Um die Wurst!
Aufreger Gerhard Schröder zeigt dem Nachwuchs, wie Wahlkampf geht
Fürsorge ist offenbar das neue große Ding in der Politik. Markus Söder macht sich öffentlich „Sorgen“um Hubert Aiwanger. Und auch wer Altkanzler Gerhard Schröder gerade beobachtet, muss zu dem besorgten Schluss kommen: Dem Mann geht es nicht gut, er leidet. Ganz aktuell vor allem daran, dass der VW-Konzern (dem Schröder einst als Aufsichtsrat verbunden war) in einer Kantine die Currywurst abgeschafft hat. „Currywurst mit Pommes ist einer der Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion. Das soll so bleiben“, donnerte Genosse Schröder auf dem Karrierenetzwerk Linkedin.
Das wirft einige Fragen auf, die erste: Hat Schröder akut Hunger auf Currywurst? Zweitens: Erklärt sich aus dem Umstand, dass Schröder zu Protokoll gab, diesen Wurst-Abschied hätte es in seiner Zeit als Aufsichtsrat niemals gegeben, etwas anderes? Dass der VW-Aufsichtsrat nämlich den Dieselskandal vielleicht verschlafen hat, weil er so mit der Kantinenkost beschäftigt war? Und, schließlich: Was ist überhaupt noch volksnah an Volkswagen (662 000 Mitarbeiter)? Die
Bild-Zeitung, immer ganz nah am Volk und laut früherer Schröder-Aussage neben der Glotze ausreichend fürs Regieren, sprang diesem bei: Wie VWTochter Audi nun „gendere“(was Schröder allerdings ebenfalls tut), sei volksfern, genau wie der Abschied vom Verbrennungsmotor. Am Ende ist festzuhalten: Es geht immer um die Wurst! Und: Kein aktueller Wahlkämpfer hat bislang so ein Thema gesetzt wie Schröder mit seiner Currywurst. Er bleibt halt doch ein politischer Fleischfresser, seine möglichen Nachfolger im Kanzleramt wirken dagegen bislang wie Vegetarier.