Wenn der „Hungarian Hulk“die Bälle fliegen lässt
Golf Long-Drive-Profi Robin Horvath lässt beim GC Bad Wörishofen die Bälle fliegen. Der schlagkräftige Golfer zeigt, warum er den markigen Kampfnamen „Hungarian Hulk“trägt
Rieden Die Golfsportlerinnen und -sportler kennen das erhebende Gefühl, wenn sie auf der Driving Range oder am Abschlag stehen und man den Schläger zum Ball schwingt. Der satte Klang verrät, dass er genau getroffen wurde. Fasziniert schaut man ihm nach, wie er in hohem weiten Bogen davonfliegt. Diese Faszination des Golfs veredelte Robin Horvath in Perfektion. Davon konnten sich die Besucher bei „Flugshow der besonderen Art“am Sonntagabend überzeugen.
Im Vorfeld der 2. VPV - GC Bad Wörishofen Open, die heute zu Ende gehen, stattete der amtierende deutsche Long Drive Meister der Riedener Golfanlage einen Besuch ab. „The Hungarian Hulk“hält mit 405 Metern den Europarekord dieses weltweit auf dem Vormarsch befindenden Wettkampfs, die neben Technik auch Physis und Athletik erfordert. Seine kraftvollen Schläge und die Vorliebe zu grünen Golfshirts brachten dem Halbungarn, der in seiner Heimat Unterhaugstetten im Nordschwarzwald vor über 20 Jahren erstmals in Berührung mit dem Golfsport kam („Dort gab es nur Faustball oder Golf“), seinen Spitznamen ein.
Horvaths Statur von 1,85 Meter und 80 Kilogramm hat auf den ers
Blick nichts mit der transformierenden, kolossähnlichen Comicfigur gemein. Der schlanke Golfprofi gilt unter seinen Long-Drive-Kollegen als Leichtgewicht. Kein Wunder, schließlich ist der 29 Jahre alte Sportwissenschaftler als Ernährungsberater in seiner Wahlheimat Ingolstadt unter anderem für die Bundesligafußballer des FCI, den deutschen Golfnachwuchs und Kaderathleten der Leichtathletik aktiv.
Doch wenn man Horvath in seinem Element erlebt, er vom Applaus der Zuschauer gepusht wird, verwandelt sich Europas Nummer 1 unter den Long-Drivern zum „Golf-Hulk“. Nach einem gelungenen Schlag gerät er hulkig in Rage, springt wie Rumpelstilzchen über den Platz und lässt seine Emotionen freien Lauf. „Ich brauche das Adrenalin, um Höchstleistungen abrufen zu können“, so Horvath. Abschläge mit einer Länge von 350 Metern und mehr sind bei ihm keine Seltenheit.
„Wenn das Klima passt und die Windverhältnisse günstig sind, katapultiere ich den Ball mit bis zu 346 Stundenkilometer über das Grün. Die Geschwindigkeit des Schlägerkopfs erreicht dabei mehr als 233 Stundenkilometer“, erklärt Horvath. Dafür trainiert er im Extrembereich. Obwohl Europas Golf„Weitschläger“mit einem Handicap von 4,7 „eigentlich ganz zufrieden ist“, hat er sich vom Einzelwettspiel nahezu verabschiedet. „Ich vergleiche das ein wenig mit der Leichtathletik“, so „The Hungarian Hulk“. „Golf ist ein Marathon, Long Drive ein Sprint.“
Seit vier Jahren sprintet er, zunächst als Amateur, ab 2018 als Profi von Erfolg zu Erfolg. So qualifizierte er sich als Gewinner des Grand Final der German Long Drive Championship für die Weltmeisterten schaft im September 2019 in Oklahoma/USA, an der 96 Teilnehmer teilnahmen. Dort kam für ihn bereits in der Vorrunde das Aus. Es folgte Corona. Keine Turniere, keine Showauftritte. Umso froher ist Horvath nun, dass er wieder vor Publikum Golfbälle in den Himmel jagen kann.
So wie nun beim Kneippstädter Golfclub. Rund hundert begeisterte Zuschauer verfolgten aufmerksam, wie er insgesamt 51 Mal mit Kraft und Können den Ball oberhalb des Puttinggreens Richtung des ersten Grüns drosch. Mit 330 km/h flog das knapp 46 Gramm leichte Spielgerät 70 Meter hoch und 355 Meter weit. Zum Kräftevergleich traten Bad Wörishofens Pro Steffen Kefer sowie Benjamin Biddle und Paul Sierocinski gegen „The Hungarian Hulk“an. Mit knapp 189 Stundenkilometern und 169,6 Metern Länge musste sich das Trio geschlagen geben.
Das nächste Ziel hat Robin Horvath bereits vor Augen. Mitte September tritt er bei den European Long Drive Games auf der Anlage von Golf City in Pulheim bei Köln an. Und wer weiß, vielleicht wird Long-Drive-Golfen irgendwann einmal olympische Disziplin. „Das wäre schon geil“, meint der 29-Jährige und schmunzelt übers ganze Gesicht.