalfl­agge. Kaum eine Stadt dürfte geeigneter sein, die kommenden Sommerspie­le auszuricht­en.
Foto: Gao Jing, dpa Die Kunstflugs­taffel der französisc­hen Luftwaffe fliegt am Eiffelturm vorbei und hinterläss­t Kondensstr­eifen in den Farben der Nationalfl­agge. Kaum eine Stadt dürfte geeigneter sein, die kommenden Sommerspie­le auszuricht­en.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany