Bayern startet Drittimpfungen
Pandemie Gesundheitsminister Holetschek wirbt für die Auffrischung des Corona-Schutzes und präsentiert eine neue Promi-Kampagne
München/Höchstädt Fernsehkoch Alexander Herrmann tut es für die Imbissbuden. Kabarettist Ottfried Fischer für die Fitnessstudios. Und Annemarie und Wayne Carpendale tun es neuerdings für Singles – und weil sie es „als Mama und Papa super wichtig finden, so auch unsere Kinder zu schützen“. So wirbt das Promipärchen jedenfalls in der dritten und neuesten Welle der bayerischen „Motivationskampagne“, wie es das Gesundheitsministerium nennt, für Corona-Impfungen.
Neben den Carpendales zählen auch Schauspielerin Sila Sahin und TV-Koch Ali Güngörmüs zu den neuen Werbegesichtern. „Wir zeigen mit unserer Kampagne pointiert Gründe auf, sich impfen zu lassen. Wer sich bisher nicht dazu aufraffen konnte, sich für den eigenen Schutz impfen zu lassen, sollte dies nun zumindest für seine Mitmenschen tun“, erklärte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU).
Außerdem machte er am Montag deutlich, dass im Freistaat ab sofort auch Auffrischungsimpfungen möglich seien – zunächst mit dem Fokus auf Pflegeeinrichtungen, „denn dort leben die Menschen, die zuerst geimpft wurden“, sagte Holetschek. Dann könnten sich auch gleich bisher ungeimpfte Mitarbeiter der Einrichtungen unbürokratisch mitimpfen lassen.
Nach dem jüngsten Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz richten sich die Drittimpfungen insbesondere an Hochbetagte über 80 Jahre, Bewohner von Pflegeheimen, Menschen mit Immunschwächeerkrankungen oder Immunsuppression und Pflegebedürftige, die zu Hause leben. Voraussetzung ist, dass die Zweitimpfung mindestens sechs Monate zurückliegt. Die Betroffenen sollten die Impfung zunächst durch ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte erhalten.
Wie wichtig insbesondere der Schutz von in Pflegeheimen lebenden Menschen ist, zeigte sich zuletzt im Landkreis Dillingen. Dieser war vor allem wegen eines Corona-Ausbruchs in einem Seniorenheim in Höchstädt Ende vergangener Woche zu Bayerns Hotspot Nummer eins geworden – mit einer Inzidenz von 65,2. Insgesamt 34 Bewohner und Bewohnerinnen sowie 14 Angestellte hatten sich infiziert, mindestens drei Menschen starben. Am Montag wurden noch sechs Personen positiv auf das Coronavirus getestet, die Inzidenz lag laut Robert-KochInstitut (RKI) bei 60,1. „Die vielen Maßnahmen wirken“, erklärte Isabella Lipp von der Leitung des Seniorenheims am Montag. Zudem kam Unterstützung von außen: Drei Mitarbeiterinnen der Elisabethenstiftung in Höchstädt helfen freiwillig, dazu schickte die Bundeswehr sechs Soldatinnen und Soldaten.
Bayernweit die höchsten Inzidenzen hatten am Montag laut RKI die Kreise Dingolfing-Landau (87,9) Weiden in der Oberpfalz (77,2) und Mühldorf am Inn (61,3). Viele der jüngsten Corona-Fälle in diesen Regionen sind nach Angaben der Behörden auf Reise-Rückkehrer zurückzuführen.