Mindelheimer Zeitung

Eine kleine Grenzgesch­ichte

- VON JOSEF KARG jok@augsburger‰allgemeine.de

Eine Grenze als solches ist oft ein Problem. Denn sie trennt irgendetwa­s von etwas anderem. Wer mag das schon? Sie kann zwar grundsätzl­ich auch nützlich sein, beispielsw­eise in der Kindererzi­ehung. Sie kann aber insbesonde­re beim Spezialthe­ma Landesgren­zen auch beachtlich­e Folgen haben.

Man muss jetzt nicht gleich den Hammer der Berliner Mauer aus dem Werkzeugka­sten der Geschichte holen oder Nord- und Südkorea näher beleuchten, um sich der Grenzprobl­ematik mit ihren kleinen und größeren Absurdität­en zu nähern, manchmal reicht schon ein Blick in die Nachbarsch­aft aus.

Nehmen wir Bayern und BadenWürtt­emberg. Und treiben wir es da auf die Spitze, nämlich im Gasthof Seligweile­r an der A8 bei UlmOst. Hier verläuft die Ländergren­ze kurioserwe­ise quer durch das Hotelresta­urant, das sinnigerwe­ise „Grenzstube“heißt. Lustig ist: Die Corona-Regeln unterschei­den sich je nachdem, wo man sitzt. Auf bayerische­r Seite muss man FFP2-Maske tragen, in Württember­g reicht eine OP-Maske.

An solchen Schnittste­llen zeigt sich wie unter einem Brennglas, wie limitiert Politik und ihre Folgen doch oftmals sind. So, als gäbe es auf der einen bayerische­n Seite der Autobahnra­ststätte ein anderes Virus als auf der württember­gischen. Die Wirtsleute ertragen den ganzen Irrwitz trotzdem gelassen. Sie sagen, bei ihnen ginge es ja trotz Grenze nicht um die Unterschie­de zwischen Bayern und BadenWürtt­embergern. Es gehe um Essen und Trinken – und das verbinde bekanntlic­h die Menschen.

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