Mindelheimer Zeitung

Kampf um den Blinddarm‰Cup

Supercup Eine ernsthafte Bedeutung hat das Spiel zwischen Bayern und Dortmund nicht. Schmerzhaf­te Reizungen auslösen kann der nutzlose Pokal aber trotzdem. Das sorgt vor allem bei den Münchnern für Probleme

- VON TILMANN MEHL

München Von all den Pokalen und Schalen, die in den vergangene­n 15 Monaten dem Vitrinensc­hrank zugeführt wurden, ist die Gefühlsbin­dung der Münchner zum deutschen Supercup am geringsten. Am bedeutsams­ten: Klar, die Champions League, am Samstag erst jährte sich das rauschhaft­e 8:2 im Viertelfin­ale gegen Barcelona zum ersten Mal. Die Serienmeis­terschafte­n acht und neun gehören zum Selbstvers­tändnis der Münchner, der Weltpokal strahlt zumindest für das Funkeln einer Sekunde über die Landesgren­zen hinaus, und den Siegtreffe­r im europäisch­en Supercup erzielte mit Javi Martinez einer der Fan-Lieblinge in der Verlängeru­ng. Diese Erinnerung bleibt.

Der Supercup aber: Von jeher der Blinddarm unter den Titeln. Wird kaum bemerkt, wenn alles glatt läuft – kann aber auch für Stress sorgen. So wie in diesem Jahr. Da treffen die Münchner als Meister am Dienstag auf Borussia Dortmund. (20.30 Uhr, Sat. 1, Sky). Dem Gewinner des Supercup winkt kein internatio­nales Renommee, als Prämie gibt es zwar rund drei Millionen Euro zu verdienen – der Verlierer kassiert aber auch noch in etwa zwei Millionen. Weil das Spiel zwischen Meister und Pokalsiege­r nicht vor das erste Pflichtspi­el gelegt wurde, können es die Trainer nicht als Vorbereitu­ngsspiel umdeuten. Aus Sicht der Münchner ist es eine Partie zur Unzeit.

Das 1:1 gegen Mönchengla­dbach hat zum einen bewiesen, dass auch eine lange Pause zahlreiche­n spielerisc­hen Elementen nichts anhaben kann, allerdings war auch deutlich zu erkennen, dass die Leiber der Bayern sehr rasch ausbelaste­t waren. „Wir brauchen noch Zeit, ehe wir 90 Minuten Tempo fahren können“sagte Trainer Julian Nagelsmann am Tag vor dem Duell mit den Dortmunder­n. Der Coach würde langsam gerne sein erstes Spiel aufseiten der Bayern gewinnen. Bislang verließ er weder eines der Testspiele noch das erste Bundesliga­spiel als Sieger. Er sei es „auch von meinen früheren Stationen nicht gewohnt, so häufig nicht zu gewinnen“, so Nagelsmann. Allerdings solle man auch die „Kirche im Dorf lassen“. Schließlic­h hätten etliche Spieler erst in der vergangene­n Woche das gemeinsame Training aufgenomme­n.

Darauf allerdings nehmen Fans nur selten Rücksicht. Ein Spiel um den Titel ist ein Spiel um den Titel.

Um die Brisanz der Duelle gegen Dortmund weiß ohnehin jeder Bescheid. Bis auf Lucien Favre möglicherw­eise. Der schickte sich in der vergangene­n Saison an, den Supercup in München zu gewinnen. Seine Mannschaft hatte einen 0:2-Rückstand aufgeholt und Erling Haaland erwies sich mit fortschrei­tender Spielzeit als viel zu schnell für die bayerische Defensive. Favre aber wechselte den Norweger aus, um ihn für kommende Aufgaben zu schonen. Schließlic­h geht es ja um nicht viel. Die Bayern gewannen dann doch noch, und Favre musste sich zweieinhal­b Monate später aus Dortmund verabschie­den, konfrontie­rt immer wieder mit dem Vorwurf, der Mannschaft nicht die absolute Gier vermittelt zu haben.

Marco Rose wird Haaland nicht ohne Zwang austausche­n. Die Partie findet in Dortmund statt. Der Trainer weiß um die Befindlich­keiten des Publikums, wenn es gegen die Münchner geht. Zudem muss der neue BVB-Coach neben den angeschlag­enen oder erkrankten Mats Hummels, Raphael Guerreiro, Emre Can, Thomas Meunier und Julian Brandt nun auch noch auf Thorgan Hazard verzichten, der mit einem dicken Knöchel ausfällt. So breit ist auch der Dortmunder Kader nicht, als dass nun auch noch Haaland eine Pause erhalten könnte.

Den Münchnern käme es freilich entgegen, wenn sie sich nicht der norwegisch­en Naturgewal­t entgegenst­ellen müssten. Nagelsmann setzt auf einen multifakto­riellen Verteidigu­ngswall gegen den Stürmer. Natürlich müssten die Verteidige­r bestens aufpassen, zudem sollen die Offensivsp­ieler möglichst viele Bälle in die Tiefe durch aggressive­s

Die Umdeutung zum Testspiel funktionie­rt nicht

Wie sich wohl Upamecano gegen Haaland anstellt

Pressing verhindern, und letztlich habe man „den besten Torwart der Welt“, der sicherlich auch gebraucht werde.

Besondere Aufmerksam­keit genießt das Duell zwischen Haaland und Münchens neuem Innenverte­idiger Dayot Upamecano. Der Franzose hatte im ersten Saisonspie­l gegen Gladbach Glück, dass der Kölner Videokelle­r seine Sommerpaus­e verlängert hatte und zwei elfmeterre­ife Foulspiele nicht als solche erkannte. Nagelsmann nahm den 40-Millionen-Euro-Mann allerdings in Schutz. Er fand die „Noten und Diskussion über seine Leistung nicht gerechtfer­tigt“.

Dass es in München allerdings keinerlei Bedeutung hat, ob ein Trainer Diskussion­en für gerechtfer­tigt hält, weiß auch Nagelsmann. Als einziges Maß für den jeweiligen Übungsleit­er gilt ein gefüllter Trophäensc­hrank. Und wenn eben gerade keine Meistersch­aft oder Champions League auf dem freien Markt verfügbar ist, dann muss es eben der Supercup sein. Anders als der Blinddarm, schmerzt es aber erst, wenn er fehlt.

konnte er auch das, was konnte er nicht? Doch keiner vereinte Eleganz und Technik so perfekt mit Präzision und Dynamik.

Seine spielerisc­hen Qualitäten, gepaart mit einer angenehm zurückhalt­enden Art, machten den Schweizer zu einem der beliebtest­en und bekanntest­en Sportler überhaupt. Und bescherten ihm einen warmen Geldregen. 130 Millionen Dollar hat Federer in seiner Karriere allein an Preisgelde­rn verdient. Diverse Werbevertr­äge steigerten sein geschätzte­s Vermögen auf 400 Millionen Dollar. Sei es ihm gegönnt, immerhin muss er eine Familie mit vier Kindern ernähren und zwischen den Wohnsitzen in der Schweiz und Dubai pendeln.

So ganz will es das Herz aber noch nicht wahrhaben, was ihm der Verstand sagt: Die Ära des Roger Federer geht zu Ende. Ein klitzeklei­nes Fünkchen Hoffnung sei da noch, sagt er in dem Video. Und wirkt dabei, als glaube er selbst nicht mehr daran. Damit bleibt ihm der letzte große Erfolg seiner Karriere verwehrt: aufzuhören, wann er es will. Jetzt muss er, wie so viele, aufhören, weil es ihm sein Körper befiehlt. Wie schnöde. Wie menschlich.

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Foto: Witters Der erste Pokal der Saison. Die Bayern sind mit acht Siegen Rekordgewi­nner des Supercup. Nur wirkliche Experten aber können sich an die einzelnen Partien erinnern.
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Foto: dpa Roger Federer muss erneut am Knie ope‰ riert werden.

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