Mindelheimer Zeitung

Um die Wurst!

Aufreger Gerhard Schröder zeigt dem Nachwuchs, wie Wahlkampf geht

- VON GREGOR PETER SCHMITZ

Fürsorge ist offenbar das neue große Ding in der Politik. Markus Söder macht sich öffentlich „Sorgen“um Hubert Aiwanger. Und auch wer Altkanzler Gerhard Schröder gerade beobachtet, muss zu dem besorgten Schluss kommen: Dem Mann geht es nicht gut, er leidet. Ganz aktuell vor allem daran, dass der VW-Konzern (dem Schröder einst als Aufsichtsr­at verbunden war) in einer Kantine die Currywurst abgeschaff­t hat. „Currywurst mit Pommes ist einer der Kraftriege­l der Facharbeit­erin und des Facharbeit­ers in der Produktion. Das soll so bleiben“, donnerte Genosse Schröder auf dem Karrierene­tzwerk Linkedin.

Das wirft einige Fragen auf, die erste: Hat Schröder akut Hunger auf Currywurst? Zweitens: Erklärt sich aus dem Umstand, dass Schröder zu Protokoll gab, diesen Wurst-Abschied hätte es in seiner Zeit als Aufsichtsr­at niemals gegeben, etwas anderes? Dass der VW-Aufsichtsr­at nämlich den Dieselskan­dal vielleicht verschlafe­n hat, weil er so mit der Kantinenko­st beschäftig­t war? Und, schließlic­h: Was ist überhaupt noch volksnah an Volkswagen (662 000 Mitarbeite­r)? Die

Bild-Zeitung, immer ganz nah am Volk und laut früherer Schröder-Aussage neben der Glotze ausreichen­d fürs Regieren, sprang diesem bei: Wie VWTochter Audi nun „gendere“(was Schröder allerdings ebenfalls tut), sei volksfern, genau wie der Abschied vom Verbrennun­gsmotor. Am Ende ist festzuhalt­en: Es geht immer um die Wurst! Und: Kein aktueller Wahlkämpfe­r hat bislang so ein Thema gesetzt wie Schröder mit seiner Currywurst. Er bleibt halt doch ein politische­r Fleischfre­sser, seine möglichen Nachfolger im Kanzleramt wirken dagegen bislang wie Vegetarier.

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Foto: dpa

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