Mindelheimer Zeitung

Wenn der „Hungarian Hulk“die Bälle fliegen lässt

Golf Long-Drive-Profi Robin Horvath lässt beim GC Bad Wörishofen die Bälle fliegen. Der schlagkräf­tige Golfer zeigt, warum er den markigen Kampfnamen „Hungarian Hulk“trägt

- VON MARCUS BARNSTORF

Rieden Die Golfsportl­erinnen und -sportler kennen das erhebende Gefühl, wenn sie auf der Driving Range oder am Abschlag stehen und man den Schläger zum Ball schwingt. Der satte Klang verrät, dass er genau getroffen wurde. Fasziniert schaut man ihm nach, wie er in hohem weiten Bogen davonflieg­t. Diese Faszinatio­n des Golfs veredelte Robin Horvath in Perfektion. Davon konnten sich die Besucher bei „Flugshow der besonderen Art“am Sonntagabe­nd überzeugen.

Im Vorfeld der 2. VPV - GC Bad Wörishofen Open, die heute zu Ende gehen, stattete der amtierende deutsche Long Drive Meister der Riedener Golfanlage einen Besuch ab. „The Hungarian Hulk“hält mit 405 Metern den Europareko­rd dieses weltweit auf dem Vormarsch befindende­n Wettkampfs, die neben Technik auch Physis und Athletik erfordert. Seine kraftvolle­n Schläge und die Vorliebe zu grünen Golfshirts brachten dem Halbungarn, der in seiner Heimat Unterhaugs­tetten im Nordschwar­zwald vor über 20 Jahren erstmals in Berührung mit dem Golfsport kam („Dort gab es nur Faustball oder Golf“), seinen Spitznamen ein.

Horvaths Statur von 1,85 Meter und 80 Kilogramm hat auf den ers

Blick nichts mit der transformi­erenden, kolossähnl­ichen Comicfigur gemein. Der schlanke Golfprofi gilt unter seinen Long-Drive-Kollegen als Leichtgewi­cht. Kein Wunder, schließlic­h ist der 29 Jahre alte Sportwisse­nschaftler als Ernährungs­berater in seiner Wahlheimat Ingolstadt unter anderem für die Bundesliga­fußballer des FCI, den deutschen Golfnachwu­chs und Kaderathle­ten der Leichtathl­etik aktiv.

Doch wenn man Horvath in seinem Element erlebt, er vom Applaus der Zuschauer gepusht wird, verwandelt sich Europas Nummer 1 unter den Long-Drivern zum „Golf-Hulk“. Nach einem gelungenen Schlag gerät er hulkig in Rage, springt wie Rumpelstil­zchen über den Platz und lässt seine Emotionen freien Lauf. „Ich brauche das Adrenalin, um Höchstleis­tungen abrufen zu können“, so Horvath. Abschläge mit einer Länge von 350 Metern und mehr sind bei ihm keine Seltenheit.

„Wenn das Klima passt und die Windverhäl­tnisse günstig sind, katapultie­re ich den Ball mit bis zu 346 Stundenkil­ometer über das Grün. Die Geschwindi­gkeit des Schlägerko­pfs erreicht dabei mehr als 233 Stundenkil­ometer“, erklärt Horvath. Dafür trainiert er im Extrembere­ich. Obwohl Europas Golf„Weitschläg­er“mit einem Handicap von 4,7 „eigentlich ganz zufrieden ist“, hat er sich vom Einzelwett­spiel nahezu verabschie­det. „Ich vergleiche das ein wenig mit der Leichtathl­etik“, so „The Hungarian Hulk“. „Golf ist ein Marathon, Long Drive ein Sprint.“

Seit vier Jahren sprintet er, zunächst als Amateur, ab 2018 als Profi von Erfolg zu Erfolg. So qualifizie­rte er sich als Gewinner des Grand Final der German Long Drive Championsh­ip für die Weltmeiste­rten schaft im September 2019 in Oklahoma/USA, an der 96 Teilnehmer teilnahmen. Dort kam für ihn bereits in der Vorrunde das Aus. Es folgte Corona. Keine Turniere, keine Showauftri­tte. Umso froher ist Horvath nun, dass er wieder vor Publikum Golfbälle in den Himmel jagen kann.

So wie nun beim Kneippstäd­ter Golfclub. Rund hundert begeistert­e Zuschauer verfolgten aufmerksam, wie er insgesamt 51 Mal mit Kraft und Können den Ball oberhalb des Puttinggre­ens Richtung des ersten Grüns drosch. Mit 330 km/h flog das knapp 46 Gramm leichte Spielgerät 70 Meter hoch und 355 Meter weit. Zum Kräfteverg­leich traten Bad Wörishofen­s Pro Steffen Kefer sowie Benjamin Biddle und Paul Sierocinsk­i gegen „The Hungarian Hulk“an. Mit knapp 189 Stundenkil­ometern und 169,6 Metern Länge musste sich das Trio geschlagen geben.

Das nächste Ziel hat Robin Horvath bereits vor Augen. Mitte September tritt er bei den European Long Drive Games auf der Anlage von Golf City in Pulheim bei Köln an. Und wer weiß, vielleicht wird Long-Drive-Golfen irgendwann einmal olympische Disziplin. „Das wäre schon geil“, meint der 29-Jährige und schmunzelt übers ganze Gesicht.

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Fotos: Marcus Barnstorf Das grüne Shirt muss natürlich sein, wenn Robin Horvath abschlägt: Der Long‰Drive‰Profi mit dem Kampfnamen „The Hungarian Hulk“zeigte auf dem Golfplatz des GC Bad Wörishofen in Rieden sein Können. Einer seiner Bälle landet erst wieder nach 355 Metern.
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Steffen Kefer vom GC Bad Wörishofen forderte Horvath heraus.

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