Schlauchturm in Streifenoptik zieht die Blicke auf sich
Architektur Der Feuerwehrturm in Buchloe ist neben dem Wasserturm das auffälligste Gebäude der Stadt. Auch von der Autobahn aus lässt er sich gut sehen. Was sich der Künstler bei der Bemalung gedacht hat und wie sie ankommt
Buchloe 27 Meter hoch, 22 Meter Umfang – auch von der Autobahn aus lässt er sich bewundern: der Buchloer Feuerwehrturm. 70 verschiedene Farbtöne schmücken das Bauwerk, inklusive Allgäu-Logo und „Willkommen in Buchloe“-Slogan.
Ursprünglich sollte der Turm mausgrau bleiben, die Feuerwehr wollte ihn in rot-weiß anstreichen. Doch diese Ideen gefielen René Nebas überhaupt nicht. Der Buchloer Künstler intervenierte, wie er gegenüber unserer Redaktion erzählt. Gleich mehrere Vorschläge habe Nebas dem Stadtrat im Jahr 2012 vorgelegt. Doch zunächst lehnte der alle ab.
„Der damalige Stadtbaumeister Herbert Wagner hat dann aber eingegriffen und gesagt, dass etwas getan werden muss“, sagt Nebas. Und so kam es, dass der 60-Jährige den neuen Schlauchturm der Feuerwehr bemalen durfte. „Der Turm eignet sich hervorragend als Außenwerbung an der Autobahn“, sagt Nebas. Und in rot-weiß hätte er „eher ausgesehen wie ein Leuchtturm“. Das Gebäude müsse sich in die Landschaft ringsrum einfügen. Das soll seine Bemalung bewirken.
Der gelbe Farbstreifen stellt zum Beispiel ein blühendes Rapsfeld dar, ein brauner Streifen steht für ein unbestelltes Feld und die Grautöne im unteren Bereich sollen Straßen und sonstige Verbauung verbildlichen, erzählt Nebas. Der dünnste Streifen sei nur etwa einen halben Zentimeter breit, der dickste drei Meter. Bei dem Berg, den Nebas gemalt hat, handelt es sich um den Aggenstein in den Tannheimer Bergen. Zwar gibt es in Buchloe selbst keine Berge,
vom Balkon des Turms könne man bei gutem Wetter allerdings bis in die Alpen schauen.
Jede Linie hat Nebas frei Hand gemalt. „Bei 22 Meter Umfang konnte ich das nicht alles einzeln abkleben, da hätte ich zu viel Klebeband gebraucht“, sagt der Künstler. Bei den Farben handelt es sich um lichtresistente Mineralfarben.
Die würden nicht ausbleichen, Nebas müsse also nicht bald schon wieder ran und nachbessern. Wie die Sonne sonst arbeitet, lässt sich an der Balkontür des Turms ablesen. „Hier habe ich Autolack verwendet“, sagt Nebas.
Der ist schon deutlich verblichen. Dass die Farben lange halten, sei auch eine Voraussetzung gewesen, dass er den Turm überhaupt bemalen durfte.
Zur Vorlage hat sich Nebas viele Landschaftsfotos aus der Umgebung angesehen und „die einzelnen Farben wie mit einer Pipette daraus gezogen“. Die Farbtöne am Turm spiegeln die Farben des Allgäus wieder, sagt Nebas. „Es ist praktisch die verdichtete Form des Allgäus.“
Bei allen Kunstwerken sei ihm die Aussage am wichtigsten, sagt Nebas. Der bemalte Feuerwehrturm in Buchloe soll die Botschaft vermitteln: „Rausche nicht so schnell an der Natur vorbei, sondern schaue sie dir an.“Wer über die Autobahn rast, nehme die Umgebung links und rechts nurmehr verschwommen wahr. Die Farben vermischen sich und sind nur noch als Streifen zu erkennen – eben so, wie es Nebas auf den Turm gemalt hat.
Den Vergleich des Turms mit einer Milchtüte könne er nicht nachvollziehen, sagt er. „Ich habe mich lange umgesehen: Es gibt keinen gestreiften Tetra Pak.“Eine Ähnlichkeit sei allerhöchstens wegen des schrägen Dachs auszumachen. „Meines Wissens kam der Vergleich von einem Grafiker, der wohl frustriert war, dass er nicht zum Zuge kam.“
Jürgen Schwelle, hauptamtlicher Gerätewart und zweiter Kommandant der Buchloer Feuerwehr hat sich mit der Bemalung des Turms angefreundet.
„Am Anfang war es schon gewöhnungsbedürftig“, sagt Schwelle. Er habe Bedenken gehabt, dass es bereits nach wenigen Jahren nicht mehr so gut aussieht. „Jetzt ist der Turm aber sicher ein Alleinstellungsmerkmal für Buchloe.“