Mindelheimer Zeitung

Für Ungeimpfte wird es ungemütlic­h

Pandemie Bund und Länder schaffen kostenlose Tests für die meisten Menschen ab

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Bund und Länder wollen den Druck auf Ungeimpfte schrittwei­se erhöhen, damit sie sich gegen das Coronaviru­s impfen lassen. Das haben die Chefs und Chefinnen der Länder gemeinsam mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) beschlosse­n. Ungeimpfte müssen demnach ab dem 23. August einen negativen Corona-Test vorlegen, wenn sie zum Beispiel jemanden im Krankenhau­s oder Altenheim besuchen oder sich beim Friseur die Haare schneiden lassen. Geimpfte und Genesene sind davon ausgenomme­n.

Die Bestimmung gilt ab einer bundesweit­en Sieben-Tage-Inzidenz von 35 Neuinfekti­onen je 100000 Einwohner. Am Dienstag stand sie bei 23,5 mit zuletzt stabil steigender Tendenz. Den Ländern steht es aber frei, bei Inzidenzen unter 35 andere Vorschrift­en zu erlassen.

Notwendig wird ein negativer Test gleichsam für den Besuch im Kosmetik- oder Massagestu­dio, den Gang ins Theater und Kino sowie für das Schwimmen im Hallenbad. Vorzuweise­n ist entweder ein Schnelltes­t, der nicht älter ist als 24 Stunden, oder ein PCR-Test, der nicht älter als 48 Stunden ist. Ungeimpfte müssen ihn außerdem ab dem Stichtag Ende August vorweisen, wenn sie in Gasthäuser­n und Kneipen (Innenräume) essen und trinken wollen. „Wir setzen jetzt voll bei steigenden Infektions­zahlen (...) auf das Testen“, erklärte die Kanzlerin.

Steigt zunächst für Ungeimpfte der Aufwand, wenn sie am öffentlich­en Leben teilnehmen wollen, wird es ab dem 11. Oktober auch teuer. Dann wollen Bund und Länder die kostenlose­n Bürgertest­s abschaffen. Wer sich aus medizinisc­hen Gründen nicht impfen lassen kann oder für den die Ständige Impfkommis­sion keine Empfehlung abgegeben hat, für den „wird es weiterhin die Möglichkei­t zum kostenlose­n Antigen-Schnelltes­t geben“. Aktuell können die Teststelle­n für den Schnelltes­t maximal 12,50 Euro je Abstrich beim Staat abrechnen. Ob die Anbieter bei diesem Preis bleiben oder ihn im Herbst für Privatleut­e sogar erhöhen, ist gegenwärti­g unklar. „Wir hoffen allerdings, dass sich die Impfquote noch einmal deutlich steigert“, sagte Merkel.

Nicht durchsetze­n konnte sich ein Vorschlag von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU). Er wollte Ungeimpfte­n in Herbst und Winter den Gang ins Wirtshaus und die Teilnahme an Veranstalt­ungen generell verbieten – ganz gleich, ob sie einen negativen Test vorzeigen könnten oder nicht. CDU-Chef und Kanzlerkan­didat Armin Laschet hatte das abgeräumt. Allerdings werden Ungeimpfte einen anderen

Wer nicht geimpft ist, muss in Quarantäne

Nachteil zu spüren bekommen. Anders als Geimpfte und Genesene müssen sie nach Urlauben im Ausland in Quarantäne. Sie müssen sich auch isolieren, falls sich eine Kontaktper­son mit dem Erreger angesteckt hat.

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder drang in der Diskussion mit seinen Amtskolleg­en auf strengere Vorgaben. „Die bisherigen Impfquoten reichen einfach nicht auf, um sorglos zu sein“, sagte der CSU-Chef. Er hält es für wahrschein­lich, dass die Beschlüsse bald nachgeschä­rft werden müssen. Ein neuerliche­s Herunterfa­hren der Gesellscha­ft wird derzeit von den Regierunge­n in Bund und Ländern aber ausgeschlo­ssen. Dazu soll auch der Fortbestan­d der Maskenpfli­cht beitragen. Söder deutete aber an, dass es später doch noch mehr Einschränk­ungen für Ungeimpfte geben könnte. Lesen Sie dazu auch den Kommentar.

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