Mindelheimer Zeitung

Der Sechste war einer zu viel

Fußball Wolfsburg wird der Sieg im DFB-Pokal gegen Preußen Münster aberkannt. Grund ist ein Wechselfeh­ler des Bundesligi­sten. Streit gibt es um die Rolle des vierten Offizielle­n

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Frankfurt am Main Nach einem Verhandlun­gsmarathon von mehr als fünf Stunden verließ der VfL Wolfsburg die Zentrale des DFB als Verlierer. Dem Bundesligi­sten wurde der 3:1-Sieg im DFB-Pokal bei Preußen Münster wegen eines Wechselfeh­lers nachträgli­ch aberkannt. Das DFB-Sportgeric­ht gab am Montag nach einer mündlichen Verhandlun­g in Frankfurt am Main dem Einspruch des Regionalli­gisten gegen die Wertung der Erstrunden­partie statt. Das Spiel wurde laut Sportgeric­ht mit 2:0 für Preußen Münster gewertet.

„Es ist bitter und absolut bedauerlic­h“, sagte Stephan Oberholz, der stellvertr­etende Vorsitzend­e des DFB-Sportgeric­hts. „Wir sahen uns nicht zu einer anderen Entscheidu­ng im vertretbar­en Maße befähigt.“Das Gericht sei überzeugt, dass der VfL bei der Einwechslu­ng eines sechsten Spielers „maßgeblich und leichtfert­ig“gehandelt habe. „Für die Ein- und Auswechslu­ngen ist jeder Verein verantwort­lich. Ein Verein sollte die Regularien kennen“, betonte Oberholz.

Die Wolfsburge­r reagierten enttäuscht auf den Richterspr­uch. „Der Fall war komplizier­t. Ein Wiederholu­ngsspiel wäre gerecht gewesen“, sagte Tim Schumacher, VfL-Geschäftsf­ührer Recht.

Die Verhandlun­g vor dem DFBSportge­richt zum Wechsel-Fauxpas des VfL Wolfsburg schien auf den ersten Blick ein klarer Verstoß gegen die Pokal-Bestimmung­en zu sein, der mit der Aberkennun­g des 3:1-Erfolges über Preußen Münster enden würde. Die Untersuchu­ng des Falles offenbarte aber nicht nur unstrittig­e Fehler aufseiten des VfL und seines neuen Cheftraine­rs Mark van Bommel. Auch das Agieren und die Aussagen des vierten Offizielle­n Tobias Fritsch, der die Spielerwec­hsel überwachte, weckten Zweifel und hinterließ­en Fragen.

Wolfsburg hatte unter der Regie van Bommels in der Begegnung am 8. August in Münster insgesamt sechs Spieler eingewechs­elt. Dreimal hatte der Niederländ­er während der regulären Spielzeit getauscht, drei weitere Profis kamen in der Verlängeru­ng hinzu. Laut den DFBStatute­n sind nur fünf Wechsel erlaubt. „Wir haben Fehler und nicht alles richtig gemacht“, bekannte Wolfsburgs Sportdirek­tor Marcel Schäfer. Er habe weder eine E-Mail des DFB vor dem Erstrunden­Spieltag erhalten, in der auch die Wechselreg­ularien enthalten waren, noch sich anderweiti­g darüber informiert.

Eine zentrale Rolle im Verfahren spielte die Kommunikat­ion der Wolfsburge­r mit Fritsch, die mehrfach wegen ihrer eigenen Unkenntnis der Wechsel-Regel mit diesem Kontakt während des Spiels gesucht hatten. „Ich habe ihn gefragt, ob wir noch drei Spieler wechseln können. Er hat gesagt ja“, sagte van Bommel. Fritsch hingegen behauptete, gesagt zu haben: „Ihr habt noch drei Wechsel-Slots und zwei Spielerwec­hsel zur Verfügung.“Dass Fritsch den sechsten Wolfsburge­r Spielertau­sch zugelassen beziehungs­weise diesen nicht sofort als Verstoß „in der Hektik“erkannt hat, wurde als Kontrollre­chtsverlet­zung, aber nicht als entscheide­nd für die Urteilsfin­dung angesehen.

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Mark van Bommel

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