Mindelheimer Zeitung

Verseuchte Umwelt am Fliegerhor­st

Natur In Penzing wurde über Jahrzehnte die Chemikalie PFC verwendet. Mit welchen Folgen? Betroffene verlangten Aufklärung – und brauchten viel Geduld. Nun gibt es ein erstes Gutachten

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Penzing Seit mehr als einem Jahr warteten Bürgerinne­n und Bürger in den Landkreise­n Landsberg und Aichach-Friedberg auf das angekündig­te Gutachten zur Belastung von Boden und Grundwasse­r auf dem Fliegerhor­st in Penzing durch die PFC-Chemikalie. Die steht im Verdacht, krebserreg­end zu sein, und wurde auch im nahe gelegenen Verlorenen Bach, der im weiteren Verlauf zur Friedberge­r Ach wird, nachgewies­en. Nun wurde das Gutachten in Landsberg vorgestell­t.

Der beauftragt­e Gutachter Heinrich Schoger und sein Mitarbeite­r stellten vor, was bisher an Untersuchu­ngen gelaufen ist und wie die weiteren Planungen aussehen. Die Frage, die allen auf den Nägeln brennt, wann mit einer Verbesseru­ng zu rechnen ist, die konnte er nur bedingt beantworte­n: „Es sind noch weitere Untersuchu­ngen nötig. Wir kennen noch nicht mal die genauen Fließwege des Wassers. Und selbst wenn wir den Abstrom von PFC stoppen können und das Grundwasse­r sauberer wird, dann wird der Boden die Schadstoff­e abgeben, die dort derzeit gebunden sind.“Deswegen sei eine Langzeitpr­ognose schwierig, er gehe aber aufgrund der Erfahrunge­n bei anderen Projekten davon aus, dass es wohl mehr als zehn Jahre dauern werde.

Die Chemikalie PFC war über Jahrzehnte in Löschschau­m enthalten. Der kam auf dem Fliegerhor­st, von dem die Bundeswehr 2019 abzog, zum Einsatz. „Die Feuerwehr hatte bei ihren Übungen am Feuerlösch­übungsbeck­en schon aus 80 Metern Entfernung draufgehal­ten. Da ist der Schaum auch zum Teil links und rechts vorbeigega­ngen und im Erdreich versickert und auch über den Schacht unter dem Becken könnte PFC in den Untergrund gelangt sein“, beschrieb Schoger das Problem. Für die Übungen wurden ein etwa einen halben Meter tiefes und rundes Becken mit 2000 Litern Sprit gefüllt und angezündet.

Entspreche­nd hoch sind die nun gemessenen Kontaminat­ionen im Bereich des Löschbecke­ns. Auch bei der früheren Feuerwache und an den Standorten der drei Löschfahrz­euge, im Osten, im Westen und in der Mitte des Fliegerhor­sts – jedes von ihnen mit zwei Tanks beladen – wurden hohe Werte ermittelt.

In der Vergangenh­eit gab es die Sorge, dass das Areal großflächi­ger verseucht sein könnte, was sich aber laut Stephan Huxol, Mitarbeite­r von Schoger, bei den Untersuchu­ngen nicht bestätigt habe. Aufgrund von

Recherchen waren 47 mögliche Eintragsst­ellen in der Vergangenh­eit ermittelt worden, berichtete er. „Davon konnten wir 33 ausschließ­en und bei fünf sehen wir keinen Handlungsb­edarf. Bei vier Flächen sind weitere Untersuchu­ngen nötig und drei Messstelle­n, bei denen es Auffälligk­eiten gab, liegen außerhalb des Fliegerhor­sts. Die Belastung muss aber nicht zwangsläuf­ig vom Fliegerhor­st stammen. Handlungsb­edarf besteht bei der Feuerwache und dem Feuerlösch­übungsbeck­en.“

Bei Letzterem wurden bereits im Jahr 2019 eine erste Sicherungs­maßnahme ergriffen von der Bundesanst­alt für Immobilien­aufgaben (Bima), in deren Besitz sich der 270 Hektar große Fliegerhor­st, von dem ein kleiner Teil auch auf Landsberge­r Flur liegt, befindet. Ein Überlaufsc­hutz verhindert das Überlaufen des Wassers und damit, dass zusätzlich­e Schadstoff­e in den Boden gelangen. Zeitnah sollen mittels einer Plane das gesamte Feuerlösch­übungsbeck­en und das nun ermittelte, verunreini­gte Umfeld abgedeckt werden. Diese soll verhindern, dass Regenwasse­r im Boden versickert. Hierzu läuft laut Stefan Clemens von der Bima bereits ein Verfahren. Naturschut­zrechtlich­e Fragen seien noch zu klären, dann gehe es ins Genehmigun­gsverfahre­n. „Ich gehe von einem Baubeginn im Jahr 2022 aus.“Der Überlaufsc­hutz über dem Becken würde dann nicht mehr benötigt.

Seit Mai 2021 läuft zudem ein umfassende­res Monitoring des Grundwasse­rs, das detaillier­te Daten liefern soll, die dann in den Sanierungs­plan einfließen.

Zunächst 47 mögliche Eintragsst­ellen identifizi­ert

 ?? Foto: Julian Leitersdor­fer ?? Auf dem Fliegerhor­st in Penzing war bis zum Jahr 2019 ein Transportf­luggeschwa­der stationier­t. Die Feuerwehr übte dort mit Löschschau­m, der die PFC‰Chemikalie enthielt, Rettungsei­nsätze.
Foto: Julian Leitersdor­fer Auf dem Fliegerhor­st in Penzing war bis zum Jahr 2019 ein Transportf­luggeschwa­der stationier­t. Die Feuerwehr übte dort mit Löschschau­m, der die PFC‰Chemikalie enthielt, Rettungsei­nsätze.

Newspapers in German

Newspapers from Germany