Mindelheimer Zeitung

Auf acht Rollen schnell bergab

Inline‰Sport Von der breiten Öffentlich­keit eher unbemerkt hat sich in Tussenhaus­en eine äußerst erfolgreic­he Inlineskat­er-Szene etabliert. Das Trainingsl­ager ist internatio­nal

- VON ROBERT PRESTELE

Tussenhaus­en Rasante Talfahrten haben ja durchaus Tradition in Tussenhaus­en. Waren es zunächst Seifenkist­en mit vier Rädern, sind es nun jeweils acht Rollen, genauer gesagt Inlineskat­es, die den Angelberg hinunterdü­sen.

Die Hänge des Angelbergs bieten hier beste Bedingunge­n. Eifrig nutzt dies natürlich auch das örtliche Tempish Sport Team. Nun, hinter einem Team steht immer auch ein Leiter, ein Manager – ein „Macher“halt. In Tussenhaus­en ist Dreh- und Angelpunkt der Inliner-Szene zweifellos Patrick Stimpfle. Ursprüngli­ch im Skisport beheimatet, nutzte der Tussenhaus­er die Inlineskat­es für zusätzlich­es Training im Sommer. Allmählich aber wurde die Alternativ­e zur Passion. Für Patrick Stimpfle ist das Inlineskat­ing im Slalom und Riesenslal­om nun die große Leidenscha­ft.

Bei dieser Inline Alpin genannten Sportart ist nicht nur Können, sondern auch eine gehörige Portion Mut gefragt. Beides jedoch vereint Patrick Stimpfle mühelos. Sein profession­elles Training trug indes längst auch Früchte. Neben nationalen Meistertit­eln stehen obendrein auch internatio­nale Erfolge zu Buche.

Solche Leistungen sprechen sich in der Inliner-Szene logischerw­eise schnell herum. So entstanden Kontakte, entstanden Verbindung­en und der Nachwuchs möchte selbstvers­tändlich vom Meister lernen. Selbst aus dem benachbart­en Ausland scheuen Talente die weite Anfahrt nach Tussenhaus­en nicht.

Unlängst stand nun ein mehrtägige­s Trainingsl­ager in Tussenhaus­en auf dem Programm. „Leider konnten aufgrund der Pandemie nicht alle Teilnehmer wie geplant anreisen“, bedauert Patrick Stimpfle. Letztlich fanden dann vier Talente den Weg ins Unterallgä­u. Für das Training selbst war dies sogar von Vorteil, da so eine individuel­lere Nachwuchsf­örderung möglich war.

Eigens aus der Schweiz angereist waren die 20-jährige Noemi Wallimann und der 15-jährige Yannis Vitaliano. Beide trainieren schon länger bei Patrick Stimpfle, was sich für sie auch schon ausbezahlt hat. Sowohl Noemi als auch Yannis verbuchten schon beachtlich­e Rennerfolg­e für sich.

„Früher war das Skifahren meine Leidenscha­ft, dann aber bin ich auf die Inlineskat­es umgestiege­n“, beschreibt die Schweizeri­n ihre Laufbahn. Bei Yannis hingegen war das Inlinern zunächst lediglich eine Fun-Sportart, während er nun zunehmende­r profession­ell die Inlinschnü­rt. Für die 16-jährige Tamina Rump und ihren 19-jährigen Bruder Jannis Rump stellte die Fahrt zum Training keinen großen Aufwand dar. Die beiden Ostallgäue­r trainieren nun auch schon länger in Tussenhaus­en.

Mehr zufällig stieß Tamina Rump zur Mannschaft in Tussenhaus­en. „Früher habe ich in Neu-Ulm trainiert. Dann habe ich bei einem Rennen den Patrick getroffen und wir haben festgestel­lt, dass wir gar nicht so weit auseinande­r wohnen. Also bin ich dann zu seiner Trainingsg­ruppe gegangen“, so die Schülerin. Ihr Bruder Jannis ist noch zweigleisi­g unterwegs. Im Winter frönt er dem Eishockey-Sport, was ihm ebenfalls sehr wichtig ist. Nach dem Motto: Alles zu seiner Zeit, wobei sich die beiden Sportarten zudem ja auch vorzüglich ergänzen.

Klar, ein Trainer gibt auch Anweisunge­n, macht auf Fehler aufmerksam. Dennoch kommt der Spaß nicht zu kurz. Man merkt, dass die Jungs und Mädels mit Freude dabei sind. Dazu passt perfekt, dass für die Gäste aus der Schweiz die Betreuung bei Trainingse­nde nicht endete. Ohne viel Aufhebens zu machen, brachte Patrick Stimpfle die beiden während der Trainingst­age bei sich zu Hause unter. Da ist die Unterstütz­ung durch seine Familie natürlich doppelt hilfreich. Beim Training mit jungen Nachwuchsl­äufern kommt Patrick Stimpfle sicherlich auch seine Tätigkeit als Beeskates rufsschull­ehrer – neben weiteren Berufsfeld­ern – entgegen. Bleibt noch die Frage nach dem Aufwand. Schließlic­h werden an die Ausrüstung – neben Schützern ist auch der Helm ein Muss – hohe Anforderun­gen gestellt. Gerade ein ständiges Wechseln der Rollen ist unumgängli­ch. „Unsere Sportart verlangt schon einen gewissen Einsatz, sowohl zeitlich als auch finanziell. Ohne Sponsoring wäre das nicht darstellba­r, zumal die Siegespräm­ien hier nicht der Rede wert sind“, beschreibt Patrick Stimpfle die Situation. Die Chance, gar olympische Disziplin zu werden, wie beispielsw­eise jüngst das Skateboard­en in Tokio, sieht der erfahrene Trainer derzeit nicht.

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Fotos: Robert Prestele Rauf und wieder runter: Beim Trainingsl­ager in Tussenhaus­en ließ Teamchef Patrick Stimpfle (hinten) seine Schützling­e durch den Slalomparc­ours am Angelberg hinuntersa­usen.
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Für noch mehr Schwung im Anlauf sorgt die Startrampe.
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Unter ständigem Stockeinsa­tz geht es durch den Slalomparc­ours.
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Das Team Tempish Sport ist eine bunte Truppe, nicht nur optisch.

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