Auf acht Rollen schnell bergab
InlineSport Von der breiten Öffentlichkeit eher unbemerkt hat sich in Tussenhausen eine äußerst erfolgreiche Inlineskater-Szene etabliert. Das Trainingslager ist international
Tussenhausen Rasante Talfahrten haben ja durchaus Tradition in Tussenhausen. Waren es zunächst Seifenkisten mit vier Rädern, sind es nun jeweils acht Rollen, genauer gesagt Inlineskates, die den Angelberg hinunterdüsen.
Die Hänge des Angelbergs bieten hier beste Bedingungen. Eifrig nutzt dies natürlich auch das örtliche Tempish Sport Team. Nun, hinter einem Team steht immer auch ein Leiter, ein Manager – ein „Macher“halt. In Tussenhausen ist Dreh- und Angelpunkt der Inliner-Szene zweifellos Patrick Stimpfle. Ursprünglich im Skisport beheimatet, nutzte der Tussenhauser die Inlineskates für zusätzliches Training im Sommer. Allmählich aber wurde die Alternative zur Passion. Für Patrick Stimpfle ist das Inlineskating im Slalom und Riesenslalom nun die große Leidenschaft.
Bei dieser Inline Alpin genannten Sportart ist nicht nur Können, sondern auch eine gehörige Portion Mut gefragt. Beides jedoch vereint Patrick Stimpfle mühelos. Sein professionelles Training trug indes längst auch Früchte. Neben nationalen Meistertiteln stehen obendrein auch internationale Erfolge zu Buche.
Solche Leistungen sprechen sich in der Inliner-Szene logischerweise schnell herum. So entstanden Kontakte, entstanden Verbindungen und der Nachwuchs möchte selbstverständlich vom Meister lernen. Selbst aus dem benachbarten Ausland scheuen Talente die weite Anfahrt nach Tussenhausen nicht.
Unlängst stand nun ein mehrtägiges Trainingslager in Tussenhausen auf dem Programm. „Leider konnten aufgrund der Pandemie nicht alle Teilnehmer wie geplant anreisen“, bedauert Patrick Stimpfle. Letztlich fanden dann vier Talente den Weg ins Unterallgäu. Für das Training selbst war dies sogar von Vorteil, da so eine individuellere Nachwuchsförderung möglich war.
Eigens aus der Schweiz angereist waren die 20-jährige Noemi Wallimann und der 15-jährige Yannis Vitaliano. Beide trainieren schon länger bei Patrick Stimpfle, was sich für sie auch schon ausbezahlt hat. Sowohl Noemi als auch Yannis verbuchten schon beachtliche Rennerfolge für sich.
„Früher war das Skifahren meine Leidenschaft, dann aber bin ich auf die Inlineskates umgestiegen“, beschreibt die Schweizerin ihre Laufbahn. Bei Yannis hingegen war das Inlinern zunächst lediglich eine Fun-Sportart, während er nun zunehmender professionell die Inlinschnürt. Für die 16-jährige Tamina Rump und ihren 19-jährigen Bruder Jannis Rump stellte die Fahrt zum Training keinen großen Aufwand dar. Die beiden Ostallgäuer trainieren nun auch schon länger in Tussenhausen.
Mehr zufällig stieß Tamina Rump zur Mannschaft in Tussenhausen. „Früher habe ich in Neu-Ulm trainiert. Dann habe ich bei einem Rennen den Patrick getroffen und wir haben festgestellt, dass wir gar nicht so weit auseinander wohnen. Also bin ich dann zu seiner Trainingsgruppe gegangen“, so die Schülerin. Ihr Bruder Jannis ist noch zweigleisig unterwegs. Im Winter frönt er dem Eishockey-Sport, was ihm ebenfalls sehr wichtig ist. Nach dem Motto: Alles zu seiner Zeit, wobei sich die beiden Sportarten zudem ja auch vorzüglich ergänzen.
Klar, ein Trainer gibt auch Anweisungen, macht auf Fehler aufmerksam. Dennoch kommt der Spaß nicht zu kurz. Man merkt, dass die Jungs und Mädels mit Freude dabei sind. Dazu passt perfekt, dass für die Gäste aus der Schweiz die Betreuung bei Trainingsende nicht endete. Ohne viel Aufhebens zu machen, brachte Patrick Stimpfle die beiden während der Trainingstage bei sich zu Hause unter. Da ist die Unterstützung durch seine Familie natürlich doppelt hilfreich. Beim Training mit jungen Nachwuchsläufern kommt Patrick Stimpfle sicherlich auch seine Tätigkeit als Beeskates rufsschullehrer – neben weiteren Berufsfeldern – entgegen. Bleibt noch die Frage nach dem Aufwand. Schließlich werden an die Ausrüstung – neben Schützern ist auch der Helm ein Muss – hohe Anforderungen gestellt. Gerade ein ständiges Wechseln der Rollen ist unumgänglich. „Unsere Sportart verlangt schon einen gewissen Einsatz, sowohl zeitlich als auch finanziell. Ohne Sponsoring wäre das nicht darstellbar, zumal die Siegesprämien hier nicht der Rede wert sind“, beschreibt Patrick Stimpfle die Situation. Die Chance, gar olympische Disziplin zu werden, wie beispielsweise jüngst das Skateboarden in Tokio, sieht der erfahrene Trainer derzeit nicht.