Bisse, die so richtig Ärger machen
Unüberlegt zugebissen ist im Sport schnell einmal. Zuletzt in Person des deutschen FußballVerteidigers Antonio Rüdiger, der im EM-Spiel seinem französischen Gegenspieler Paul Pogba die Zähne in den Rücken grub. Völlig unabsichtlich, wie Rüdiger mehrfach betonte. Mit vollem Vorsatz und damit umso legendärer hat natürlich der Ohrläppchen-Biss von Mike Tyson Eingang in die sportliche Beiß-Historie gefunden. Evander Holyfield kostete die schmerzhafte Attacke ein 1,5 Zentimeter großes Fleischstückchen. Weniger folgenschwer, aber umso zahlreicher die unzähligen Bisse von Tennisprofis in ihre Rackets. Von Barbora Strycová ist sogar überliefert, dass sie aus Wut oder Frustration über ihr Spiel das Netz mit den Zähnen traktiert haben soll.
Mittlerweile ist auch der Biss in die Medaille populär geworden. Kein großer Wettkampf wie Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele, der nicht Bilder von Athleten und Athletinnen liefert, die ihr Edelmetall zwischen die Zähne zwängen. Warum eigentlich? Die Legende sagt, dass damit geprüft werden kann, ob die Medaille
Echt-Gold enthält. So gesehen können sich alle den Biss sparen. Gemäß den olympischen Regeln besteht eine Medaille aus 92 Prozent Silber und nur sechs Gramm Gold. Hygienisch ist das Beißen auch nicht – gerade in Corona-Zeiten.
Darüber hätte vielleicht auch Takashi Kawamura einmal nachdenken dürfen. Dann hätte sich der Bürgermeister der japanischen Stadt Nagoya nicht bis auf die Knochen blamiert. Beim Empfang der Softball-Athletin Miu Goto hatte sich Kawamura deren Goldmedaille um den Hals gehängt und ungefragt, aber gespickt mit anzüglichen Worten an die schockierte Sportlerin in das Edelmetall gebissen. Nicht nur die japanischen Olympionikin fand das Verhalten abstoßend. Verständlicherweise kannte der Sturm der Entrüstung keine Grenzen. Das Olympische Komitee reagierte sofort und entschied, dass Goto eine neue Medaille ausgehändigt bekommt – mit einer Entschuldigung und ganz ohne bürgermeisterliche Biss-Spuren.