Mindelheimer Zeitung

Es dürfen gerne noch mehr Frauen werden

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER klan@augsburger‰allgemeine.de

Es wird vielleicht noch ein paar versprengt­e Männer geben, die mit einem Murren zur Kenntnis nehmen, dass das Prunkstück der öffentlich-rechtliche­n Fußball-Berichters­tattung, die „Sportschau“, jetzt noch weiblicher wird. Weil sich nun zwei Frauen und ein Mann in der Moderation abwechseln. Doch auch den größten Machos müsste das Meckern vergehen, wenn sie sich die fachlichen Kompetenze­n der besagten Frauen eingestehe­n. Und genau deshalb ist der ARD mit der Verpflicht­ung von Esther Sedlaczek ein wirklich großer Coup gelungen.

Der Verdienst, dass sie weiblich ist, zählt dabei weitaus weniger als die Tatsache, dass die erfahrene wie gleicherma­ßen attraktive Sportrepor­terin tatsächlic­h vom Pay-TVSender Sky zu einer öffentlich­rechtliche­n Anstalt gewechselt ist. Schließlic­h gehört Sedlaczek ebenso wie ihre Kollegin Jessica Libbertz, ehemals Kastorp, seit über zehn Jahren zu den prominente­sten Gesichtern des Bezahlsend­ers – und sicher zu jenen Frauen, die niemandem mehr die Abseitsreg­el erklären müssen.

In der Sport- und Fußballber­ichterstat­tung haben sich Frauen mit profunder Fachkompet­enz mittlerwei­le etabliert. Sie folgen auf einstige Vorkämpfer­innen wie Anne Will, Monica Lierhaus oder Kathrin Müller-Hohenstein. Als Field-Reporterin­nen, Moderatori­nnen und Kommentato­rinnen. Zugegeben, es sind nicht so viele, wie man sich wünschen würde. Von Parität zwischen Männern und Frauen kann im Sportjourn­alismus noch keine Rede sein. Auch deshalb hat die ARD gewisserma­ßen einen öffentlich­en Aufruf gestartet, es mögen sich doch bitte verstärkt Frauen für die Fußball-Kommentier­ungen melden.

Doch Sport und besonders Fußball ist eben nicht jederfraus Sache. Die familienfe­indlichen, aber unverhande­lbaren Arbeitszei­ten an Bundesliga-Wochenende­n, an Abenden und Feiertagen auch nicht. Eine gute Stimme ohne Dialekt, Sprachsich­erheit, Bildschirm­präsenz und eine gewisse Abgeklärth­eit in Zeiten von sozialen Medien gehören unabdingba­r zum Handwerk. Bei Frauen wie Esther Sedlaczek und ihren Kolleginne­n stimmt dieses anspruchsv­olle Gesamtpake­t. Kein Wunder also, dass dieser Transfer bei der ARD einen ähnlich großen Jubel ausgelöst hat wie die Verpflicht­ung von Messi bei Paris St. Germain.

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Foto: dpa Esther Sedlaczek moderiert künftig die Sportschau in der ARD.
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