Eine kleine Grenzgeschichte
Eine Grenze als solches ist oft ein Problem. Denn sie trennt irgendetwas von etwas anderem. Wer mag das schon? Sie kann zwar grundsätzlich auch nützlich sein, beispielsweise in der Kindererziehung. Sie kann aber insbesondere beim Spezialthema Landesgrenzen auch beachtliche Folgen haben.
Man muss jetzt nicht gleich den Hammer der Berliner Mauer aus dem Werkzeugkasten der Geschichte holen oder Nord- und Südkorea näher beleuchten, um sich der Grenzproblematik mit ihren kleinen und größeren Absurditäten zu nähern, manchmal reicht schon ein Blick in die Nachbarschaft aus.
Nehmen wir Bayern und BadenWürttemberg. Und treiben wir es da auf die Spitze, nämlich im Gasthof Seligweiler an der A8 bei UlmOst. Hier verläuft die Ländergrenze kurioserweise quer durch das Hotelrestaurant, das sinnigerweise „Grenzstube“heißt. Lustig ist: Die Corona-Regeln unterscheiden sich je nachdem, wo man sitzt. Auf bayerischer Seite muss man FFP2-Maske tragen, in Württemberg reicht eine OP-Maske.
An solchen Schnittstellen zeigt sich wie unter einem Brennglas, wie limitiert Politik und ihre Folgen doch oftmals sind. So, als gäbe es auf der einen bayerischen Seite der Autobahnraststätte ein anderes Virus als auf der württembergischen. Die Wirtsleute ertragen den ganzen Irrwitz trotzdem gelassen. Sie sagen, bei ihnen ginge es ja trotz Grenze nicht um die Unterschiede zwischen Bayern und BadenWürttembergern. Es gehe um Essen und Trinken – und das verbinde bekanntlich die Menschen.