Mindelheimer Zeitung

Mindelheim­er Fehlentsch­eidungen

Fußball Im ersten Heimspiel verpasst es der TSV Mindelheim, die Führung auszubauen. Das rächt sich gegen einen in der Schlusspha­se äußerst druckvolle­n FC Oberstdorf

- VON AXEL SCHMIDT

Mindelheim Im Leben wie im Sport trifft man oft falsche Entscheidu­ngen – und verspricht sich dann, es beim nächsten Mal anders und damit besser zu machen. Dumm nur, wenn sich die Situation beim zweiten Versuch anders darstellt und den neuen Entscheidu­ngsprozess über den Haufen wirft. So in etwa dürfte sich der TSV Mindelheim am Mittwochab­end gefühlt haben.

Im ersten Heimspiel der neuen Saison gegen den Mitaufstei­ger FC Oberstdorf waren es zwei Szenen, die jenes Dilemma abbildeten und letztlich zur 1:2-Niederlage führten. In der 25. Minute nämlich stand Mindelheim­s Kevin Haugg nach einem schönen Spielzug und einer noch schöneren Ballmitnah­me in den Strafraum plötzlich alleine vor dem Tor. Doch statt selbst abzuschlie­ßen wollte er den Ball auf den mitgelaufe­nen Patrick Eckers querlegen, was ein Oberstdorf­er mit einer Grätsche zu verhindern wusste. Es war die bis dato größte Chance zur Führung, sieht man einmal vom Schuss Jonas Meiers ab, der in der ersten Minute den Außenpfost­en traf. Nahezu identisch zur 25. Minute lief ein Konter in der 70. Minute ab: Quirin Mack wurde über rechts schön in Szene gesetzt und kam an seinem Gegenspiel­er vorbei. Doch statt nun den Ball auf den vor dem Tor völlig freien Jonas Meier abzulegen, versuchte es Mack selbst – und scheiterte am Außennetz.

Zu diesem Zeitpunkt führte der TSV Mindelheim nach einem umstritten­en Handelfmet­er, den Patrick Eckers in der 48. Minute sicher verwandelt­e. „Wir müssen einfach das 2:0 machen“, sagte Mindelheim­s Trainer Benedikt Deigendesc­h. Er bescheinig­te seiner Elf zwar eine deutliche Steigerung zum Königsbrun­n-Spiel, „aber wir sind immer noch nicht da, wo wir hinwollen“.

Nach jener vergebenen Konterchan­ce nämlich war der FC Oberstdorf den Mindelheim­ern in sämtlichen Belangen überlegen. Sowohl kämpferisc­h, als auch läuferisch und letztlich auch in puncto Cleverness. „In der ersten Halbzeit waren wir offensiv noch recht schlampig. Dann kommt’s, wie es im Fußball oft passiert: Du kassierst einen unnötigen Elfmeter und rennst einem Rückstand hinterher“, sagte Oberstdorf Spielertra­iner Andreas Maier. Doch eben das zeichnet seine Mannschaft aus. Wie schon im ersten Saisonspie­l, als der Aufsteiger gegen den Landesliga-Absteiger SpVgg Kaufbeuren noch einen 0:2-Rückstand aufholte und sich mit einem Punkt belohnte, so schnürten sie auch den TSV Mindelheim in den letzten 20 Spielminut­en regelrecht ein. „Die Jungs sind richtig marschiert. Mit dem Willen drehst du so ein Spiel auch“, sagte Maier.

Selbst eine verletzung­sbedingte Auswechslu­ng wie die von Lorenz Lipp, der nach einem Foul von Ferhan Yörür unglücklic­h auf den Arm gefallen und sich diesen dabei mutmaßlich gebrochen hat, steckte seine Mannschaft weg. Der zur Halbzeit eingewechs­elte Japaner Joichiro Shibata sorgte auf der linken Seite für immensen Betrieb und stellte die Mindelheim­er Defensive vor große Probleme. So große, dass sich Kevin Haugg in der 84. Minute nur noch mit einem Foul zu helfen wusste und – weil es sein zweites gelbwürdig­es Einsteigen war – die Gelb-Rote Karte sah.

„Nach der Gelb-Roten Karte haben wir komplett den Faden verloren“, sagte Mindelheim­s Patrick Eckers. „Wir haben uns nicht mehr getraut, den Ball laufen zu lassen. Heute haben wir Lehrgeld bezahlt“, sagte er.

Denn der FC Oberstdorf belohnte sich für seinen immensen Aufwand: Zunächst erzielte Markus Übelhör nach feiner Vorarbeit über rechts von Christian Lingg den Ausgleich (87.). Dann durfte in der 90. Minute erneut Lingg den Ball von rechts in Ruhe in die Mitte flanken, wo Benedikt Eder zum 2:1-Siegtreffe­r einköpfte. Kurz zuvor hatte Mindelheim zwar noch einmal Pech, als ein 30-Meter-Freistoß von Sebastian Schwegle auf die Latte klatschte. Doch letztlich war der Sieg der Oberstdorf­er verdient. „Wir haben es etwas gebettelt, wir hatten am

Ende einfach keine Körner mehr“, sagte Deigendesc­h.

Körner werden sie auch am Samstag wieder brauchen: Dann geht es zum Auswärtssp­iel nach Kaufbeuren. Was bleibt vom ersten Heimspiel in der Bezirkslig­a? Das erste Saisontor, aber auch die erste Heimnieder­lage nach zweieinhal­b Jahren.

TSV Mindelheim Mayr, Yörür, Schuster, Haugg, Rogg, Gödrich (78. Miller), Eckers, Wölfle (72. Köroglu), Mack, Schwegle, Meier

FC Oberstdorf Kähni, Buchmann, Stölzle, Abed, Geiger (72. Eder), Übelhör, Tenzer (46. Shibata), Lingg, Lipp (82. Hornber‰ ger), Maier, Bonauer

Tore 1:0 Patrick Eckers (HE, 48.), 1:1 Mar‰ kus Übelhör (87.), 1:2 Benedikt Eder (90.)

Gelb‰Rot Kevin Haugg (Mindelheim, 84.), wdh. Foulspiel Zuschauer 200 Schieds‰ richter Jürgen Gabel

 ?? Foto: Erwin Hafner ?? Mindelheim­s Jonas Meier (gelbes Trikot) hatte einen schweren Stand gegen die Abwehr des FC Oberstdorf um Markus Stölzle. Im ersten Heimspiel gab der TSV Mindelheim in den Schlussmin­uten eine 1:0‰Führung aus der Hand.
Foto: Erwin Hafner Mindelheim­s Jonas Meier (gelbes Trikot) hatte einen schweren Stand gegen die Abwehr des FC Oberstdorf um Markus Stölzle. Im ersten Heimspiel gab der TSV Mindelheim in den Schlussmin­uten eine 1:0‰Führung aus der Hand.

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