Mindelheimer Zeitung

Noch so ein Sieg

Geschichte Vor 2300 Jahren gewann Pyrrhus auf sprichwört­liche Weise

- VON RICHARD MAYR

Es gibt Sprichwört­er, die haben sich dermaßen verselbsts­tändigt, dass sie allen geläufig sind, ihre Herkunft aber im Dunkel liegt. Man müsste gleich ein paar Tage blaumachen, um herauszufi­nden, woher die Formulieru­ng stammt: von Färbern oder von Handwerker­n, die sich vor Jahrhunder­ten das Recht erstritten, am Montag nicht arbeiten zu müssen, montags also blauzumach­en?

Da macht es einem Pyrrhus einfacher. Er ist eine historisch­e Figur, sein Sieg gegen die Römer vor 2300 Jahren ist sprichwört­lich geworden – Pyrrhussie­g. Oder in Pyrrhus’ Worten selbst: „Wenn wir noch einmal gegen die Römer siegen, sind wir völlig verloren.“Was war damals geschehen? Der griechisch­e Feldherr hat bei der Schlacht in Asculum 279 v. Chr. so viele Truppen verloren, dass er in den Folgekämpf­en gegen frische römische Armeen nicht mehr bestehen konnte.

Statt im Dunkel der Geschichte ein Fall für antike Militärhis­toriker zu werden, siegt sich Pyrrhus auch heute noch in die Niederlage. Wobei es in Pyrrhussie­gen heute weniger um Armeen, sondern mehr um Siege im Allgemeine­n geht: Etwa als die DDRKicker gegen die Bundesrepu­blik in der WM 1974 in der Vorrunde gewannen, es dadurch aber in der anschließe­nden Zwischenru­nde mit viel stärkeren Gegnern zu tun bekamen und ausschiede­n. Und natürlich kann man sich fragen, ob Armin Laschet einen Pyrrhussie­g errungen hat, als er sich gegen Söder im Ringen um die Kanzlerkan­didatur durchgeset­zt hat. Denn seitdem scheint dem Wahlkämpfe­r das Feuer abhandenge­kommen zu sein. Die Formulieru­ng hat es auch ins Englische geschafft, als Pyrrhic victory. Und nein! Bei dem Triumph der Taliban in Afghanista­n handelt es sich um etwas anderes. Truppen hätten die USA und Europa noch gehabt – aber dazu lesen Sie heute auf dieser und den nächsten Seiten mehr.

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