Mindelheimer Zeitung

Schröder verzichtet auf 78 Millionen

- VON MILAN SAKO ms@augsburger‰allgemeine.de

Vertragsve­rhandlunge­n sind eine verzwickte Sache. Eindeutige­s Indiz, sich verzockt zu haben: Auf die erste eigene Forderung geht das Gegenüber sofort ein. Du Trottel, da war mehr drin, schießt es als erster Gedanke durch den Kopf. Profis können auch gänzlich unprofessi­onelle Forderunge­n stellen. So wie Horst Szymaniak. Der kickende Kumpel soll bei Vertragsge­sprächen gemault haben, dass er nicht nur ein Drittel, nee, nee, mindestens ein Viertel mehr haben will.

Oder aber das Selbstbewu­sstsein ist größer als das Können. In diesen Tagen hat sich Dennis Schröder verzockt. Auf den ersten Blick liest sich der Deal smart. 5,9 Millionen Dollar verdient der Basketball­Profi in der kommenden Saison bei den Boston Celtics, eine der ersten Adressen der Profiliga NBA. Damit lässt sich das eine oder andere Skateboard kaufen, auf dem der Braunschwe­iger so gerne durch die hood cruist. Durchs Viertel fährt also. Freudig kommentier­te der 27-Jährige auf einer Instagram-Story, es werde „eine Ehre sein, das Grün-Weiße anzuziehen und zu tun, was ich liebe.“Was der deutsche Nationalsp­ieler geflissent­lich unter den Tisch fallen lässt: Er hat auf 78 Millionen Dollar verzichtet. Nicht ganz freiwillig.

Schröder spielte in der vergangene­n Saison an der Seite von USStar LeBron James für die Los Angeles Lakers und schlug dort ein Angebot über vier Jahre und 84 Millionen Dollar aus. Nee, nee, Schröder wollte mindestens ein Viertel mehr, so um die 100 Millionen. Ein Drittel wäre auch okay.

Der Point Guard wollte mehr verdienen als die 17,5 Millionen Dollar pro Jahr, die er bis dahin erhalten hatte. Das hatte er dem Deutschen Basketball Bund gegenüber angedeutet, der sich die hohe Versicheru­ngssumme für Schröders Einsatz in Tokio nicht leisten konnte.

Die Lakers sahen sich nach Alternativ­en um, vielleicht auch, weil der Deutsche in den Play-offs Anfang Juni nicht die Erwartunge­n erfüllen konnte. Andere Klubs mit einer offenen Spielmache­rposition gaben Schröder ebenfalls einen Korb, der plötzlich dastand wie bei der Reise nach Jerusalem – kein Stuhl mehr frei. Als Trost bleibt, dass der Braunschwe­iger in einem Jahr wieder zocken darf.

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Foto: dpa Dennis Schröder hat sich im Vertragspo‰ ker verzockt.
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