Warten auf den Hochwasserschutz
Innenstadt Fast 20 Jahre nach den schweren Hochwasserschäden im August 2002 gibt es weiterhin keinen Schutz für die Kernstadt. Dabei drohen im Ernstfall gewaltige Schäden. So soll es nun weitergehen
Bad Wörishofen Starkregen, steigende Pegel, Flut: Die Bilder der Hochwasserkatastrophe, nicht zuletzt im Kneipp-Heilbad Bad Münstereifel, bringen den Hochwasserschutz für Bad Wörishofens Kernstadt wieder in den Fokus. 16 Millionen Euro würde der Sachschaden betragen, wenn Bad Wörishofens Innenstadt von einem Hochwasser heimgesucht würde. Das hatte ein Fachbüro im Jahr 2016 errechnet. Über einen Hochwasserschutz für den Stadtkern wird bereits seit dem Jahrhunderthochwasser von 2002 gesprochen. Nun sollen erste Maßnahmen umgesetzt werden.
Das verheerende Hochwasser von 2002 hatte Bad Wörishofen stark getroffen, vor allem die zugehörigen Dörfer. Kirchdorf war damals massiv von den Folgen der nicht enden wollenden Regenfälle betroffen. „In der Folge wurden bereits mehrere kleinere und größere Hochwasserschutzprojekte umgesetzt und für die Kernstadt ein Planungsmodell entworfen, welches ein sogenanntes 100-jähriges Hochwasser simuliert darstellt“, berichtet Zweiter Bürgermeister Daniel Pflügl (Grüne), der momentan die Amtsgeschäfte führt.
Deutlich sichtbar sind die Maßnahmen in Kirchdorf, wo zwischenzeitlich ein Damm den Ort schützt. Die Sicherheit von Kirchdorf hatte damals Priorität. Zu oft schon wurde der Ort von Wassermassen heimgesucht. Für die Kernstadt gibt es allerdings auch fast 20 Jahre später keinen Schutz. Dabei drohen im Ernstfall gewaltige Schäden. Experten des Spezialbüros Dr. Blasy - Dr. Øverland haben die möglichen Folgen im Jahr 2016 deutlich aufgezeigt. Die Hauptgefahr geht den Berechnungen nach von Mühlbach, Wiesbächle und Wörthbach aus.
bei einem Hochwasser, wie es statistisch alle zwei Jahre vorkommen kann, komme es zu Überflutungen im Bereich Obere Mühlstraße, zeigte das Büro damals auf. Das steigert sich bis zum 20-jährigen Hochwasser. Überschwemmungsgebiete bei 50- und 100-jährigen Hochwässern wären demnach die Obere Mühlstraße, die Fußgängerzone oder die Kathreinerstraße, aber auch die Auenstraße und die Erlenstraße im Norden. Der Wörthbach fließt durch die gesamte Innenstadt. Bei einem 100-jährigen Hochwasser müsse man mit breitflächigen Überschwemmungen bis in die Wohngebiete hinein rechnen. Auch das Milchwerk wäre betroffen.
Im September 2018 hatte der damalige Stadtrat beschlossen, dass der Hochwasserschutz für die Kernstadt kommt. Der Favorit war die günstigste Variante. Diese sieht Hochwasser-Rückhaltebecken und zwei Dämme im Süden der Stadt vor, möglichst nah an der Bebauung. Stadtbaumeister Roland Klier rechnete schon in der damaligen Sitzung mit zwei Millionen Euro brutto. Allerdings sind die Baupreise seither stark gestiegen.
Pflügl sagt, die „jetzige Bürgermeister-Führungsspitze“habe sich gemeinsam mit der Verwaltung dafür eingesetzt, dass im Haushalt 2021 Planungskosten für die konkreten Schutzmaßnahmen im Süden der Kneippstadt verankert wurden. Der Stadtrat hat dies auch genehmigt. Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) habe zwischenzeitlich die vorbereitenden Schritte für konkrete Planungsarbeiten in die Wege geleitet, berichtet Pflügl. Aufgrund der damaligen Berechnungen soll die Feinplanung erstellt werden. Noch ist nichts in Stein gemeißelt. Ohne Damm werde es dabei zwar nicht gehen, so Pflügl. Es gebe dabei aber einige Möglichkeiten der GeSchon staltung. Immerhin handele es sich bei dem fraglichen Gebiet um eines der wichtigsten Erholungsgebiete Bad Wörishofens. „Ein besonderes Augenmerk wird auf eine umgebungsangepasste, naturnahe Gestaltung gelegt“, erläutert der Zweite Bürgermeister. „Im Idealfall, lässt sich durch begleitende, renaturierende Maßnahmen auch ein ökologischer Mehrwert generieren“, so Pflügl.
In dem Gebiet liegt auch der Waldsee. Dieser könne jedoch keine Hochwasserpegelstände zurückhalten und spiele deshalb bei dem Schutzvorhaben keine Rolle. „Das Starkregenereignis von 2016 hat aber gezeigt, dass auch dort vorsorglich Verstärkungen des sogenannten Mönchs, also des Ablassdamms, notwendig sind“, erläutert Pflügl. „Hier ist die Stadt im Austausch mit der Eigentümerin und es liegen bereits konkrete Planungen vor.“
Man rechne damit, diese Maßnahmen im Jahr 2022 umsetzen zu können. Der Waldsee liegt im Süden Bad Wörishofens. Im Juni 2016 kam es am Waldsee zu einer angespannten Lage. Über mehrere Stunden hatte ein Aufgebot von Helfern damit zu tun, den Damm zu stabilisieren und damit größeren Schaden von der Stadt abzuwenden.
Die Hochwasser-Katastrophen in Nordrhein-Westfalen und in Teilen Bayerns sorgen auch in Bad Wörishofen für erhöhte Wachsamkeit. „Alle Stellen und Bereiche im städtischen Gemeindegebiet, die bei Starkregen-Ereignissen unter Umständen kritisch werden könnten, werden regelmäßig – auch aktuell – durch die Wörishofer Feuerwehr abgefahren, kontrolliert und im Bedarfsfall auch fachgutachtlich beurteilt“, erklärt Daniel Pflügl. „Den Schutz vor Hochwasser und die aktuelle Wetterlage nehmen wir hier in der Verwaltung jedenfalls ernst.“