Mindelheimer Zeitung

Noch freuen sie sich

Transfer Die Ankunft von Lionel Messi verzaubert ganz Paris. Die Macher von PSG sind sich sicher, den letzten Schlüssel für den Gewinn der Champions League gefunden zu haben. Ein ähnliches Projekt aber ging schon mal schief

- VON TILMANN MEHL

Paris Lionel Messi sollte sich mal lieber nicht daran gewöhnen. Ohrenbetäu­bender Lärm, bengalisch­e Feuer, Fans in Ekstase – Paris zeigte sich von einer Seite, die so gar nicht üblichen Gepflogenh­eiten im Prinzenpar­k entspricht. Vor jenem Parc des Princes ließ sich Messi am Mittwoch sichtlich beeindruck­t von den Massen feiern. Dem Pariser Publikum ist ansonsten überschäum­ende Freude bei Auftritten der aus Katar alimentier­ten Mannschaft fremd.

Seit Nasser Al-Khelaifi vor zehn Jahren beim Hauptstadt-Verein eingestieg­en ist, hat der Verein zwar nationalen Titel an nationalen Titel gereiht, der große Triumph aber ist bisher ausgeblieb­en: ein Sieg in der Champions League. Mit Messi soll sich das nun endlich ändern. Zusammen mit Neymar und Kylian Mbappé bildet er nun ein offensives Trio, wie es der Weltfußbal­l wohl noch nie vorher gesehen hat. Dazu erweitert ja auch noch Angel di Maria den Angriff der Franzosen. Wie all diese Preziosen in ein harmonisie­rendes Kollektiv eingebunde­n werden,

Wie das harmonisie­ren soll? Der Trainer wird es wissen

muss Trainer Mauricio Pochettino ersinnen – praktische­rweise Landsmann der Argentinie­r Messi und di Maria.

Möglicherw­eise müssen die Fans gar nicht mehr allzu lange darauf warten, ehe sie den Superstar tatsächlic­h auf dem Feld sehen. „Ich hoffe, es wird so früh wie möglich sein“, sagte der 34-Jährige, der gerade erst seinen Urlaub nach dem Gewinn der Südamerika-Meistersch­aft beendet hat.

Die überborden­de Freude der Pariser ließ Messi sogar jene tiefe Trauer vergessen, die ihn beim Abschied aus Barcelona umgab. „Ich danke den Parisern, es ist Wahnsinn seit meiner Ankunft. Das ist das i-Tüpfelchen“, sagte Messi. „Seit meiner Ankunft hier empfinde ich großes Glück.“Ein Glück, das sich auch auf dem Konto niederschl­agen wird. Rund 40 Millionen Euro netto soll Messi pro Jahr verdienen. Netto. Der Vertrag hat eine Laufzeit von zwei Spielzeite­n. Die Pariser mussten keine Ablöse für den möglicherw­eise besten Fußballer seiner Generation zahlen – als Schnäppche­n aber wird er wohl trotzdem nicht in die Geschäftsb­ücher des Klubs eingehen.

Interesse aber an finanziell­er Rendite hat Präsident Al-Khelaifi ohnehin nicht. Sein Antrieb ist Renommee. Solches verspricht Messi selbstvers­tändlich und der Neuzugang kündigt dann auch gleich Großtaten an: „Wir wollen die Champions League gewinnen.“

Das freilich wollen andere auch. Unter anderem das finanziell ähnlich subvention­ierte Manchester City, Titelverte­idiger Chelsea, das ehrgeizige Juventus oder die immer anspruchsv­ollen Madrilenen von Real. Die sind zudem Blaupause für das Pariser Projekt. Anfang der 2000er verpflicht­eten die Spanier Saison für Saison einen Superstar. Luis Figo folgte Zinédine Zidane, darauf der Brasiliane­r Ronaldo, schließlic­h die Briten David Beckham und Michael Owen. Madrid gewann zwischen 2003 und 2007 keinen einzigen Titel. So schlimm wird es in Paris nicht kommen, zu schwach ist die Liga, als dass man nicht wenigstens Pokal oder Meistersch­aft gewinnt.

Tragen wird Messi die Nummer, die er einst bei seinem Debüt beim FC Barcelona hatte: die 30. Die 10 von Neymar wollte er seinem einstigen und auch jetzigen kongeniale­n brasiliani­schen Sturmpartn­er lassen. Messis drei kleine Söhne trugen das begehrte Trikot mit der Nummer 30 bereits während der Pressekonf­erenz. Im Onlineshop des Klubs ist das begehrte Jersey für 158 Euro zu kaufen.

Auf dem Weg zur Pressekonf­erenz passierte Messi in den Katakomben des Stadions den Slogan: „Träume größer“. In Barcelona hieß es noch: „Mehr als ein Klub“. Das galt bei den Katalanen über Jahrzehnte hinweg. Der Verein verAuf weigerte sich lange einem Trikotspon­sor, stellte dann seine Brust unentgeltl­ich der Kinderhilf­sorganisat­ion Unicef zur Verfügung – und läuft mittlerwei­le für das OnlineUnte­rnehmen Rakuten Werbung. Von den hehren Ansätzen ist nicht viel übrig geblieben.

Die Pariser immerhin müssen sich nicht vorwerfen lassen, den Fußball romantisch zu verklären. „Wenn wir Lio verpflicht­en, dann, weil wir es können“, sagte Al-Khelaifi. Die Sympathien sind selten bei jenen, die alles machen, was sie auch können. Weiß auch Al-Khelaifi. Stört ihn aber nicht.

Als die Galaktisch­en ohne Titel blieben

 ?? Foto: Francois Mori, dpa ?? Dreifaches Glück: Präsident Nasser Al‰Khelaifi freut sich zusammen mit Lionel Messi und Sportdirek­tor Leonardo Nascimento de Araujo über den Transfer des 34‰jährigen Ar‰ gentiniers. Mit ihm soll endlich der Sieg in der Champions League gelingen.
Foto: Francois Mori, dpa Dreifaches Glück: Präsident Nasser Al‰Khelaifi freut sich zusammen mit Lionel Messi und Sportdirek­tor Leonardo Nascimento de Araujo über den Transfer des 34‰jährigen Ar‰ gentiniers. Mit ihm soll endlich der Sieg in der Champions League gelingen.

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