Mit Katz, Ochs und Esel auf Tour
Haustiere Es muss nicht immer ein Meerschweinchen oder Hund sein: Manche Menschen haben außergewöhnliche tierische Begleiter und gehen mit ihnen sogar auf Reisen
Augsburg Hauskatze Mogli hat ein ziemlich abgefahrenes Leben. Auf einem Instagram-Foto ist zu sehen, wie ihr schwarz-weißer Kopf aus einer Bikertasche hervorlugt. Das Bild hat ihr 35-jähriger Besitzer Martin Klauka aus Rosenheim während einer Rast am Straßenrand im indischen Gokarna geknipst. Seit 2017 reist er mit seiner Mischlingskatze um die Welt – auf einem Motorrad.
Derzeit weilen die beiden am Fuße des Himalaja. Klauka erzählt: „Ich wollte schon länger raus aus dem Alltag, wollte sehen, was das Leben für einen bereithält.“Doch von seiner Katze trennen konnte er sich nicht. Also musste sie mit. Über den Balkan, die Türkei, Dubai, den Iran und andere Länder ist er mit Mogli nach Indien gereist. Dort war der Weltenbummler auch mitten in der Pandemie unterwegs. Die Gegenden, in denen das Virus besonders schlimm grassierte, habe er jedoch gemieden.
Ob die Katze die lange Reise auch genießt? „Direkt lieben tut sie es nicht, aber sie kennt es nicht anders“, sagt Klauka. Er achte immer darauf, dass sie sich sicher fühlt. Dann laufe sie auch nicht weg. Damit es Mogli während der teils hitzigen Fahrten nicht zu heiß wird, hat Klauka ihr in der Motorradtasche eine Klimaanlage eingebaut.
Eine Rückkehr in seine oberbayerische Heimat könne Klauka sich derzeit nicht vorstellen, sagt er. Früher hat er bei einer Spedition und als Pizzabote gearbeitet. Für ein alternatives Leben nach seinen Vorstellungen sei Deutschland aber nicht der richtige Ort: „Da fressen einen die Fixkosten auf.“Zwar generiert er mithilfe eines Buches, das er über seine Reise geschrieben hat, Einnahmen – diese reichen aber nicht, um seine Weltreise zu finanzieren. Der Rosenheimer jobbt deshalb in der Fremde, Freunde und Familie unterstützen ihn.
Doch nicht nur die Biker-Katze Mogli sorgt auf ihren Reisen für bewundernde Blicke. Auch der tierische Begleiter von Lotta Lubkoll hat schon viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Schauspielerin, die in der bayerischen Telenovela „Dahoam is dahoam“gastierte, wanderte mit ihrem Esel Johnny von München aus ans Mittelmeer. Die 28-Jährige hat über den tierischen Trip ebenfalls ein Buch geschrieben, das unter dem Titel „Wandern, Glück und lange Ohren“auf der Spiegel-Bestsellerliste landete.
Darin beschreibt Lubkoll ihren Lebenstraum: Einmal mit einem Esel auf Wanderschaft gehen. Den
Anstoß, ihn auch zu verwirklichen, gab ihr ein Schicksalsschlag. Als ihr Vater nach kurzer, schwerer Krankheit starb, war der 28-Jährigen klar: Träume sollte man nicht auf die lange Bank schieben. Also zog sie mit Johnny zu Fuß los, den sie über eine Internetanzeige für 300 Euro gekauft hatte. 600 Kilometer in 80 Tagen legten die beiden zurück.
Nicht gekauft, sondern zugeflogen ist Mustafa Coban aus Augsburg sein Haustier. Sei zwei Jahren lebt er mit einer weißen Taube zusammen. Baris, so nennt er sie, hat der 56-Jährige orientierungslos auf der Straße gefunden. Als Coban auf den Vogel zuging, sei er gleich zutraulich gewesen, erzählt er. Dann nahm der neue Besitzer das Tier auf und pflegte es gesund – jetzt ist das Duo unzertrennlich. Coban vermutet, dass die weiße Taube bei einer Hochzeitsfeier fliegen gelassen wurde und sich verirrte. Er konnte den ursprünglichen Besitzer jedoch nicht ausfindig machen, da die Taube nicht gechipt war und auch keinen Ring am Bein hatte.
Im Augsburger Lechviertel ist das Duo bekannt. Oft geht Coban mit Baris spazieren, dann tippelt der Vogel hinterher oder sitzt auf dem Arm. Hin und wieder nimmt Coban sein Tier auch zum Einkaufen oder zum Friseur mit – sogar im TürkeiUrlaub war Baris schon dabei.
Viel unterwegs ist auch Sina Göppel aus Gersthofen mit ihrem treuen tierischen Gefährten – auf sehr besondere Weise. Die junge Frau geht mit ihrem neun Jahre alten und 1500 Kilo schweren Ochsen Woodie ausreiten. Die 28-Jährige hat ihn nach dem Golf-Superstar Tiger Woods benannt. Woodie lebt seit 2015 in einem Offenstall in Allmannshofen (Kreis Augsburg). Dort hat er rund um die Uhr seinen Auslauf.
Wenn Sina Göppel auf ihrem Ochsen zum Beispiel auf Feldwegen reitet, dann begegnen ihr immer wieder Leute, die nicht schlecht staunen – so viele, dass sie aus dem „Ratschn gar nicht mehr herauskommt“, wie sie sagt.
Seit vergangenem Jahr hat die 28-Jährige ein weiteres Rind lieb gewonnen – Ben. Ihn hat sie vor der Schlachtung bewahrt, nun ist sie hin- und hergerissen zwischen der Zuneigung zu dem Tier und der Vernunft. Denn die Versorgung des zweiten Ochsen kostet Zeit und viel Geld. Ob sie Ben behalten möchte oder ihn einem Bauern überlässt, weiß Sina Göppel noch nicht – auf der Plattform Instagram, auf der ihr über 23000 Personen folgen, ist er jedenfalls beliebt: „Die Leute fragen immer, was mit ihm passiert, aber das kann ich noch nicht sagen“, sagt Göppel. Eines ist jedoch sicher: Er hat jetzt eine gute Zeit.