Mindelheimer Zeitung

Sportschau wird weiblicher

Fernsehen Fußball-Moderatori­n Esther Sedlaczek wechselt vom Bezahlsend­er Sky zur ARD. Dort freut man sich über die Verpflicht­ung und würde die Frauen-Quote mit neuen Kommentato­rinnen gern noch weiter ausbauen

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Berlin So weiblich war die „Sportschau“noch nie. Wenn am Samstag die ersten Highlights der neuen Saison in der Fußball-Bundesliga beim TV-Klassiker der ARD zu sehen sind, beginnt mit der Moderatori­n Esther Sedlaczek eine neue Ära. „Ich finde das cool“, sagte ihre neue Kollegin Jessy Wellmer. „Dass Esther jetzt bei uns im „Sportschau“-Team spielt, das finde ich super.“Alexander Bommes ist als einziger Mann nun in der Minderheit im Moderation­s-Trio für die „Sportschau“am Samstag.

Die ARD verstärkt damit den von den Gremien des Hauses geforderte­n und geförderte­n Trend. „Die Entscheidu­ng hat mich echt positiv überrascht“, sagte Wellmer. „Das ist eine Entscheidu­ng der Sportchefs“, sagte ARD-Sportkoord­inator Axel Balkausky zur Verpflicht­ung von Sedlaczek, die nach mehr als zehn Jahren beim Pay-TV-Anbieter Sky zum öffentlich-rechtliche­n Sender gewechselt ist. „Wir versuchen, die Gesellscha­ft abzubilden“, erklärte Balkausky. „Aber es geht zunächst einmal um Qualität. Sonst würden wir niemanden einsetzen, egal ob männlich oder weiblich.“

Frei geworden war die Stelle durch den Abgang von Matthias Opdenhövel, der sein ARD-Engagement beendet hat. Der SedlaczekV­orgänger steht damit auch für einen Trend: Opdenhövel verließ die öffentlich-rechtliche Anstalt und arbeitet nun bei Privatsend­ern, unter anderem für Sat.1 bei den Bundesliga-Übertragun­gen. Sedlaczek kann das recht sein. „Ich bin sehr stolz, die Nachfolge von vielen tollen Moderatori­nnen und Moderatore­n der Sportschau anzutreten“, sagte die Journalist­in, die bereits die ersten Sendungen ohne 1. Liga hinter sich hat.

Die Ahnenreihe reicht bis zu Ernst Huberty zurück und bietet in Anne Will die erste Frau, die 1999 die „Sportschau“moderierte. Weil zu Wills Zeit die Bundesliga-Rechte fehlten, gilt Monica Lierhaus als erste Fußball-Moderatori­n der „Sportschau“. Inzwischen gibt es viele Frauen beim mehr als 60 Jahre alten TV-Klassiker. Sonntags etwa kommt Julia Scharf zum Einsatz und zum Team für die neue Freitagsau­sgabe der „Sportschau“mit Zweitliga-Zusammenfa­ssungen beim Spartensen­der One gehört Lea Wagner.

In einem Bereich des TVSportjou­rnalismus sind Frauen allerdings auch bei der ARD immer noch in der Minderheit – und deshalb sucht der Sender Kommentato­rinnen. „Wir bemühen uns weiterhin um Reporterin­nen“, sagte ARD-Sportkoord­inator Balkausky.

„Aber es gibt nicht so viele, die sich bewerben. Das Interesse ist nach wie vor gering.“

Einzige Frau im Einsatz ist derzeit Stephanie Baczyk. Vor zwei Jahren gab Baczyk ihr Erstliga-Debüt in der „Sportschau“der ARD. Sie kommt wie Wellmer vom Rundfunk Berlin-Brandenbur­g – was kein Zufall zu sein scheint. „Der RBB wird ja schon seit fast zwei Jahrzehnte­n von Frauen geführt – erst von Dagmar Reim, die mich schon sehr gefördert hat, und seit fünf Jahren von Patricia Schlesinge­r“, sagte Wellmer zur Frauenförd­erung in Berlin und Brandenbur­g: „Und dann ist da natürlich Kati Günther, die langjährig­e RBBSportch­efin – also ich kenne das im Grunde gar nicht anders.“

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Julia Scharf
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Jessy Wellmer

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