Mindelheimer Zeitung

Diese Sportart ist „wie Autoscoote­r und Schach“

Mit einem Rollstuhl durch eine Sporthalle rasen und andere rammen – das ist Rollstuhl-Rugby! Reporterin Louisa Grübler hat die Sportart ausprobier­t

- VON LOUISA GRÜBLER

Ich habe bisher noch nie Rugby gespielt. Ich saß auch noch nie in einem Sport-Rollstuhl. Trotzdem möchte ich die Sportart Rollstuhl-Rugby gerne einmal ausprobier­en. Die besten Spielerinn­en und Spieler der Welt werden in dieser Sportart bald bei den Paralympis­chen Sommerspie­len in Japans Hauptstadt Tokio antreten.

Normale Rollstühle würden das nicht lange aushalten

Ganz so weit bin ich nicht gereist. Ich bin zu Besuch beim Training der Rugby-Löwen in Leipzig. Das ist eine Stadt im Bundesland Sachsen. Ich bin ein bisschen aufgeregt. Ich habe gar keinen Plan, wie Rollstuhl-Rugby überhaupt funktionie­rt. Ich weiß nur: Es kann ziemlich wild und laut werden. Außerdem mache ich mir etwas Sorgen um meine Finger.

Um überhaupt mitspielen zu können, brauche ich erst mal einen Sport-Rollstuhl. Ganz normale Rollstühle würden viel zu schnell kaputtgehe­n. Deswegen sind die Sport-Rollstühle besonders stabil und belastbar.

Und das aus einem guten Grund: Beim Rollstuhl-Rugby krachen die Spieler ständig ineinander. „Rollstuhl-Rugby ist wie Autoscoote­r und Schach“, erklärt Spieler Maik Lüdtke. Durch das Rammen versucht man, Gegner zu blockieren und sie am Weiterfahr­en zu hindern. Man muss darüber nachdenken:

Was könnte der Gegner vorhaben und was mache ich als Nächstes? Fast wie beim Schach, erklärt mir Maik Lüdtke. Dann grinst er und fährt im nächsten Moment in mich rein. Rumms! Mich haut es fast aus dem Rollstuhl. Zum Glück bin ich mit einem Gurt festgeschn­allt.

Es gibt immer jemanden, der Louisa hilft

Das war dann wohl mein Aufnahmeri­tual. Ich darf mitspielen. Am Anfang muss ich das Lenken und Bremsen mit dem Rollstuhl lernen. Ich bin hoch konzentrie­rt und ein bisschen überforder­t. Oft weiß ich gar nicht, wohin ich fahren muss oder wen ich blockieren soll. Dann muss ich auch noch den Ball fangen und werfen. In meinem Kopf herrscht ein Gedanken-Chaos. Aber das macht überhaupt nichts: Es gibt immer jemanden, der mir hilft oder zuruft, was ich machen soll.

Das Rasen durch die Halle ist großartig! Auch das Rammen macht Spaß. Aber es ist auch sehr anstrengen­d. Ich muss gestehen: Immer wieder fällt mein Blick auf die Uhr. Ich hoffe, dass das Training bald vorbei ist. Meine Arme fühlen sich schwer an. Ich bin diese Bewegung – also ans Antreiben der Rollstuhl-Räder – einfach nicht gewöhnt.

Trotzdem verlasse ich das Rollstuhl-Rugby-Training mit einem breiten Grinsen. Auch meine Finger sind zum Glück noch ganz.

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Foto: Doreen Riedel/Pixeljourn­ey/dpa Gespielt wird Rollstuhl‰Rugby nicht mit einem Rugby‰Ei, sondern einem Volley‰ ball. Maik Lüdke hebt ihn hier gerade auf.
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Gut geschützt: Um Verletzung­en und Bla‰ sen zu vermeiden, tragen die Spielerin‰ nen und Spieler Handschuhe – so auch Louisa.
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Louisa hat Rollstuhl‰Rugby ausprobier­t – eine ruppige Sportart.

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