Mädchen missbraucht
Gericht Ulmer soll sich hundertfach an Kindern vergangen haben – auch an seiner Halbschwester
Ulm Mehr als 400 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch, darunter auch 20 schwere Fälle – das wirft die Staatsanwaltschaft einem Mann aus Ulm vor. Der 45-Jährige muss sich nun vor dem Landgericht Ulm verantworten.
Den ersten Prozesstag am Montag eröffnete die Verlesung der langen Anklageschrift: Zwischen 1996 und 2005 soll der Mann mehrfach seine Halbschwester und vier Freundinnen von ihr missbraucht haben. Die Mädchen – bei den angeklagten Taten waren sie zwischen sechs und 13 Jahre alt – seien bei ihm regelmäßig zu Besuch gewesen, hätten bei ihm übernachtet.
Dabei gab er den Mädchen Alkohol, badete sie, trocknete sie ab, cremte sie ein und berührte sie immer wieder im Intimbereich. Außerdem forderte er sie auf, für „Dehnübungen“die Beine zu spreizen. Diese Fälle hat der 45-Jährige vor Gericht teilweise gestanden. „In erster Linie tut es mir leid. Das war dumm von mir damals“, erklärte er am Montag. Gleichzeitig betonte er, dass er sich an viele der Ereignisse nicht mehr erinnern könne. Den Vorwurf des 20-fachen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs stritt er ab. Die Anklage legt ihm dabei zur Last, dass er teilweise auch mit Fingern in die Vagina der Mädchen eingedrungen sei oder es zumindest versuchte.
„Ich habe mich früher für kleine Mädchen interessiert“, sagte der Angeklagte am Montag. Bei erwachsenen Frauen habe er wenig Chancen gehabt. Er verneinte jedoch vor Gericht, auch heute noch eine solche Neigung zu besitzen. Sein Verteidiger legte den Richtern dazu zwei Dokumente vor: Sie belegen, dass der Mann ab 2019 Hilfsangebote aufgesucht hat, bei einer Psychotherapeutin und bei der Familienhilfe. Der Angeklagte ist seit 2021 mit einer Frau verheiratet, die eine acht Jahre alte Tochter mit in die Ehe gebracht habe. Seine Frau wisse von der Anklage, sagte er.
Dieser Prozess hätte schon im Juni beginnen sollen. Wegen möglicher Befangenheit einer Schöffin war er zunächst ausgesetzt worden. Die Schöffin erklärte, sie sei mit den Eltern eines der mutmaßlichen Opfer „gut befreundet“. Vier der fünf mutmaßlichen Opfer sind nun Nebenklägerinnen im Verfahren. Fünf Prozesstage sind bis Mitte September geplant.