Beim ersten Mal, da tut’s noch weh
Hans Albers war ein dem Leben zugewandter Schauspieler. Ein singender Neymar. Allein: Er verstand von den Irrungen und Wirrungen des Lebensfadens mehr als der brasilianische Charaktermime. Vor beinahe 80 Jahren goss er die unumstößliche Weisheit in deutsches Liedgut, wonach es beim ersten Mal noch wehtut. Gemeint war damit nicht ein zarter Trikotzupfer, wie Neymar möglicherweise meinen könnte. Albers bezog sich auf die unermesslichen Qualen nicht erwiderter Liebe.
Dem damaligen Zeitgeist entsprechend, war das Objekt der Begierde ein auf der Brust tätowierter Matrose – recht viel wilder ging es nicht. Eine Tätowierung geht heutzutage nicht mehr als Indiz eines zweifelhaften Leumunds durch. Heute würde Albers möglicherweise von Brioni tragenden Spielerberatern singen.
Was sich zweifelsfrei nicht geändert hat: Beim ersten Mal tut’s noch weh. Die nur von Trainerschreien durchschnittene Stille schmerzte in der ersten Partie des Bundesliga-Neustarts im vergangenen Jahr am meisten. Hernach gewöhnten sich Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer daran, dass auf dem Feld der Elitespieler auch nicht differenzierter kommuniziert wird als beim örtlichen Kreisklassisten. Nun, da die Fans zurückgekehrt sind, wird jene Pein nochmals bewusst, die leergebliebene Ränge verursacht haben.
Profi-Fußballer freilich trifft nichts so hart wie eine krachende Niederlage – nicht einmal die Nadel des Tätowierers seines Vertrauens. Fürthern und Augsburgern sei daher gesagt, dass der Schmerz in den kommenden Tagen nachlassen wird. Die Qual der Pleite verliert mit der Zeit ihre Wirkung. Das beste Schmerzmittel aber sind nicht Tage und Wochen, sondern eigene Siege. Dazu bietet sich bereits kommende Woche die Gelegenheit. Weitaus weniger schnell wirkend, aber auch von beträchtlicher Qualität ist die Gewöhnung. In der vergangenen Saison stellvertretend vom FC Schalke 04 exerziert. Irgendwann werden Niederlagen gleichmütig hingenommen. Das freilich führt unwiderruflich zum Abstieg und somit zu Schmerz, der mindestens eine Saison anhält.